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Wenn Gottes Kinder schweigen - Livermore, C: Wenn Gottes Kinder schweigen - Hope Endures

Titel: Wenn Gottes Kinder schweigen - Livermore, C: Wenn Gottes Kinder schweigen - Hope Endures Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colette Livermore
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»Freedom from Hunger«.
    »Eine Braut des Gekreuzigten zu sein« war kein Leben mehr für mich. Ich wollte die Kluft zwischen Reich und Arm überwinden helfen und das Leid und die Not in der Welt lindern. Und ich stellte mich dabei glücklich den unvermeidbaren Schwierigkeiten, nicht aber künstlichem und unnötigem Durcheinander. Die rigide Struktur des Ordenslebens, nach der wir lebten, war unvereinbar mit dem gesunden Menschenverstand und prallte häufig mit den
Idealen von der Liebe und dem Dienst zusammen, zu denen wir uns bekannten. Jede Schwester hatte fraglos wie ein Soldat zu gehorchen. Einige der nach diesem System ausgebildeten Frauen waren wie emotionale Zeitbomben, randvoll mit unterdrücktem Ärger, verbittert und körperlich nicht auf dem Posten. Mir schien es eine Vergeudung des so bereitwillig hingegebenen Lebens zu sein, wenn der Mensch, der diesen Lebensweg gewählt hatte, nicht glücklicher und besser wurde.
    Am 23. März 1984 schrieb ich Mutter noch einmal und bestätigte meine Entscheidung, den Orden zu verlassen. Ich machte deutlich, dass ich nicht um Dispens bat, weil ich einen bestimmten Beruf ergreifen wollte, sondern um ein Leben ohne Spannungen und den inneren Konflikt zu führen, dessen Ursache die Art und Weise der bei den Missionarinnen der Nächstenliebe ausgeübten Autorität war.
    Drei Mal schickte Mutter die gleiche Karte mit dem Bild von Christus in seinem Leid, verstümmelt und mit Dornenkrone, darunter ihre handschriftliche Botschaft: »Sei die Eine.«
    Mutter bat mich, das Leid in der Nachfolge Christi zu akzeptieren: »Als er gemartert ward, litt er doch willig und tat seinen Mund nicht auf wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird; und wie ein Schaf, das verstummt vor seinem Scherer, tat er seinen Mund nicht auf.« (Jesaja 53,7) Ironischerweise waren die Bedingungen, unter denen die MNs litten, hausgemacht und setzten sich immer wieder von Neuem fort. Im Umgang mit ihrer Gemeinschaft kopierten junge Vorgesetzte ihre alten Vorgesetzten.
    Ich verstehe nicht, warum Mutter nicht auf höflichen
Umgang miteinander achtete. Es sollte jedem Menschen möglich sein, seine Wahrheit aussprechen zu können. Opfer zu sein, ist kein würdiges menschliches Ideal. Demut ist nichts weiter als höflicher Umgang miteinander und Achtung des anderen.
    Ich schrieb an den Papst in der mir von Schwester Frederick genannten Form, damals die Zweite in der Hierarchie des Ordens, und erhielt noch in diesem Jahr meinen Dispens.

11
    Heraus aus Mutter Teresas Schatten
    »Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes.«
    (Lukas 9,62)
     
     
    Als ich die Gemeinschaft verließ, waren meine Träume und Ideale zwar erschüttert, aber noch intakt. Meinen neuen Bekannten erzählte ich nichts davon, dass ich eine Schwester von Mutter Teresa gewesen war, obwohl elf Jahre eine lange Zeit waren. Meinen Ausstieg in kurzen Worten zu erklären, war schwierig, und wenn die Leute erst einmal wussten, dass ich Nonne gewesen war, behandelten sie mich anders.
    Manchmal schrieben mir meine Freundinnen aus der Gemeinschaft. Von Schwester Ling in Hongkong bekam ich einen rührenden Brief, sie schrieb, sie verstehe den Kampf und das Unverständnis, dem ich ausgesetzt war; sie bedankte sich bei mir und wünschte mir alles Gute. Eine andere Schwester, eine Australierin, erinnerte mich daran, dass ich ihr während ihrer ersten Tage im Tahanan geholfen hatte. Scherzend erzählte sie, dass ich ihr beigebracht hatte, ihren Sari anzuziehen, was sie aber dann noch einmal richtig lernen musste. Als sie krank war und nichts
essen konnte, hatte ich ihr Vegemite - australischen Brotaufstrich - auf Toast gebracht, und sie sagte, das habe ihre Lebensgeister wieder geweckt. Wir ehemaligen Schwestern schienen alle ähnliche Erfahrungen gesammelt und gleichermaßen Angst, Verärgerung und Verwirrung erlebt zu haben.
    Nach ein paar Monaten zog ich aus dem Haus meines Bruders aus und bezog ein Zimmer im Pflegeheim. Ich bewarb mich an sämtlichen Universitäten von Australien für ein Medizinstudium und außerdem in Sydney für ein Krankenpflegestudium. Ich brachte den auf zwei Jahre angelegten Fernkurs in Hochschulphysik und Chemie in einem Jahr zum Abschluss und dachte, dies würde mir den Einstieg ins Universitätsstudium erleichtern. Im Oktober kehrte ich nach Hause zurück, um bei meiner Mutter zu wohnen, und schrieb mich für die Examina an der Moss-Vale-Highschool ein, die im

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