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Wenn Frauen zu sehr lieben

Wenn Frauen zu sehr lieben

Titel: Wenn Frauen zu sehr lieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Norwood
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ursprüngliches Selbst – was natürlich kein gewöhnlicher Sterblicher ist, sondern ein echter Prinz. Er übernimmt wieder seine angestammte Position und ist ihr ein dankbarer, treuer Gemahl, der zu ihr passt. Damit wird ihr die Liebe und Anerkennung, die sie ihm entgegengebracht hat, tausendmal vergolten. Sie nimmt ihren rechtmäßigen Platz an seiner Seite ein, um mit ihm ein Leben in Glückseligkeit zu führen.
    Wie jedes Märchen, das über Jahrhunderte hinweg immer wieder erzählt wurde, enthält auch
‹Die Schöne und das Tier›
eine tiefe spirituelle Wahrheit, die eingebettet ist in eine fesselnde Erzählung. Eine spirituelle Wahrheit dieser Art entzieht sich leicht dem Verständnis und der Umsetzung, weil sie sich häufig gegen die herrschenden Wertsysteme richtet. Folglich besteht die Tendenz, das Märchen auf eine Weise zu interpretieren, die die kulturellen Normen bestätigt und stützt. Dadurch wird seine tiefere Bedeutung nur allzu leicht übersehen. Am Ende dieses Kapitels werde ich mich mit der spirituellen Lehre befassen, die
‹Die Schöne und das Tier›
zum Inhalt hat. Aber zunächst will ich mich den kulturellen Normen zuwenden, die dieses Märchen zu betonen scheint: dass eine Frau einen Mann verändern kann, wenn sie ihn nur genügend liebt.
    Von diesem mächtigen, sich auf nahezu alle Lebensbereiche auswirkenden Glauben ist unsere seelische Entwicklung, individuell wie gesellschaftlich gesehen, von Anfang an durchdrungen. Die stillschweigende Übereinkunft in unserer Kultur, wir könnten durch die Kraft unserer Liebe einen anderen Menschen positiv verändern und dies sei geradezu unsere Pflicht als Frauen, findet ihre ständige Bestätigung in der Alltagssprache und im täglichen Umgang miteinander. Wenn sich ein uns nahe stehender Mensch anders fühlt oder verhält, als wir es möchten, suchen wir nach Methoden, mit denen wir sein Verhalten oder seine Stimmung verändern können – gewöhnlich mit dem Segen anderer, die uns dabei mit Ratschlägen und Ermutigung unterstützen («Hast du es schon einmal mit … probiert?») Diese Empfehlungen sind ebenso zahlreich wie widersprüchlich; nur wenige Freunde und Verwandte können der Versuchung widerstehen, ihren «Tipp» beizusteuern. Und jeder konzentriert sich beim Helfen auf das «Wie». Selbst die Medien steigen darauf ein: Ihr Einfluss bewirkt, dass dieses Glaubenssystem nicht einfach nur widergespiegelt, sondern noch erheblich verstärkt wird. Gleichzeitig erinnern sie daran, dass es sich dabei um die Aufgabe der Frauen handelt. Besonders die Frauenzeitschriften, aber nicht nur sie, produzieren ständig Artikel mit dem Tenor «Wie Sie Ihrem Mann helfen können … zu werden (oder zu tun)». Entsprechende Artikel mit Hinweisen darauf, «wie Sie Ihrer Frau helfen können … zu werden (oder zu tun)», existieren hingegen praktisch nicht.
    Und wir Frauen kaufen die Zeitschriften, versuchen, den Ratschlägen zu folgen, und hoffen, dass wir damit unserem Partner helfen können, zu dem Mann zu werden, der unseren Wünschen und Bedürfnissen entspricht.
    Warum fühlen wir Frauen uns eigentlich so sehr von der Vorstellung angesprochen, einen unglücklichen, kranken oder auf andere Art schwer belasteten Menschen in den perfekten Partner zu verwandeln? Warum ist diese Idee für uns immer wieder so verlockend?
    Einigen Menschen mag die Antwort darauf einfach erscheinen: Das Prinzip, denen zu helfen, die weniger Glück haben als wir, ist eingebettet in die christliche Ethik. Man lehrt uns, Mitgefühl und Großzügigkeit zu bezeugen, wenn ein anderer Mensch in Schwierigkeiten ist. Nicht urteilen, sondern helfen – dies scheint unsere moralische Verpflichtung zu sein.
    Leider lässt sich mit diesen edlen Motiven keinesfalls das Verhalten von Millionen Frauen erklären, deren Wahl auf Männer fällt, die grausam, gleichgültig, aggressiv, emotional unzugänglich, süchtig oder auf andere Weise unfähig sind, Liebe und Fürsorge zu geben. Bei Frauen, die zu sehr lieben, wird die Partnerwahl von dem bedrängenden inneren Bedürfnis bestimmt, diejenigen zu kontrollieren, die ihnen am nächsten stehen. Dieses Kontrollbedürfnis stammt aus der Kindheit. Seine Entstehung ist auf das häufige Erleben überwältigender Gefühle zurückzuführen, wozu Angst, Wut, unerträgliche Spannung, Scham, Schuld, Mitleid mit anderen und sich selbst gehören. Ein Kind würde unter solchen Belastungen zusammenbrechen und handlungsunfähig werden, wenn es nicht

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