Wenn Gottes Kinder schweigen - Livermore, C: Wenn Gottes Kinder schweigen - Hope Endures
Tuberkulosebehandlung einzuwilligen, da die Krankheit sehr ansteckend ist und verheerende Folgen hat, wenn man sie nicht rechtzeitig behandelt. Wir besuchten die Familie dann auch an jedem Sonntag im Krankenhaus, um sie zum Durchhalten zu bewegen, damit sie nicht wegliefen, sondern blieben, bis sie nicht mehr ansteckend waren und auch zu Hause weiterbehandelt werden konnten. Eines Tages sagte ich in meinem dürftigen Hiri Motuzu einem kleinen Mädchen, anstatt es aufzufordern, das Mitgebrachte zu essen, weil es gut für es war: »Du bist gutes Essen.« Das belustigte die ganze Station.
Meine Mama besuchte mich für ein paar Wochen, und meine junge Vorgesetzte, Schwester Claudia, erlaubte Mama manchmal, mit uns zu essen. Doch ich musste Mama, die immer gern redete, dazu bringen, bis nach dem Essen zu schweigen. Die Kinder waren fasziniert von ihren Strümpfen, denn so etwas hatten sie noch nie gesehen, und sie zupften ständig an ihrer »zweiten Haut.« Dank der Erfahrung, die sie im Kindergarten gesammelt hatte, konnte sie mir Spiele beibringen, die es mir erlaubten, den Kindern neue englische Wörter beizubringen. Außerdem kannte sie viele Lieder mit einer Handlung, die die Kinder liebten, wie »Incy Wincy Spider«.
Als Schwester Margaret in geschäftlichen Angelegenheiten nach Moresby herunterkam, erfuhr ich viele Neuigkeiten aus Kerema. Schwester Karina hatte dank ihrer zusätzlichen wöchentlichen Chloroquin-Dosis keine Probleme mit
Malaria. Schwester Lara, ebenfalls eine Australierin, hatte dank der richtigen Medikation keine Malaria bekommen und fuhr nun in einem Traktor mit Vierradantrieb an den Stränden entlang und arbeitete als mobile Krankenschwester. Ich war ein wenig neidisch auf sie! Die Schwestern aus Kerema schrieben auch, dass die Salesianer, ein männlicher Lehrorden, Saint Peter’s übernehmen würden und die Süßkartoffeln, die ich gepflanzt hatte, einen guten Ernteertrag gebracht hatten.
Aus Australien trafen neue Schwestern ein, darunter Annette, die kroatischstämmige Australierin, sowie Hua und Mei-ling aus Singapur. Beim Osterpicknick im botanischen Garten von Moresby feierten wir unsere Wiedervereinigung und erfuhren dabei, dass Mutter in Manila ein Noviziat eröffnet hatte und alle Schwestern, die sich in Australien in Ausbildung befanden, dorthin umgezogen waren.
Zu diesem Zeitpunkt tauchten bei mir wieder Zweifel an meiner Berufung auf, und ich dachte oft daran wegzugehen. Ich strebte nach einem Leben im Gebet und im Mitgefühl, aber in erster Linie hatte ich mich zu Mutter Teresa aufgrund ihrer Arbeit und ihrer Identifikation mit den ganz Armen hingezogen gefühlt. In keinem anderen Orden wäre ich einfach nur Nonne geworden. Es war die Arbeit, die mich ins religiöse Leben gelockt hatte, und nur die Aussicht, mich eines Tages doch noch den ganz Armen widmen zu können, hielt mich dort. Mein Vorschulunterricht und die Besuche bei den Familien fielen mir nicht leicht, und oftmals hatte ich das Gefühl, dass wir nur eine Aufgabe
suchten. In meinen Überlegungen überraschte mich jedoch die Reaktion von Schwester Sara, die zur Gemeinschaft in Tokarara gehörte, auf die Nachricht, dass ihre Blutsschwester das Kloster verlassen hatte - Schwester Sara war so aufgelöst, als wäre ihre Schwester gestorben. Sie fand, dass ihre Schwester ihre Gelübde gebrochen und Gott den Rücken gekehrt hatte. Nichtsdestotrotz ließ mich der Gedanke nicht los, mein Leben nach nur fünf Jahren im Orden wieder selbst in die Hand zu nehmen.
Aber dann erhielt ich eine kurze Nachricht von Mutter Teresa mit der Information, sie schicke mich nach Manila. Dort, das wusste ich, könnte ich die Arbeit tun, die mir Kraft gab.
6
Der Müllberg
»Lebe einfach, damit alle einfach leben können.«
Mahatma Gandhi
Zwei Schwestern erwarteten uns in der Menge vor den bewachten Türen des Flughafens von Manila. Unsere Uniform war ein eindeutiges Erkennungszeichen - keiner sonst in Manila trug den unpassenden blau-weißen Sari im bengalischen Stil. Wir schlängelten uns durch die Menschenmasse dorthin, wo der Fahrer der Missionarinnen der Nächstenliebe, Mang Patrin, einen unverwechselbaren blauen Lieferwagen mit unserem Schriftzug auf den Seitentüren in zweiter Reihe geparkt hatte. Selbst am Flughafen kampierten Obdachlose unter Brücken und auf jedem freien Stück Land, trotz Präsident Marcos Versuchen, sie zu entfernen und ihr Vorhandensein zu leugnen.
Als wir den von Palmen gesäumten Roxas
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