Wenn Gottes Kinder schweigen - Livermore, C: Wenn Gottes Kinder schweigen - Hope Endures
oder »Kind der Traube« übersetzt. Wenn man Pidgin lernt, ist die Versuchung für englisch Sprechende groß, einfach nur ein im ans Ende des englischen Worts anzuhängen, aber dies konnte zu echten Missverständnissen führen. Eines Tages blieb unser Auto im Schlamm der unbefestigten Straße stecken, und ich rief einem der Jungs, die herbeigesprungen waren, um uns schieben zu helfen, zu: »Pushim!« Sie fingen zu lachen an, und erst da wurde mir klar, dass das richtige Wort siubum von »to shove« - schieben - gewesen wäre, das Wort, das ich jedoch gesagt hatte, klang wie pusim, »Sex haben«.
Das Erlernen dieser Sprache stürzte mich oft in Verwirrung. Ein kleiner Junge, den ich kannte, hatte Malaria, und man sagte mir: »Sister, em i dai« und ich dachte bekümmert, er sei gestorben. Aber der Ausdruck für »to die« - sterben - lautete dai pinis. Das Kind war nur ohnmächtig geworden.
Zusammen mit Pidgin und Hiri Motu versuchten wir auch Torapi zu lernen, die Sprache von Kerema Bay, was uns anfangs große Schwierigkeiten machte, da wir nicht merkten, dass die Schüler aus verschiedenen Gebieten kamen und neun verschiedene lokale Dialekte und Sprachen sprachen. Einige kamen aus den Bergregionen und andere von der Küste, aber wir kannten den Unterschied nicht, und so wechselte das Wort für ganz einfache Gegenstände je nachdem, wen wir danach fragten. Eine junge Frau, Uva, die auch die Schule besuchte, wurde meine Hauptlehrerin für Torapi.
Manchmal besuchten wir Waripi auf der anderen Seite der Bucht, wo wir mit einem motorisierten Dingi hingelangten, das einer der Jungs aus der Schule steuerte. Wenn wir das Dingi auf den Strand gezogen hatten, begann unser Fußmarsch entlang einer Straße durch den Busch, die von Kokospalmen, wilden Ananaspalmen und Sagopalmen gesäumt war. Die See war oft rau, und es war nicht leicht, mit einem durchweichten Sari zu laufen, der wie ein Krake an meinen Beinen klebte. Am Rand der Buschstraßen gruben Frauen Sagopulpe aus den gefällten Palmen, woraus sie eine Stärke machten, die zum Kochen verwendet wurde, in den Dörfern saßen sie vor ihren Hütten und rollten auf ihren Schenkeln die angefeuchtete Baumfaser aus, um
Stricke daraus zu machen. Aus diesen knüpften sie dann geschickt ihre bilums oder Netztaschen. Oftmals lebten nur Kinder, Frauen und alte Männer in diesen Dörfern, weil die jungen Männer sich alle von den hellen Lichtern Moresbys hatten anlocken lassen. Nach einer dieser Fahrten beschloss Schwester Margaret, dass Schwester Samantha damit beginnen sollte, Nähunterricht in Waripi zu geben, damit die Frauen die Kleider für ihre Familien nähen und Geld sparen konnten, da die Waren im Laden der Stadt sehr teuer waren.
An Sonntagen besuchten wir das Kerema Hospital, wo ich den ersten Leprakranken sah. Das Krankenhaus war überfüllt, und es herrschten chaotische Zustände, die Matratzen waren schmutzig und ohne Laken oder Kissen. Familienmitglieder schliefen neben den Patienten auf dem Fußboden, um sie zu versorgen und ihnen Essen zu bringen.
Die Frauen in Kerema suchten für Krankheiten wie Lungenentzündung, Unterernährung, Malaria und Kindbetterkrankungen die Ursachen in Schwarzer Magie oder puri puri und hatten Angst vor Zauberern, die, wie sie glaubten, Macht über ihr Leben hatten. Man ging im Allgemeinen davon aus, dass alte Zaubersprüche den Schamanen die Kraft verliehen, auf der Stelle von einem Ort zum anderen zu gelangen und ihr wachsames Auge überall zu haben und somit Ereignisse mitzubekommen, ohne zugegen zu sein. Oftmals hielt dieser Glaube die Frauen davon ab, medizinische Hilfe für sich und ihre Kinder in Anspruch zu nehmen, sodass Todesfälle heilbarer Krankheiten wie der Malaria ganz normal waren. Wenn wir die Dörfer mit
unseren Schülern als Dolmetschern besuchten, versuchten wir, die Eltern dazu zu überreden, ihre kranken, unterernährten Kinder ins Krankenhaus zu bringen. Außerdem konnten wir den Kindern, die wegen Tuberkulose behandelt wurden, zusätzliche Milch und Lebensmittel geben. Obwohl sie in Meeresnähe lebten, hatte nicht jedermann Zugang zu Fisch; Maniok und Süßkartoffeln als Ergänzung zum jahreszeitlichen Gemüse waren nicht nahrhaft genug für kleine Kinder.
Wir Schwestern nahmen uns die Einheimischen als Vorbild und legten am Hang neben unserem Haus einen Garten für einheimische Feldfrüchte wie Papau, Bananen, Süßkartoffeln und Maniok an, aber auch für Bohnen, Tomaten und Kürbis, da ich Samenpäckchen,
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