Wenn Gottes Kinder schweigen - Livermore, C: Wenn Gottes Kinder schweigen - Hope Endures
Mai, sodass wir in einer einmotorigen Missionsmaschine nach Port Moresby geflogen wurden. Der Pilot war ein Priester aus der Bergniederlassung in Kanabea. Wir gerieten in ein Unwetter und flogen durch Blitze und Turbulenzen, welche das Flugzeug wie ein Jojo auf und ab warfen. Bei jedem Donnerschlag hatte ich Herzklopfen. Schließlich landeten wir sicher, und ich und Karina kamen in die Station für ansteckende Krankheiten in die Klinik von Port Moresby.
Nach einer Chininbehandlung zeigten meine Blutwerte keinen Befund mehr, und die Ärzte meinten, ich könne wieder zurückkehren, müsse aber weiterhin Chloroquin einnehmen. Sollte ich binnen eines Monats nach meiner Rückkehr wieder an Malaria erkranken, müsse ich eine zehntägige Chininkur machen und danach wöchentlich eine doppelte Dosis Chloroquin nehmen. Auch Schwester Karina wurde als gesund entlassen.
Schwester Felicity war verärgert, dass wir für unsere Behandlung hatten bezahlen müssen, wahrscheinlich weil wir keine Bürger des Landes waren, aber sie war davon
ausgegangen, dass es kostenlos wäre. Beschämt stand ich da und hörte mir an, wie sie erhitzt über die Rechnung schimpfte. Ich weiß nicht, ob wir sie überhaupt bezahlt haben.
Ich hoffte, vollends genesen zu sein, da die wiederholten Anfälle mich geschwächt und mich stark anämisch gemacht hatten. Mir gefiel meine Arbeit, und ich wollte weitermachen. Meine größte Angst war die, von Kerema wieder zurück nach Australien geschickt zu werden. Schwester Felicity behielt sowohl mich als auch Karina eine Woche in Hanuabada, wo wir jeden Morgen bis sechs Uhr schlafen durften und zum Frühstück täglich ein Ei bekamen. Diese Sonderbehandlung war mir unangenehm, aber unglücklicherweise bekam ich, kurz nachdem ich an den Golf zurückgekehrt war, wieder Malaria. Anstatt mir zu erlauben, die ärztliche Empfehlung zu befolgen und erst Chinin und dann eine doppelte Dosis Chloroquin zu nehmen, wurde ich nach Moresby zurückgeschickt, für den Fall, dass es schlimmer würde. Nach meinen Krämpfen während meines letzten Anfalls wollte Schwester Margaret mich nicht dabehalten. Schwester Karina jedoch, die ebenfalls noch einmal an Malaria erkrankte, befolgte die Behandlung wie empfohlen und erholte sich. Ich war enttäuscht, dass man mir nicht dasselbe gestattete.
Bis in die Achtzigerjahre gab es keine Berichte über eine Resistenz des Malariaerregers gegen Chloroquin, doch in Papua-Neuguinea könnte sich diese bereits in den späten Siebzigerjahren manifestiert haben. Erst sehr viel später, 2005, wurde bei einem Scan eine Schädigung der weißen Materie meines Gehirns festgestellt. Im Land selbst konnte
ich vollständig genesen, und ich hatte, abgesehen von ständigen Kopfschmerzen, die manchmal ziemlich heftig waren, auch nicht unter Langzeitfolgen zu leiden.
Anfang Juni flog ich in einer Postmaschine als einziger Passagier zurück und saß auf dem Sitz des Copiloten. Der Pilot musste, anstatt Moresby direkt anzufliegen, noch hoch nach Kanabea in den Bergen hinter Kerema. Aus der Luft konnte ich ein paar winzige braune Gestalten auf ihrem steilen Anstieg zu ihren Bergdörfern erkennen. Anfangs erkannte ich sie gar nicht als Frauen, denn sie trugen dunkle »Schleier«, die ihren Babys Schatten spendeten, die in Fötushaltung in einer bilum lagen, die ihre Mütter sich um den Kopf geschlungen hatten. Löcher in den Beuteln sorgen für eine natürliche Belüftung der Babys. Für eine Frau war es Brauch, gewaltige Lasten auf ihrem Kopf zu transportieren, während ihr Ehemann unbelastet neben ihr mit seinem Speer herlief.
Auf den Hängen hatte man Gärten mit kau kau - Süßkartoffeln -, Bananen und Maniok angelegt, und die Dörfler hatten die Landebahn aus dem Berg herausgehauen. Sie war kurz und fiel an beiden Enden steil ab.
»Diese Landebahnen im Hochland sind verdammt gefährlich«, sagte Jim, der Pilot, als er das Flugzeug parallel zu der unebenen Landebahn brachte.
»Wegen des Wetters?«
»Ja, das auch, aber in diesen Bergen gibt es verflixte Fallwinde. Wenn wir unsere Motoren zu früh ausschalten, setzen wir womöglich zu früh auf, aber wenn wir uns zu schnell nähern, besteht Gefahr, dass wir am anderen Ende übers Ziel hinausschießen.«
Aufgeregt beäugte ich den steilen, vom Dschungel überzogenen Abhang.
»Das ist mir einmal passiert«, führte er aus. »War’ne knappe Sache. Ich schoss am anderen Ende über den Rand und hatte verdammte Mühe, sie wieder hochzuziehen. Die Drehzahl
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