Wenn Gottes Kinder schweigen - Livermore, C: Wenn Gottes Kinder schweigen - Hope Endures
Vorort von Moresby. Ich klammerte mich fest, als wir in halsbrecherischem Tempo um die Kurven rasten. Kokosnusspalmen, Chilisträucher und mit Menschen vollgepackte Kleintransporter flitzten auf der gewundenen Straße an uns vorbei. Gärten mit Bananen, Papayas und Maniok waren über die steilen Hügel an der Peripherie der Stadt verstreut.
In den dicht befahrenen Straßen um den Markt, wo Verkäufer ihr Gemüse auf dem Boden aufgehäuft anpriesen, fuhren wir etwas langsamer. Die Frauen trugen ihre unverwechselbaren meri - leuchtend bunte, hemdartige und lose sitzende lange Blusen mit rundem Ausschnitt und kurzen Puffärmeln, dazu lap laps - Stoffbahnen, die wie ein Sarong um die Taille gewickelt werden. Beides war farbenfroh bedruckt, mit Paradiesvögeln, wilden Kriegern, Trommeln und Hibiskusblüten. Babys oder schwere Lasten schleppten sie in bilums oder Netztaschen mit sich herum, die aus Naturfasern handgeknüpft wurden und über den Kopf geschlungen getragen wurden. Anfangs missdeutete ich die roten Betelnussflecken um ihre Münder als Anzeichen einer Krankheit, und es faszinierte mich zu sehen, dass im
krausen Haar der Papuas alle möglichen Dinge verwahrt wurden - Stifte, Kämme und sogar Mechanikerwerkzeug.
Die Schwestern in Hanuabada nahmen jeden Sonntag Chloroquin zur Malariaprophylaxe, obwohl die Gefahr in Port Moresby bei Weitem nicht so groß war wie im Rest des Landes, da die Stadt ein Malaria-Ausrottungsprogramm durchführte. Sie lebten in einem zweigeschossigen Haus am Rande einer Bucht mit einer Steinterrasse als Vorgarten. Das Geräusch der sanft plätschernden Wellen und eine gelegentliche Meeresbrise drangen durch die Lamellenscheiben der Kapellenfenster. Über die ganze Bucht und beidseits einer grob gearbeiteten Mole verteilt standen strohgedeckte Pfahlhäuser aus rohem Holz. Gruppen von Kindern sprangen und tauchten ins Meer, während andere in Einbäumen angelten.
Papua-Neuguinea wird durch einen zentralen Gebirgszug zweigeteilt. Die Neuguineaner im Norden sprechen vornehmlich Tok Pisin oder Pidgin-Englisch, während die Papuaner im Süden eine vereinfachte Form von Motu, der Sprache von Hanuabada sprechen. Weil wir nicht wussten, welche Sprache in Kerema gesprochen wurde, begannen wir Pidgin- und Motu-Wörter zu lernen, während wir auf Mutter warteten. Diese verbindenden Sprachen sind in dem gebirgigen Land mit seinen kulturellen Unterschieden und seinen über siebenhundert Landessprachen von großer Wichtigkeit. Die Schwestern, die bereits in PNG stationiert waren, als wir dort ankamen, erwarteten alle Veränderungen, was ihren nächsten Einsatzort betraf, und glaubten, dass sie anstelle von uns nach Kerema kamen, weswegen sich bei mir Unsicherheit breitmachte. Die Machtlosigkeit,
die ich in Melbourne verspürt hatte, kehrte zurück, und mir wurde erneut bewusst, dass mein Schicksal immer in den Händen anderer lag.
Nach einigen Wochen begrüßten wir Mutter unter großem Jubel, und wir brachen wie ursprünglich geplant nach Kerema auf. Zu fünft warteten wir umgeben von unserem Bettzeug und Kisten stundenlang auf einer von Gras bewachsenen Landebahn und suchten den Himmel nach einem Flugzeug im Anflug ab. Mutter meinte, wenn wir vertrauensvoll beteten, würde das Flugzeug sicherlich kommen, und irgendwann landete es auch. Bevor wir einstiegen, wog der Pilot sämtliche Passagiere und ihr Gepäck, und ich kam auf zweiundfünfzig Kilo. Wir flogen sehr tief über gewundene Flüsse, küstennahe Inseln und Hütten, die auf Gipfellichtungen auf nacktem Lehm hockten, der sich kontrastreich vom umgebenden Dschungel abhob.
Endlich, sagte ich mir, komme ich dorthin, wohin ich immer wollte.
Als wir in Kerema ankamen, erwartete uns dort schon Erzbischof Copas, ein aufrechter Mann mit widerspenstigen weißen Locken, mit einer Gruppe junger Papuaner, um uns in Empfang zu nehmen, nachdem sie das kleine Flugzeug am Himmel hatten kreisen hören. Als wir durch die Luke krochen, halfen uns die Schüler, unsere Kisten und unser Bettzeug auszuladen. Der Bischof hieß Mutter warmherzig willkommen, und die Schüler sangen ein Lied und bekränzten uns mit Hibiskusgirlanden. Dann quetschten wir uns in das Allradfahrzeug des Bischofs für unsere kurze Fahrt zur Saint Peter’s Extension School, wo wir leben und arbeiten würden.
Unser Kloster lag im kleineren Obergeschoss eines luftigen Holzgebäudes. Im ersten Stockwerk befanden sich die Klassenzimmer und unser Badezimmer sowie die Küchenräume. Auch das
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