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Wenn Frauen zu sehr lieben

Wenn Frauen zu sehr lieben

Titel: Wenn Frauen zu sehr lieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Norwood
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ich die Beziehung zu ihm ab; aber das gelang mir nur, weil ich eine Menge Unterstützung hatte. Meine Schwester, meine Mutter und mein Therapeut halfen mir, das alles durchzustehen. Lange Zeit war ich schrecklich deprimiert. Ich wollte einfach nicht loslassen. Noch immer hatte ich das Gefühl, er würde mich brauchen, und ich war sicher, wir könnten es miteinander schaffen, wenn ich mir nur noch ein bisschen mehr Mühe gab.
    Als Kind hatte ich auch immer dieses Gefühl gehabt: dass ich sicher gleich herausfinden würde, wie sich alles in Ordnung bringen ließe.
    Wir waren fünf Kinder. Ich war die Älteste, und meine Mutter suchte oft Halt bei mir. Sie musste dafür sorgen, dass unser Vater sich wohl fühlte, was vollkommen unmöglich war. Bis heute kenne ich niemanden, der es an Gemeinheit mit meinem Vater aufnehmen könnte. Vor etwa zehn Jahren haben die beiden sich endlich scheiden lassen. Ich vermute, dass sie uns einen Gefallen tun wollten, indem sie so lange damit warteten, bis wir alle das Elternhaus verlassen hatten; aber in unserer Familie aufzuwachsen, war unerträglich. Mein Vater schlug uns alle, selbst meine Mutter, aber meine Schwester musste die gröbsten körperlichen Misshandlungen über sich ergehen lassen, während mein Bruder den schwersten verbalen Demütigungen ausgesetzt war. Auf die eine oder andere Weise hat er uns alle zu Krüppeln gemacht. Und ich glaubte immer nur, ich müsste irgendeine Lösung finden, um unser Leben erträglicher zu machen, aber ich wusste nie, worin sie hätte bestehen können. Ich versuchte, mit meiner Mutter zu reden, aber die hatte keine Energie mehr. Ein paarmal stellte ich mich auch meinem Vater entgegen, aber meistens war das zu gefährlich. Ich erzog meine Geschwister dazu, jegliche Konflikte mit ihm zu vermeiden, ihre Worte vorsichtig zu wählen und so weiter. Wenn wir von der Schule zurückkamen, gingen wir oft sogar durchs ganze Haus, um all das in Ordnung zu bringen, worüber er sich hätte aufregen können, wenn er abends heimkam. Im Grunde war unser Leben bestimmt von Angst und Traurigkeit.
    Warum sich Arleen von Albert angezogen fühlte
    Weil Arleen sich Albert gegenüber als stärker, reifer und tüchtiger empfand, hoffte sie, in der Beziehung mit ihm die Oberhand zu haben und sich damit vor Verletzungen zu schützen. Diese Aussicht machte ihn in ihren Augen so begehrenswert, denn seit ihrer Kindheit war sie immer wieder Opfer von körperlichem und seelischem Missbrauch geworden. Im Vergleich zu ihrem Vater, dem sie Gefühle von Angst und Wut entgegenbrachte, musste Albert ihr vorkommen wie die perfekte Lösung für ihre Probleme mit Männern, denn es schien höchst unwahrscheinlich, dass er jemals heftig genug auf sie reagieren würde, um überhaupt gewalttätig zu werden. Während der wenigen Monate, die sie zusammen waren, erlebte Arleen allerdings genauso viel Leid wie mit den heterosexuellen Männern, mit denen sie vor ihm befreundet gewesen war.
    Die Aufgabe, die sie erfüllen wollte, einen eigentlich homosexuellen Mann und sein chaotisches Leben «in Ordnung zu bringen», war durchaus vergleichbar mit den Anforderungen, denen sie sich schon in ihrer Kindheit gestellt hatte. Auch der seelische Schmerz, der diese Beziehung begleitete, war ihr vertraut. Schon als Kind hatte sie mit der Gewissheit leben müssen, immer wieder unangenehm überrascht, verletzt, schockiert oder gekränkt zu werden, und das von einem Menschen, der eigentlich auf ihrer Seite hätte stehen und sich um sie kümmern müssen. Weil Arleen davon überzeugt war, Albert zu dem Mann machen zu können, den sie brauchte, fiel es ihr am Ende so schwer, ihn gehen zu lassen.
    Suzannah : 26  Jahre alt; zweimal geschieden – beide Ehemänner waren Alkoholiker; Tochter einer emotional abhängigen Mutter
    Ich war in San Francisco, wo ich an einem dreitägigen Vorbereitungsseminar für meine Sozialarbeiterprüfung teilnahm. Am zweiten Tag, zu Beginn der Nachmittagspause, fiel mein Blick auf einen sehr gut aussehenden Mann. Als er an mir vorbeiging, lächelte ich ihn an. Dann verließ ich den Seminarraum, um mich irgendwo hinzusetzen und auszuruhen. Er kam auf mich zu und fragte, ob ich auf dem Weg zur Cafeteria sei. Ich sagte ja, er begleitete mich und fragte dann etwas zögernd, ob er mich zu einem kleinen Imbiss einladen dürfe. Ich hatte den Eindruck, dass er sich das eigentlich nicht leisten konnte, und antwortete deshalb: «Nicht nötig. Ich bezahle lieber selbst.» Ich kaufte mir

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