Wenn Frauen zu sehr lieben
war unvermeidlich. Sie kam mit der Bereitschaft wieder, genau da weiterzumachen, wo sie beide aufgehört hatten: ein Leben als Süchtige zu führen.
Greg und Alana konnten nur Partner sein, solange beide krank waren. Alana mit ihrer unkontrollierbaren Esssucht empfand sich dann als stark und gesund, wenn Greg ständig «voll» war; er hingegen hatte das Gefühl, seinen Drogenkonsum durchaus handhaben zu können, wenn er ihn mit ihren «Fressorgien» verglich. Gregs Gesundungsprozess machte Alanas Suchtverhalten zu deutlich, als dass sich beide noch hätten miteinander wohl fühlen können. Um den früheren Zustand in der Beziehung wiederherzustellen, hätte sie also sein Bemühen um ein drogenfreies Leben sabotieren müssen.
Erik : 42 Jahre alt; geschieden und wiederverheiratet
Anderthalb Jahre nach meiner Scheidung lernte ich Sue kennen. Ich bin Footballtrainer an einer Abendschule. Ein Lehrer, der gerade umgezogen war, hatte mich praktisch gezwungen, zu seiner Einweihungsparty zu kommen. An diesem Sonntagnachmittag saß ich also allein in seinem neuen Schlafzimmer und sah mir ein Footballspiel im Fernsehen an, während die anderen Gäste sich im Wohnzimmer vergnügten.
Sue kam herein, um ihren Mantel abzulegen, und wir nickten einander zu. Dann ging sie ins Wohnzimmer, kehrte aber nach einer halben Stunde zurück, um nachzusehen, ob ich immer noch da war. Sie machte sich ein bisschen darüber lustig, dass ich mich mit dem Fernseher ins Schlafzimmer verkrochen hatte. Während der Werbespots wechselten wir ein paar Worte miteinander. Dann ging sie wieder hinaus und kam mit einem Teller zurück, den sie mit allen möglichen Kleinigkeiten vom kalten Buffet bestückt hatte. Ich sah sie zum ersten Mal richtig an und bemerkte, wie hübsch sie war. Direkt nach Spielende ging ich zu den anderen Gästen hinüber. Leider war sie schon fort. Ich fand heraus, dass sie Englischlehrerin war und am selben College arbeitete wie ich. Am Montag danach ging ich in ihr Büro und fragte sie, ob ich mich mit einer Einladung zum Mittagessen für den kleinen Party-Imbiss revanchieren dürfe.
Sie sagte ja, allerdings nur unter der Bedingung, dass wir irgendwo hingingen, wo es keinen Fernseher gab. Wir mussten beide lachen. Aber eigentlich war es kein Scherz. Als ich Sue kennenlernte, bestand mein Leben nur aus Sport. Wenn man will, kann man sich vollständig auf Sport konzentrieren, ohne sich die Zeit für irgendetwas anderes zu nehmen. Ich joggte jeden Tag. Ich trainierte für Marathonläufe, ich war Trainer einer Mannschaft, mit der ich auch zu Auswärtsspielen fuhr, ich sah mir die Sportsendungen im Fernsehen an, ich trieb Bodybuilding.
Aber ich war auch einsam, und Sue gefiel mir. Von Anfang an brachte sie mir sehr viel Aufmerksamkeit entgegen, wenn es mir angenehm war, störte mich aber gleichzeitig nie bei Dingen, die ich tun wollte oder musste. Sie hatte einen sechsjährigen Sohn namens Tim, und auch ihn mochte ich gern. Sues ehemaliger Mann lebte weit entfernt und besuchte sein Kind nur selten; Tim und ich schlossen daher schnell Freundschaft. Mir war klar, dass er einen Mann um sich haben wollte.
Nach etwa einjähriger Bekanntschaft heirateten Sue und ich, aber schon bald darauf häuften sich die Probleme zwischen uns. Sie beklagte sich, dass ich mich nie um sie oder Tim kümmerte, dass ich immer unterwegs war und dass ich mich zu Hause nur für das Sportprogramm im Fernsehen interessierte. Ich beklagte mich, dass sie immer nur an mir herumnörgelte, obwohl sie doch gewusst hatte, worauf sie sich einließ, als sie mich kennenlernte. Wenn es ihr nicht passte, warum blieb sie dann überhaupt da? Ich war sehr häufig wütend auf Sue – aber Tim gegenüber konnte ich keine Wut empfinden. Ich wusste, dass wir beide ihm mit unseren Streitereien wehtaten. Und Sue war im Recht, obwohl ich das damals nie zugegeben hätte: Ich ging ihr und Tim aus dem Weg. Durch mein Interesse am Sport hatte ich immer etwas zu tun, hatte immer ein Gesprächsthema und Stoff zum Nachdenken. Der Sport gab mir Sicherheit und Entspannung. Schon in meiner Kindheit war Sport das einzige Thema gewesen, über das man sich mit meinem Vater unterhalten konnte, die einzige Möglichkeit, seine Aufmerksamkeit zu ergattern.
Mittlerweile standen Sue und ich kurz vor der Trennung, denn wir stritten uns ständig. Je mehr Druck sie auf mich ausübte, desto mehr ging ich ihr aus dem Weg und floh stattdessen in meine sportlichen Aktivitäten. Eines
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