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Wenn Frauen zu sehr lieben

Wenn Frauen zu sehr lieben

Titel: Wenn Frauen zu sehr lieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Norwood
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wurde ich verhaftet. Und wegen illegalem Drogenbesitz angeklagt. Ich verbrachte zehn Tage im Gefängnis. Der Anwalt, den meine Eltern engagiert hatten, war Spezialist für solche Fälle. Er schaffte es, mich mit der Auflage herauszuholen, dass ich mich einer Therapie unterzog. Während der zehn Tage, die ich im Gefängnis saß, zog Alana aus unserer gemeinsamen Wohnung aus. Ich war sehr wütend. Sie hatte mich im Stich gelassen. In der Zeit vor meiner Verhaftung hatten wir uns fast nur noch gestritten. Wenn ich jetzt daran zurückdenke, kann ich mir gut vorstellen, wie schwierig das Zusammenleben mit mir allmählich geworden war.
    Wie fast alle Leute, die Drogen nehmen, entwickelte auch ich mit der Zeit eine Art Verfolgungswahn. Außerdem war ich fast ständig angeturnt oder wollte mich anturnen. Alana hatte mein Verhalten auf sich bezogen, hatte geglaubt, wenn sie anders wäre, würde ich auch mehr für sie da sein wollen, statt mich dauernd mit Drogen zu betäuben. Sie dachte, ich könne es mit ihr nicht aushalten – dabei hielt ich es doch mit mir selbst nicht aus.
    Sie blieb jedenfalls etwa zehn Monate lang verschwunden; vermutlich hatte sie sich wieder einem großen Protestmarsch angeschlossen. Mein Therapeut bestand auf meiner Teilnahme an Narcotics Anonymous-Meetings. Mir blieb nichts anderes übrig, wenn ich nicht ins Gefängnis zurück wollte, also ging ich hin. Einige der Leute, die zu den Sitzungen kamen, kannte ich noch von früher, aus der «Scene». Mit der Zeit dämmerte es mir, dass mein Drogenkonsum tatsächlich ein Problem darstellte. Diese Leute begannen, aus ihrem Leben etwas zu machen, und ich war immer nur voll – von morgens bis abends und das jeden Tag. Also beschloss ich, mich nicht mehr durch die Meetings durchzumogeln, und fragte einen Teilnehmer, der großen Eindruck auf mich gemacht hatte, ob er mir helfen würde. Er wurde mein Sponsor bei N. A., und ich rief ihn regelmäßig morgens und abends an. Ich musste mich und mein Leben in jeder Hinsicht ändern: Das betraf den Umgang mit Freunden, mein Freizeitverhalten, einfach alles; aber ich schaffte es. Auch die Therapie half mir dabei, denn mein Therapeut wusste immer schon vor mir, was ich als Nächstes durchzustehen hatte, und gab mir daraufhin nützliche Ratschläge. All das hatte zur Folge, dass ich mich von Drogen und Alkohol fernhalten konnte.
    Ich war schon seit vier Monaten trocken und drogenfrei, als Alana zurückkam. Sofort war es zwischen uns wie früher: Das alte Spiel lief wieder ab. Mein Therapeut nannte es «heimliches Einverständnis» – unsere Methode, den anderen für die eigene gefühlsmäßige Verfassung verantwortlich zu machen und natürlich weiterhin unsere Sucht ausleben zu können. Ich wusste, ich würde wieder Drogen nehmen, wenn wir auf diese Weise miteinander umgingen. Heute sind wir nicht einmal mehr Freunde. Wir verstanden uns eben nur dann gut, wenn wir zusammen krank sein konnten.
    Warum sich Greg von Alana angezogen fühlte
    Was Greg und Alana verband, war die Sucht, die beider Leben beherrschte. Vom ersten Tag ihrer Bekanntschaft an betonten beide die Abhängigkeit des jeweils anderen, um die Bedeutung und Macht der eigenen Abhängigkeit herunterzuspielen. In ihrer Beziehung erlaubten sie sich gegenseitig, krank zu bleiben, selbst wenn sie einander diese Krankheit vorwarfen. Ein solches Muster entwickelt sich häufig bei süchtigen Paaren – ganz gleich, ob sie von derselben Droge oder von verschiedenen Drogen abhängig sind. Jeder Partner benutzt das Verhalten und die Probleme des anderen, um sich nicht eingestehen zu müssen, dass sich sein eigener Zustand verschlechtert. Je schlechter es ihm selber geht, desto wichtiger wird es ihm, den anderen als noch kränker, noch abhängiger, noch hilfloser hinzustellen, um damit von seiner eigenen Situation abzulenken.
    Zusätzlich zu dieser Dynamik sah Greg in Alana eine Frau, die zu großem Mitgefühl fähig und gewillt war, für das zu leiden, woran sie glaubte. Eine solche Bereitwilligkeit zieht drogenabhängige Menschen wie Greg magnetisch an, denn sie bietet die ideale Voraussetzung für die Beziehung mit einem anderen Süchtigen: die Sicherheit, nicht verlassen zu werden, auch wenn sich – was unvermeidlich ist – die Situation verschlechtert. Trotz der monatelangen heftigen Auseinandersetzungen fand Alana doch erst die Kraft, Greg (wenn auch nur vorübergehend) zu verlassen, als er tatsächlich fort war, nämlich im Gefängnis. Ihre Rückkehr

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