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Wenn Gottes Kinder schweigen - Livermore, C: Wenn Gottes Kinder schweigen - Hope Endures

Titel: Wenn Gottes Kinder schweigen - Livermore, C: Wenn Gottes Kinder schweigen - Hope Endures Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colette Livermore
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mir Gebete und Buße als Weg vor, seine »Tricks« zu durchschauen. Aber dennoch räumte sie widerwillig ein, dass das kanonische Recht mir eine einjährige Abwesenheit von der Gemeinschaft erlaubte, während der, wie sie schrieb, ich zu meiner eigenen Mutter zurückkehren könne. Obwohl ich fast dreißig war, schien sie glauben, ich bedürfte jemandes Fürsorge.
    Als die Schwestern wieder zurückkamen, teilte ich ihnen mit, dass ich in wenigen Tagen weggehen würde, rief Mama an, die dann nach Dubbo kam, um mich abzuholen. Der Gemeindepriester, Vater Ebert, sorgte dafür, dass ich mir in einem Laden ein paar Kleider kaufen konnte, und gab mir fünfhundert Dollar mit der Bitte, sie ihm später zurückzuzahlen. Als er mir riet, gleich nach meinem Weggang einen Antrag auf Arbeitslosenunterstützung zu stellen, war ich enttäuscht, dass er zu glauben schien, ich würde mangels Fähigkeiten oder Qualifikation keine Arbeit finden.
    Der Tag meiner Abreise kam. Die Schwestern hatten darum gebeten, dass Mama mich nicht in Bourke abholte und mich auch keiner hier in Zivilkleidung zu sehen bekam. Die Gemeinschaft war in Tränen aufgelöst, als ich mit Schwester Patience nach Dubbo aufbrach. Alle waren der Meinung, dass ich meine Gelübde verriet. Mama wartete in Onkel Johns Haus auf mich, der von Nowra hierhergezogen war, und nachdem ich dort ankam, zog ich Habit und Sari, die ich elf Jahre lang getragen hatte, aus und gab
sie meiner Vorgesetzten zurück, um einen Rock und eine Bluse anzuziehen. Mein Haar war sehr kurz, und es war ein komisches Gefühl ohne den Sari. Schwester Patience war sehr durcheinander, und ich machte mir Sorgen, weil sie nun allein nach Bourke zurückfahren musste. Für mich war es ein traumatischer Tag gewesen. Johns Vorschlag an uns alle war, auszugehen und was zu trinken und zu essen. Ich hatte noch nie Alkohol getrunken und konnte die vergangenen elf Jahre nicht einfach abschütteln wie einen schlimmen Traum. Ich wäre lieber im Haus geblieben, aber wir gingen auswärts essen, und es war seltsam, und ich fühlte mich unsicher. Am nächsten Tag fuhren Mama und ich nach Sydney, wo Rodney mich in seinem Haus in Newtown willkommen hieß, einem ziemlich avantgardistischen Stadtviertel in der Nähe der Universität. Nach Moss Vale, meinem Zuhause, wollte ich nicht, denn dort hatte man mich erst kürzlich noch im Habit als Mitglied des Ordens einer »lebenden Heiligen« gesehen.
    Die meisten Leute hatten ihre Zweifel, was meine Aussichten auf ein Medizinstudium betraf, und für 1984 war die Aufnahme ohnehin schon gelaufen. Noch immer entschlossen, es zu versuchen, schrieb ich mich für einen Fernkurs in Chemie und Physik auf Hochschulniveau ein und hoffte damit, meine Chancen zu verbessern, 1985 zum Medizinstudium zugelassen zu werden.
    Rod führte mich durch das kosmopolitische Newtown, wo die Menschen sich exzentrisch kleideten und ihre Haare zu verrückten Frisuren stylten. In dieser flippigen Umgebung fielen meine sehr kurzen Haare gar nicht auf. Ich suchte verschiedene Läden auf, wo billige Secondhandkleidung
verkauft wurde, um mir eine Garderobe zusammenzustellen, und hatte binnen einer Woche eine Arbeit als Hilfskraft in einem Pflegeheim für die Nachtschicht. Ich hatte der Oberschwester reinen Wein darüber eingeschenkt, woher ich kam, und da ich keine Qualifikationen und Referenzen vorzuweisen hatte, bewarb ich mich mit einem Brief des Gemeindepriesters von Bourke, der meine Geschichte bestätigte und sich für meinen Charakter verbürgte. Ähnlich der Arbeit, die ich im Tahanan geleistet hatte, half ich der examinierten Krankenschwester dabei, die Bewohner zu duschen, anzuziehen und sauber zu machen, bezog die Betten und servierte das Frühstück. Wahrscheinlich war es zu früh, um mit einer Arbeit anzufangen, aber ich wollte keine Stütze in Anspruch nehmen und verwendete Vater Eberts Geld dazu, mir Uniformen und ein Fahrrad zu kaufen, um von Newtown nach Redfern zu kommen, wo sich das Heim befand.
    Unglücklicherweise fiel der Beginn meiner Nachtschicht mit der Sperrstunde der umliegenden Bars zusammen, und ich musste häufig betrunkenen Menschen aus dem Weg gehen, die mich auf dem Gehweg anpöbelten.
    Schwester Patience war so freundlich gewesen, mir dreihundert Dollar zu geben, und sie schrieb mir, sie würden mich alle vermissen und das Haus sei so leer ohne mich. Eine andere Schwester schrieb: »Jetzt bin ich immer traurig. Etwas fehlt. Selbst das Gemüse und die Blumen im Garten fragen

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