Wenn Gottes Kinder schweigen - Livermore, C: Wenn Gottes Kinder schweigen - Hope Endures
Boulevard entlangfuhren, kamen wir an Touristenhotels und protzigen Regierungspalästen vorbei, die man auf dem Küstenstreifen erbaut hatte, der dem Meer abgerungen worden war. Dieser Teil der Stadt wurde von den Manila Aides in ihren konischen Strohhüten, roten Hemden und gelben Schals unentwegt gefegt und sauber gehalten. Die Straßen waren
mit jeepneys - zu Kleinbussen umfunktionierte Armeejeeps, die von den Amerikanern auf den Philippinen zurückgelassen worden waren - verstopft, die sich mit scheppernden Radios durch den chaotischen Verkehr schlängelten. Die mit zehn bis zwölf Passagieren voll besetzten Fahrzeuge waren mit blinkenden Lichtern, Pferdebildern und religiösen Motiven geschmückt. Wir kamen am Rizal Park, dem Old Fort, dem imposanten Manila-Hotel und der befestigten, schwer bewachten amerikanischen Botschaft vorbei. Zu jener Zeit, 1979 unter Marcos Präsidentschaft, war die Kluft zwischen den sehr Reichen und sehr Armen gewaltig und infolgedessen auch die Kriminalitätsrate, sodass die meisten Regierungsgebäude und sogar Supermärkte Sicherheitskräfte einsetzten.
Als wir uns dem Hafengebiet näherten, änderte sich die Szenerie, und der Verkehr kam fast zum Stillstand. Das Wasser in den Kanälen war schwarz und mit Müll verstopft, vor Hütten ohne Anstrich befanden sich Verkaufsstände. Die Menschen benutzten die Bahnstrecken als Weg zu einem Labyrinth trauriger Behausungen, die beidseits der Geleise dicht an dicht standen. Hier war die Armut der Menschen überall offensichtlich und stand in starkem Kontrast zum Touristenviertel mit seinen Prachtbauten. Als unser Lieferwagen gezwungenermaßen anhielt, stürzten sich junge Knaben auf ihn, um die Scheiben zu waschen und einzelne Zigaretten oder süß duftende Blumengirlanden zu verkaufen.
Wir kamen am Pritil-Markt vorbei, wo lokales Obst und Gemüse verkauft wurden, bogen dann nach rechts in die vom Verkehr verstopfte Tayuman Street ein, eine der
Hauptstraßen dieser Gegend. Bald darauf erreichten wir die Einfahrt meines neuen Zuhauses, das zwischen einer Kirche und einer Schule lag. Mang Patrin hupte kräftig, und daraufhin öffnete sich vor uns ein großes Eisentor. Eine Gruppe Novizinnen und Professen kam nach draußen, als unsere Ankunft mit einem Glockenschlag verkündet wurde. Mehrere vertraute Gesichter hießen mich willkommen, darunter auch die Postulantinnen, die ihre Ausbildung in Australien begonnen hatten: Ling, Reka, Marion und Ann waren Novizinnen geworden. Es gab insgesamt etwa vierzig Auszubildende aus Singapur, den Philippinen, Indien, Australien und Neuseeland.
Ich wurde Schwester Aloysius, der Vorgesetzten der Professen vorgestellt, die eine von Mutters ersten Gefährtinnen gewesen war. Schwester Gabrielle, die Leiterin der Novizinnen im ersten Jahr, war groß, hatte ein fein gezeichnetes Gesicht und war eine begabte Musikerin. Schwester Barbara, die Leiterin der Novizinnen im zweiten Jahr, kam aus Südindien.
Das Tahanan - oder »Heim« in Tagalog, der Sprache Manilas - war gerade erst fertig geworden und bestand aus drei langen Gebäuden, die nebeneinanderlagen und durch einen überdachten Gehweg miteinander verbunden waren. Die Schwestern hier hatten gerade erst mit ihrer Fürsorge für die armen Menschen mit Tuberkulose und anderen Krankheiten begonnen. Das um einen begrünten Innenhof errichtete Klostergebäude aus Holz bestand aus einer Kapelle mit Holzläden, zwei großen Schlafsälen und dem Refektorium. Dahinter lagen ein betonierter Waschplatz und ein großer offener Wassertank für alle Haushaltszwecke.
Die nummerierten Eimer der Schwestern standen in der vertrauten Weise entlang der Wand, die Kochstellen befanden sich hinten. Das Professenhaus war ein zweigeschossiges Gebäude in Nähe des Tors und vom Noviziat durch einen großen überdachten Parkplatz getrennt, der für festliche Zusammenkünfte genutzt wurde.
Die Fußböden im Kloster waren aus glänzend rotem Beton, den man polierte, indem man unter dem einen Fuß eine Kokosnussschale und unter dem anderen einen Lappen rotieren ließ. Als ich diese Prozedur erstmals versuchte, stellte ich mich so ungeschickt an, dass ich hinfiel, aber alle anderen schafften es mit Anmut. In jedem Haus spielte sich das Leben im gleichen Rhythmus ab. Von Haus zu Haus trug ich meine drei Garnituren Kleider, Schürze, Metallteller, Serviette, Besteck, Eimer, Seifenschale, zehn Wäscheklammern, den Disziplinierungsbeutel mit dem Disziplinierungsstrick und Ketten sowie
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