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Wenn Frauen zu sehr lieben

Wenn Frauen zu sehr lieben

Titel: Wenn Frauen zu sehr lieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Norwood
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getan, und später bei jedem meiner beiden Ehemänner. Meine Mutter und ich waren nie gut miteinander ausgekommen. Es hatte viele Männer in ihrem Leben gegeben. Aber so plötzlich, wie diese Männer auf der Bildfläche erschienen waren, verschwanden sie auch wieder. Wenn sie einen neuen Freund hatte, wollte sie sich nicht auch noch um mich kümmern müssen. Deshalb schickte sie mich dann ins Internat. Aber sobald er sie verlassen hatte, holte sie mich zurück, weil sie für ihr Weinen und Klagen einen Zuhörer brauchte. Wenn wir zusammen waren, bestand meine Aufgabe darin, sie zu trösten, was mir nie gut genug gelang. Sie wurde wütend und warf mir vor, ich würde mich nicht richtig um sie kümmern. Dann lernte sie den nächsten Mann kennen und vergaß mich wieder vollkommen.
    Natürlich wählte ich später einen Beruf im Sozialwesen. Als Kind hatte ich nur in Momenten, wo ich anderen Menschen helfen konnte, gespürt, dass ich etwas wert und zu etwas nütze war, und ich entwickelte das Bedürfnis, noch besser, noch effektiver helfen zu können. Es war daher ein großer Triumph für mich, als ich endlich den Drang überwunden hatte, unbedingt mit einem Mann zusammen sein zu müssen, der mir nichts zu bieten hatte außer der Möglichkeit, ihm zu helfen.
    Warum sich Suzannah von dem Mann aus San Francisco angezogen fühlte
    Suzannahs berufliches Engagement in der Sozialarbeit war fast genauso unvermeidlich wie ihr Interesse an Männern, die ihre Zuwendung und ihre Ermutigung brauchten. Ihr neuer Bekannter deutete seine finanziellen Probleme gleich zu Beginn an. Sie verstand den Wink und bezahlte ihr Getränk selbst – damit tauschten beide grundlegende Informationen aus: Er ließ sie wissen, dass er ein wenig bedürftig war, und sie reagierte, indem sie auf seine Gefühle Rücksicht nahm.
    Als die beiden sich abends wieder trafen und sie das Essen bezahlte, ergab sich wiederum die gleiche Problematik: Ihm fehlte es an etwas, und sie hatte genug für beide. Probleme mit Geld, Probleme mit Sex, Probleme mit Nähe – genau die Signale, die Suzannah hätten warnen sollen (schließlich hatte sie eine Reihe von Beziehungen mit bedürftigen, abhängigen Männern hinter sich), steigerten stattdessen ihr Interesse, denn dadurch wurden ihre fürsorglichen Gefühle angesprochen. Suzannah fand einen Mann dann unwiderstehlich, wenn er noch nicht der war, der er ihrer Meinung nach hätte sein können. Sie glaubte, mit ihrer Hilfe und Zuneigung ließe sich etwas ganz Besonderes aus ihm machen. Sie war nicht in der Lage, sich gleich anfangs zu fragen: «Was könnte diese Beziehung mir geben?», aber da sie bereits auf dem Weg zu einem gesünderen Umgang mit sich selbst war, konnte sie schließlich doch realistisch einschätzen, was zwischen ihr und diesem Mann eigentlich vorging. Zum ersten Mal achtete sie darauf, was eine Beziehung
ihr
gab, statt sich vollständig darauf zu konzentrieren, wie sie dem Partner mit all seinen Schwierigkeiten und Bedürfnissen helfen konnte.
     
    Jede der hier vorgestellten Frauen fand einen Mann, der für sie eine altbekannte Herausforderung darstellte und bei dem sie sich deshalb wohl fühlen konnte. Aber keine der Frauen erkannte, warum ein bestimmter Mann sie so sehr faszinierte. Hätten sie dies verstanden, wäre es ihnen möglich gewesen, sich bewusst für oder gegen die Aufnahme einer solchen Beziehung zu entscheiden.
    Oftmals glauben wir, dass uns Eigenschaften anziehen, die anscheinend im
Gegensatz
zu denen unserer Eltern stehen. Arleen beispielsweise interessierte sich für einen bisexuellen Mann, der viel jünger war als sie, schmächtig und alles andere als körperlich aggressiv ihr gegenüber. Sie hielt die Beziehung zu einem Mann, der vermutlich nie so gewalttätig wie ihr Vater sein konnte, für sicher. Aber auf einer anderen Ebene, die ihr nicht bewusst war, kämpfte sie darum, ihn zu dem Mann zu machen, der er nicht war, und sich in einer Beziehung durchzusetzen, die von Anfang an ihre Bedürfnisse nach Liebe und Sicherheit nicht befriedigen konnte. Genau dieses unbewusste Bestreben machte den eigentlichen Reiz für sie aus, eine Beziehung mit ihm aufzubauen. Aus dem gleichen Grund fiel es ihr auch so schwer, von ihm und der Herausforderung, die er verkörperte, abzulassen.
    Was sich zwischen Chloë und ihrem frauenhassenden, gewalttätigen Partner abspielte, ist etwas verwickelter, aber genauso alltäglich. Schon bei ihrer ersten Unterhaltung gab er ihr sehr weitgehende

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