Wenn heiße Wuensche erwachen
amüsieren sollte”, entgegnete er barsch. Ihm war anzumerken, wie schwer es ihm fiel, das zuzugeben.
Lyndie war unwillkürlich bewegt. Seine Liebe zu Katherine bewies, dass er vermutlich treuer war als Mitch, und plötzlich schämte sie sich für die Vermutungen, die sie über ihn angestellt hatte. Auch er litt. Sanft sagte sie: „Hazel hat mir erzählt, was mit deiner Freundin passiert ist. Es tut mir Leid. Es muss schrecklich gewesen sein.”
Er schwieg, bis die Stille bedrückend wurde.
Lyndie holte tief Luft. „Sieh mal, du kannst nicht nach meiner Meinung gehen. Ich bin ein Produkt meiner Erfahrung. Aber du - bei dir klingt es, als hättest du ein tolles Familienleben gehabt. Also hoffe ich, dass du anfängst, wieder Spaß zu haben. Du verdienst es nach allem, was du durchgemacht hast. Du hast viel zu geben.”
„Und du gibst zu viel. Du musst lernen, auch zu nehmen”, erwiderte er.
Sie schloss die Augen und schüttelte den Kopf. „Das klingt so gut, aber leider bin ich dafür viel zu feige. Tut mir Leid.” Erleichtert registrierte sie, dass sie zur Ferienranch abbogen.
„Danke für die Fahrt. Lass mich wissen, ob ich dir etwas schulde, für Benzin oder was auch immer.” Ihr fiel nichts mehr ein, was sie noch sagen konnte.
Bruce hielt vor ihrer Schlafbaracke und drehte den Kopf zu Lyndie. „Wie war er? Dein Mann, meine ich.”
Die Frage überraschte sie. „Na ja, zu Anfang war er großartig. Ich dachte, ich liebe ihn.
Aber dann verwandelte er sich in einen Idioten.” Sie lachte finster. „Ja, so war es im Großen und Ganzen.”
Bruce umfasste ihr Kinn mit seiner starken Hand, und ihre Blicke trafen sich. „Er hat dir die Unbeschwertheit genommen. Er hat sie dir gestohlen, wie ein Dieb ein Diamantcollier stiehlt. Du musst es zurückbekommen, denn es gehört dir, und du brauchst es.”
Ihr Magen zog sich zusammen. Seine Berührung löste eine leichte Erregung in ihr aus, und seine Worte trieben ihr die Tränen in die Augen. Sie nahm sich zusammen und sagte: „Ja, er hat mir die Unbeschwertheit genommen. Aber wie soll ich die zurückbekommen? Ich kann mir kein zweites Diamanthalsband leisten.”
„Lass es dir von jemandem schenken.”
Endlich sah sie einen Ausweg aus dem Labyrinth der Gefühle, in das er sie hineinzog.
„Das klingt wieder gut. Nur ist es leider nicht so einfach, wie es sich anhört. Es funktioniert einfach nicht. Ich könnte eine Million Männer dazu bringen, mir den Himmel auf Erden zu versprechen. Aber was würde ich tatsächlich bekommen, außer einer überaktiven Libido?”
„Es gibt Männer, die ihre Versprechen halten”, entgegnete er.
„Schon möglich. Aber lass mich aus dem Spiel. Ich habe zu viel Arbeit zu erledigen. Wenn ich Glück habe, versorgt mein Laden mich wenigstens, wenn ich alt bin. Nach allem, was Hazel erzählt, bist du der Typ, auf den ich mich nicht einmal bis zum Morgengrauen verlassen kann.”
Bruce presste die Lippen zusammen. „Ich kann länger durchhalten als bis zum Morgengrauen. Möchtest du es ausprobieren?”
Sie hielt den Atem an.
Er ließ ihr Kinn los.
„Gute Nacht, Lyndie. Wir brechen früh auf, deshalb empfehle ich dringend Schlaf.”
Sie sah ihn einen Moment lang an, dann stieg sie aus dem Wagen.
In einer Staubwolke brauste er davon.
Verwirrt betrat sie ihr Zimmer in der Schlafbaracke. Während sie sich auszog und die Bettdecke zurückschlug, fragte sie sich, wieso sie das überhaupt tat. Heute Nacht würde sie ohnehin keinen Schlaf finden. Und selbst wenn sie doch einschlief, würde sie nur von Bruce Everett träumen. Und seinem verwegenen Lächeln, das Vergnügen und Ruin zugleich verhieß.
Mit müden Augen zog Lyndie Girlies Zügel nach links, um den anderen zu folgen. Sie waren seit über einer Stunde auf dem Bergpfad unterwegs gewesen, als sie eine Weggabelung erreichten.
„Nicht dort entlang. Reitet niemals dort hinein”, erklärte Bruce der Gruppe, die in den falschen Pfad einbiegen wollte.
„Was ist denn dort oben?” wollte Lyndie wissen, die mit Justin ganz hinten ritt.
Bruce wirkte distanziert. „Auf dem Pfad ist etwas Schlimmes geschehen. Wir benutzen ihn nicht mehr.”
Lyndie streckte sich, um den gewundenen Pfad so weit wie möglich hinaufzusehen. Kleine Steine wie von einem Steinschlag lagen auf dem Weg, der steil bergan in die schneebedeckten Höhen führte.
Ein Schauer überlief Lyndie. Intuitiv wusste sie, dass dies der Pfad war, auf dem Katherine ihr Leben verloren hatte.
Sie sah zu
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