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Wenn Gottes Kinder schweigen - Livermore, C: Wenn Gottes Kinder schweigen - Hope Endures

Titel: Wenn Gottes Kinder schweigen - Livermore, C: Wenn Gottes Kinder schweigen - Hope Endures Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colette Livermore
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Bäume, um ein opussumartiges Geschöpf, den Tüpfelkuskus zu jagen, der dann Teil ihrer Abendmahlzeit wurde. Ansonsten kümmerte sich der Bischof um die Lebensmittel für die Internatsschüler, die sich dann selbst etwas kochten.
    Ich unterrichtete elf Schulstunden die Woche und kümmerte
mich um die selbstgenügsamen Internatsschüler, ermunterte sie, Englisch zu lernen und zu praktizieren, und half ihnen dabei, Konflikte in ihrer Gruppe beizulegen. Als wir herkamen, schafften sie das alles allein, aber ich vergewisserte mich, dass keiner von ihnen krank und ihre Schlafräume sauber waren und sie alles Nötige wie etwa Seife und so weiter hatten.
    Mutter blieb kurze Zeit bei uns, und als wir die Teekisten mit den Spielsachen öffneten, die Schwester Dolores schon vorausgeschickt hatte, reagierte sie verärgert. Ich half beim Auspacken, und sie war sauer auf mich, schubste die Kisten wütend durch den Raum.
    »Hast du diese Kisten gepackt, Schwester?«
    »Ja, Mutter. Ich half sie packen.«
    »Jetzt sieh dir diese Spielsachen an - weiße Puppen in Spitzenkleidern. Was habt ihr euch dabei gedacht? Glaubt ihr, die Kinder hier seien Australier? So eine schreckliche Verschwendung, Spielsachen hierherzuschicken, die nichts taugen für die Leute hier. Sie werden nicht ausgegeben.«
    »Ja, Mutter.«
    Es war kein guter Zeitpunkt, um Mutter an ihre Lehre zu erinnern: »Eine Vorgesetzte kann einen Fehler im Befehlen machen, aber im Gehorchen kannst du keinen Fehler machen.« Sie dürfte gewusst haben, dass es nicht meine Entscheidung gewesen war. Und gleich darauf trat ich ins nächste Fettnäpfchen, als ich rasch Tee für die Gemeinschaft zubereitete und die Küche unordentlich zurückließ. Mutter liebte Ordnung.
    »Mach die kleinen Dinge gut, Schwester«, schalt sie mich.

    Da Schwester Felicity uns nur ein paar Chloroquin-Tabletten aus ihrem Vorrat mitgegeben hatte, wandte ich mich an Mutter.
    »Mutter, könnten wir etwas mehr Tabletten aus dem Krankenhaus bekommen, um der Malaria vorzubeugen?«
    »Ich nehme keine«, sagte sie. »Ich lege es in Gottes Hände. Aber du kannst welche nehmen, wenn du sie brauchst.«
    Ich sagte mir, Gott hat uns Chloroquin gegeben, und ging mit Schwester Karina ins Krankenhaus, um die Tabletten zu holen. Der Arzt sagte uns, in der Golfregion gebe es häufig Malariafälle, und zwar die vom Erreger Plasmodium falciparum ausgelöste Malaria tropica mit Gefährdung des Nervensystems und oft tödlichem Ausgang.
    Mutter kehrte nach Port Moresby zurück, und wir machten uns daran, unsere neue Umgebung zu erkunden. Die Kultur von PNG war faszinierend - Betelnüsse, Bilums, Männerhäuser, ausgehöhlte Flaschenkürbisse als Penisschutz und wilde maskierte Tänzer. Zu besonderen Gelegenheiten wurden Singsings auf dem ovalen Dorfplatz abgehalten, auf denen Krieger in Grasröcken mit Federkopfschmuck zum Rhythmus ihrer in der Hand gehaltenen kundu sangen und tanzten, einer Trommel in Form eines Stundenglases, die aus einem ausgehöhlten Baumstamm mit einem seitlichen geschnitzten Griff und der straff gespannten Haut einer Eidechse oder eines Warans gefertigt wird. Gesang gehörte zum Leben. Die gewaltsamen Stammeskriege, die die Nation geprägt hatten, waren so gut wie vorbei, und junge Männer aus rivalisierenden Klans lernten nun gemeinsam auf einer Schule. Manchmal saßen die Jungs nachts ums Feuer und sangen zum Schlag ihrer Trommeln.

    Während der Regenzeit brachen immer wieder heftige Tropengewitter los. Blitze zuckten, und bei dem unmittelbar darauf folgenden Donnerschlag blieb einem fast das Herz stehen. Doch trotz der ergiebigen Regenfälle waren unsere Regenwassertanks oft leer. Die Bedürfnisse der Schule und der Internatsschüler sowie der Dorfbewohner, die sich bei uns Wasser holten, überstiegen unsere Speichermöglichkeiten. Die Lage spitzte sich zu, als eine Ratte in unserem großen Tank ertrank und wir alles Wasser wegschütten mussten. Kurze Zeit mussten wir zum Baden und zum Putzen Meerwasser nehmen, das wir eimerweise aus der Bucht holten, und das Regenwasser blieb fürs Trinken und Kochen reserviert.
    Anfangs fand ich es unpassend, den Bischof mit seiner kultivierten Stimme den Gottesdienst in unserer Dorfkirche auf Pidgin-Englisch abhalten zu hören. Er benutzte bagarap, vom australischen Slangwort »buggered up« - kaputt -, das auf Pidgin angeschlagen oder müde oder unwohl bedeutete, um die Leiden Jesu zu beschreiben; der Terminus »Rebenfrucht« wurde als pikinini bilong grape

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