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Wenn Gottes Kinder schweigen - Livermore, C: Wenn Gottes Kinder schweigen - Hope Endures

Titel: Wenn Gottes Kinder schweigen - Livermore, C: Wenn Gottes Kinder schweigen - Hope Endures Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colette Livermore
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gearbeitet hat, ist die Gefahr gegeben, überheblich zu werden. Wenn Vorgesetzte den Raum betreten, stehen alle auf; was sie sagen, muss sofort befolgt werden; alle ihre Äußerungen müssen hingenommen werden; man darf sie weder hinterfragen noch ihnen widersprechen.
    Donnerstags, wenn die Professen ihren freien Tag hatten, ging Schwester Barbara, die Leiterin der Novizinnen im zweiten Jahr, für gewöhnlich mit ihren Schülerinnen ins
Kinderheim in Binondo. Ich hingegen blieb mit den Novizinnen im Kinderheim und im Tahanan von Tondo. Andere Novizinnen fuhren mit dem Lieferwagen auf den Markt, um einzukaufen oder unsere wöchentlichen Vorräte sowohl für die Schwestern als auch für die Patienten zu erbetteln.
    Wenn Schwester Barbara anderswo gebraucht wurde, half ich im Kinderheim von Binondo aus. Es kam öfter vor, dass wir dort wegen einer geborstenen Leitung kein Wasser hatten und dieses von der Feuerlöschstelle in einem Jeep heranschaffen mussten, um waschen und die Kinder baden zu können. Eines Tages brauchte ich eine Stunde, um die Haare einer Fünfjährigen zu schneiden, die ihr wegen infizierter Wunden und Läuse am Kopf klebten.
    Oft trieb mich die Sorge um, dass unser Wissen, wie wir die Beschwerden der Patienten im Tahanan und im Kinderheim behandeln sollten, nicht ausreichte. Die Zahl unserer Patienten schwankte zwischen achtzig und einhundert im Tahanan, und weil die Betten dicht beieinanderstanden, gab es Probleme mit Infektionen. Solange Schwester Gabrielle, die medizinisch ausgebildet war, in Tondo lebte, klärte sie uns über Medikamente und Behandlungsmethoden auf, aber als sie nach Kalkutta zurückkehrte, konnten wir uns nur noch auf die hin und wieder freiwillig vorbeikommenden Ärzte stützen. Manchmal unterliefen uns schwere Behandlungsfehler bei der Medikation und bei Injektionen.
    Ich teilte Schwester Gabrielle meine Besorgnis in einem Brief nach Kalkutta mit und bekam eine verwirrende Antwort. Sie meinte, sie habe in einzelnen Punkten meine Sorge geteilt, solange sie in Manila lebte und darüber mit
Mutter gesprochen, die sich aber in keiner Weise beunruhigt über den Mangel an Ausbildung und das niedrige Niveau der medizinischen Fürsorge in unseren Zentren gezeigt habe. Und dann teilte Schwester Gabrielle mir mit, sie habe ihre Einstellung geändert. Sie fragte mich: »Was wollte ich? Wollte ich ein Krankenhaus, das von den Klugen dieser Welt übernommen wird und wo weder Liebe noch Fürsorge eine Rolle spielen?« Der Brief endete mit der meiner Meinung nach sarkastischen Bemerkung, sie hoffe, bald von mir zu hören, weil sie schon gespannt auf weitere Vorschläge von mir sei. Ich war nicht der Meinung, dass ein Wissenszuwachs notwendigerweise bedeutete, dass wir unsere Patienten nicht mehr lieben konnten. Ihre Antwort empfand ich als widersprüchlich und zwiespältig, und ich fragte mich, ob das wohl an ihrer eigenen Verwirrung liegen mochte. Vielleicht rührte ihre Verärgerung über mich daher, dass ich Bedenken ansprach, die sie unterdrückt hatte und mit denen sie sich nicht mehr befassen wollte.
    Um ihre rhetorische Frage zu beantworten: Was ich wollte, war zu wissen, was ich tat, und zu wissen, dass wir all denjenigen, die unserer Fürsorge und Obhut unterstanden, keinen Schaden zufügten. Ich wünschte mir, alle Schwestern wären über die Unterschiede zwischen verschiedenen Medikamenten informiert und wüssten, dass Chloramphenicol ein Antibiotikum und Chloroquin ein Anti-Malariamittel war. Eine Schwester hatte vor Kurzem diese Arzneien wegen ihrer ähnlich klingenden Namen verwechselt, und das beunruhigte mich, obwohl in diesem Fall ernsthafte Folgen ausgeblieben waren. Mir war daran gelegen, dass die Schwestern die wichtigsten Nebenwirkungen von einigen
Tuberkulosemitteln kannten - beispielsweise konnte es selbst bei korrekter Dosierung von Streptomycin zu Taubheit kommen, und Isoniazid konnte Leberschäden hervorrufen und sollte nicht mehr verabreicht werden, wenn ein Tuberkulosepatient eine Gelbsucht bekam. Ich fand es wichtig, dass jede, die eine Injektion verabreichte, wusste, was sie spritzte, und auch den Zweck und die Stärke der Arznei kannte. Außerdem war mir an Maßnahmen gelegen, die die Ansteckungsgefahr auf ein Minimum reduzierten, in anderen Worten, jene mit ansteckender TB von jenen fernzuhalten, die nicht darunter litten, und Fälle von Gastroenteritis, Masern und anderen Infektionskrankheiten zu isolieren. Mit nur ein wenig Wissen und Kommunikation könnten

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