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Wenn Frauen zu sehr lieben

Wenn Frauen zu sehr lieben

Titel: Wenn Frauen zu sehr lieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Norwood
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ignoriert oder wegrationalisiert. «Es ist doch nicht so schlimm.» – «Du weißt eben nicht, wie er in Wirklichkeit ist.» – «Das hat er nicht gewollt.» – «Es ist nicht seine Schuld.» Dies sind nur einige der Standardsätze, die die beziehungssüchtige Frau in diesem Stadium ihrer Krankheit benutzt, um ihren Partner und ihre Beziehung zu verteidigen.

    Während ihr Mann sie enttäuscht und im Stich lässt, wird sie gleichzeitig emotional immer abhängiger von ihm. Sie hat sich bereits weitgehend auf ihn, seine Probleme, sein Wohlergehen und – was vielleicht am wichtigsten ist – seine Gefühle für sie konzentriert. Ihre ständigen Versuche, ihn zu ändern, nehmen ihre Energie mehr und mehr in Anspruch. Mit der Zeit kann sie sich überhaupt nur noch von ihm Gutes erhoffen und zufügen lassen. Ist das Zusammensein mit ihm unbefriedigend, dann versucht sie diesen Zustand zu verändern, indem sie sich selbst oder ihn zu einem anderen Verhalten erzieht. Außerhalb der Beziehung sucht sie nicht nach emotionaler Befriedigung; sie ist zu sehr damit beschäftigt, die Beziehung zu verbessern. Wenn sie ihn glücklich machen kann, dessen ist sie sich sicher, dann wird er sie besser behandeln, und schließlich wird auch sie glücklich werden. Durch ihre ständigen Bemühungen, ihm zu gefallen und ihm alles recht zu machen, wird sie zur Hüterin seines Wohlbefindens. Immer wenn er ärgerlich ist, sieht sie in seiner Reaktion einen Beweis für ihr Versagen und fühlt sich schuldig – weil er unglücklich ist und sie es nicht vermochte, ihn glücklich zu machen, weil er Fehler hat und sie es nicht vermochte, diese zu beheben. Aber vor allem fühlt sie sich schuldig, weil sie selbst unglücklich ist. Indem sie die Realität verleugnet, sagt sie sich, dass mit ihm eigentlich alles in Ordnung ist – also müssen alle Fehler bei ihr liegen.
    Obwohl sie ihre Probleme für trivial und ihre Beschwerden für belanglos hält, verzweifelt sie daran und verlangt mehr und mehr nach Gesprächen mit dem Partner. In den langen Diskussionen, die darauf folgen (falls er überhaupt mit ihr redet), werden aber die wahren Probleme gewöhnlich nicht angesprochen. Wenn er zu viel trinkt, dann hindert ihr Verleugnungsmechanismus sie daran, dies wahrzunehmen; sie bittet ihn also vielleicht geradezu flehentlich, ihr zu sagen, warum er so unzufrieden ist – in der Annahme, nicht sein Trinkverhalten sei von Bedeutung, sondern seine Unzufriedenheit. Wenn er ihr untreu ist, fragt sie, warum sie ihm als Frau nicht genügt, womit sie sich – nicht ihm – die Schuld an der Situation gibt. Und so weiter …
    Das Leben wird immer schwieriger. Aber ihr Partner fürchtet, sie könne mutlos werden und sich von ihm zurückziehen. Da er aber ihre Unterstützung – in emotionaler, finanzieller, sozialer oder sonstiger Hinsicht – braucht, erklärt er ihr, dass sie im Unrecht sei und sich vieles nur einbilde. Denn er liebe sie doch, beteuert er, und auch die Beziehung laufe besser, als sie es mit ihrer negativen Einstellung erkennen könne. Und sie glaubt ihm, weil sie das Verlangen hat, ihm zu glauben. Sie akzeptiert seine Sehweise, bemüht sich, den Problemen keine «übertriebene» Bedeutung mehr beizumessen – und entfernt sich damit noch weiter von der Realität.
    Er ist zu ihrem Barometer geworden, ihrem Radar, dem Messgerät für ihre Empfindungen. Sie beobachtet ihn ständig. All ihre Gefühlsregungen werden durch sein Verhalten ausgelöst. Sie gibt ihm die Macht, ihr emotionale Wechselbäder zu verpassen, und gleichzeitig vermittelt sie zwischen ihm und der Außenwelt. Sie versucht, der Außenwelt vorzumachen, sowohl er als auch die Beziehung seien besser und glücklicher, als dies der Fall ist. Jedes einzelne seiner Versäumnisse, jede einzelne ihrer Enttäuschungen wird von ihr wegrationalisiert, und während sie die Wahrheit nach außen verheimlicht, verheimlicht sie sie auch vor sich selbst. Sie kann nicht akzeptieren, dass er ist, wer er ist, und dass seine Probleme seine und nicht ihre Probleme sind. Dabei wird sie immer mehr von dem Gefühl durchdrungen, versagt zu haben – trotz all ihrer energischen Versuche, ihn zu ändern. Ihre Frustration entlädt sich in Wutausbrüchen; es kommt zu heftigen, gelegentlich handgreiflichen Auseinandersetzungen, die sie aus ohnmächtiger Wut darüber anzettelt, dass er ihre gut gemeinten Bemühungen anscheinend absichtlich durchkreuzt. So wie sie einst jedes Versäumnis von ihm

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