Wenn Gottes Kinder schweigen - Livermore, C: Wenn Gottes Kinder schweigen - Hope Endures
Person in einer unvertrauten Situation waren. Mein Verstand war wie gelähmt. Ich fühlte mich dumpf, leer und wurde gefühllos. Mein Idealismus und meine Begeisterung waren aufgebraucht, und anstatt ihrer empfand ich die Apathie der Depression und nicht den Frieden des Abstands.
Die Tertianerzeit sollte eine Zeit der Erneuerung sein,
eine Zeit, die meine Verpflichtung gegenüber meiner Berufung vertiefen sollte. Doch ich konnte mich nicht über meine Wahrnehmung hinwegsetzen, dass die Gemeinschaft das, was sie von den Schwestern erwartete, ungefragt auch von den Armen erwartete - Fieber am richtigen Tag zu bekommen, während der Bürozeiten zu sterben und keine Mahlzeiten, Gebete und spirituelle Lektüre zu unterbrechen. Doch wenn sich mir jemand mit den Worten näherte: »Ich bin hungrig« oder »Mein Kind glüht vor Fieber«, dann wollte ich auch die Freiheit haben, auf ihn oder sie einzugehen, ohne damit rechnen zu müssen, die Erlaubnis dafür verweigert zu bekommen.
Jung und impulsiv war ich dem Orden wegen eines Films über Mutter beigetreten, der mich dazu inspiriert hatte, mit den Armen zu arbeiten. Die Auswirkungen meiner Entscheidung hatte ich nicht bedacht und auch nicht zu Ende überlegt. Und als ich dann einmal in der Gemeinschaft war, konnte ich mich nicht davon losreißen. Nachdem sich mein lang ersehntes Ziel, in Kalkutta zu arbeiten, erfüllt hatte, fühlte ich mich nicht mehr länger zur Arbeit der MN oder ihrer Lebensweise hingezogen. Wohlwollen schienen wir den Armen offenbar nur wenig entgegenzubringen, und ich fühlte mich von ihnen getrennt und abgeschnitten. Meine Vorgesetzten in Indien nannten mich »verdorben« und »unkontrollierbar«, ich hingegen empfand mich als zu nachgiebig und stumm.
»Du lässt dich leicht täuschen«, sagten sie zu mir. »Du hast keine Erfahrung mit diesen Menschen. Du hältst dich für so viel besser als alle anderen. Du wirst schon sehen, wohin dich das führt.«
Mutter jedoch hätte gesagt: »Es ist besser, auf freundliche Weise einen Fehler zu machen, als Wunder durch fehlende Freundlichkeit zu bewirken.«
Ich beschloss, die Gemeinschaft zu verlassen, und bat um ein Treffen mit Mutter Teresa, um ihr meine Entscheidung mitzuteilen.
»Mutter, ich kann nicht in der Gemeinschaft bleiben«, sagte ich zu ihr. »Ich passe nicht hinein. Meine Denkweise und meine Reaktionen vertragen sich nicht mit der Haltung der anderen. Ich werde gescholten, wenn ich so reagiere, wie ich es für richtig halte. Ich begreife nicht, warum manche Schwestern so zornig sind, und auch nicht, wie sie die Armen behandeln, sie sogar schlagen. Wir sind hier zu einer Institution geworden. Hier können wir nicht einmal Kisten tragen, wie wir das anderswo tun, sondern haben Bedienstete, die uns das abnehmen. Ich glaube nicht, dass ich meine Gelübde ablegen sollte. Ich möchte nach Hause zurückkehren. Ich finde nicht, dass mir diese Arbeitsweise entspricht. In mir ist eine Sehnsucht, die unbefriedigt bleibt. Dies ist nicht das Leben, das ich führen möchte.«
Sie zeigte keinerlei Mitgefühl: »Das ist eine Versuchung, Schwester. Schau in Mutters Augen. Ich sage dir, Schwester, und ich würde dich nicht anlügen, du hast eine Berufung, und zwar eine sehr schöne Berufung als Missionarin der Nächstenliebe. Ich verbiete dir, diese Zweifel wieder aufkommen zu lassen. Wenn sich dir solche Gedanken aufdrängen, dann sag: ›Mutter hat mir verboten, so zu denken. ‹ Das wird eine Quelle des Stolzes für dich sein. Du wirst denken: ›Sie ist zornig, ich bin nie zornig‹, aber du
könntest genauso etwas tun, was Gott missfällt, was aber keiner sehen kann. Dein Antlitz vor Gott könnte genauso schrecklich sein wie ihr zorniges Gesicht. Urteile nicht. Du weißt nicht, wie sehr sie sich bemüht hat. Eine Schwester kam hierher und verlor die Beherrschung, später kam sie dann weinend vor Besorgnis und sagte: »Mutter, ich habe mich heute mindestens zehnmal beherrscht.‹ Wenn du so denkst, dann musst du zur Beichte gehen und sagen: ›Ich war ungehorsam und voreingenommen‹; ansonsten wirst du an diesen Gedanken zerbrechen. Sie werden sich zwischen dich und die Liebe zu Gott stellen, und am Ende wirst du gehen.
Es liegt ganz allein bei dir, wie du die Leute auf der Straße erreichst. Lass sie nicht zu kurz kommen. Folge der Regel! Kämpfe dafür, aber achte darauf, diese Gedanken nicht zuzulassen. Leiste Wiedergutmachung für diese Gedanken. Nimm die Disziplin ernster und leiste
Weitere Kostenlose Bücher