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Wenn Gottes Kinder schweigen - Livermore, C: Wenn Gottes Kinder schweigen - Hope Endures

Titel: Wenn Gottes Kinder schweigen - Livermore, C: Wenn Gottes Kinder schweigen - Hope Endures Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colette Livermore
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Quartier des Bischofs befand sich im ersten Stock, abgetrennt durch eine Wand. Er führte ein einfaches Leben und war sehr gastfreundlich zu Besuchern aus den ländlichen Gegenden, die oft bei ihm übernachteten. Die Schule und die Unterkünfte der Internatsschüler belegten das Erdgeschoss. An den Sportplatz hinter der Schule grenzte die Kirche, ein Holzbau mit rohen Bänken und offenen Fenstern entlang der Seitenwände. Den Altarhintergrund bildete ein papuanisch-christliches Wandgemälde in traditionellen Mustern und Farben.
    Die Kirchengebäude standen auf einer flachen Hochebene, begrenzt von Kokosnusspalmen, über der Bucht von Kerema. Der Dorfmarkt war ganz in der Nähe, und es gab in der Stadt auch einen von chinesischen Händlern betriebenen Laden. Unter uns reihten sich entlang der Uferlinie auf Pfählen errichtete Strohhütten, in die man über grobe Holzleitern gelangte. Einbäume schaukelten auf den sanften Wellen, und Kokosnüsse hüpften wie Bojen auf und ab. Unter den Hütten suchten Hühner und Schweine nach Futter. Kleine Jungen kletterten an fast senkrechten Kokosnussbäumen hoch und setzten sich in die Palmwedel, um den Baum zu schütteln, bis die Kokosnüsse herunterfielen.
    Unser Bischof war ein mitfühlender, konservativer und besonnener Mann. Er war Erzbischof von Port Moresby gewesen, jedoch 1975, gleich nachdem Papua-Neuguinea von Australien unabhängig geworden war, zugunsten eines einheimischen Bischofs zurückgetreten. Der Vatikan
ernannte ihn daraufhin zum Bischof von Kerema, aber er behielt seinen Titel Erzbischof. Er war Anfang sechzig, besuchte seine Diözese jedoch noch immer zu Fuß und traf Dorfbewohner, die noch nie zuvor einen Europäer gesehen hatten.
    Der Bischof hatte die Arbeit in Saint Peter’s mit nur einem einheimischen Lehrer begonnen, um die vielen Teenager aus den Stammesgebieten zu unterrichten, die nach nur ein oder zwei Jahren die Schule vorzeitig verlassen hatten und dann zu alt waren, um eine reguläre Grundschule zu besuchen. Die ganze Umgebung bestand aus dichtem Dschungel, durch den nur ein paar schlecht instand gehaltene Straßen führten. Von ihren Dörfern in die Schule war es ein weiter Weg, und in der Stadt gab es für sie keine Wohnmöglichkeit. Die schlecht ausgebildeten Jugendlichen von Kerema zog es dann nach Port Moresby und in die Hände von Halbstarken-Banden, die mit dem Gesetz in Konflikt gerieten. Weil ihm der Gedanke, seine Jungs könnten wegen Diebstahls, Überfälle oder Mordes im Gefängnis landen, keine Ruhe ließ, überlegte er, wie er den jungen Leuten Lesen und Schreiben, Mathematik und Englisch beibringen konnte, damit sie über das nötige Rüstzeug verfügten, um sich vor Ort selbstständig machen zu können, und nicht mehr das Gefühl hatten, Kerema verlassen zu müssen. In ihrer eigenen Provinz und eingebunden in ihr Familiennetzwerk halfen ihnen ihre traditionellen Tabus und ihre Kultur, aber in der Anarchie von Moresbys riesiger Stadtlandschaft, brach das gewohnte Rechtssystem zusammen, und die neue unabhängige Regierung, hatte Mühe, damit zurechtzukommen.

    Die Schüler konnten ein paar Brocken Englisch und sprachen eine Vielfalt von Stammessprachen. Es besuchten sowohl Jungen als auch Mädchen die Schule, aber die Jungen waren in der Überzahl, und es wurden auch nur Jungen ins Internat aufgenommen.
    Der Bischof, Mutter, unsere Oberin Schwester Margaret und der einheimische Lehrer diskutierten darüber, wie die Schwestern in der Schule arbeiten sollten. Ich würde zwei bis drei Stunden am Tag Englisch und Mathematik geben. Ich sollte auch ein Agrarfach unterrichten, dessen Lehrplan Folgendes beinhaltete: die Herstellung von Copra, ein Verfahren, bei dem das weiße Fleisch der Kokosnuss auf Matten in der Sonne getrocknet wird, damit es nicht verdirbt, um es dann zu lagern und zu verpacken und für die Ölherstellung zu verkaufen, sowie die Krokodilwirtschaft, ein Wirtschaftszweig, der Krokodile wegen ihrer Häute züchtet, aus denen dann Schuhe und Handtaschen hergestellt werden. Auf diesen beiden Gebieten verfügte ich über keinerlei Kenntnisse. Ich hatte noch nie ein Krokodil gesehen und erst vor Kurzem entdeckt, dass Kokosnüsse eine Schale hatten, und war dem einheimischen Lehrer sehr dankbar, dass er mir gedrucktes Unterrichtsmaterial und Schülernotizen zur Verfügung stellen konnte. Die Schüler waren zäh, athletisch und gut in Ballspielen. Beinahe senkrechte Abhänge nahmen sie mit Leichtigkeit und kletterten auf

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