Wenn heiße Wuensche erwachen
Bruce.
Er schien den verbotenen Pfad bereits vergessen zu haben. Stattdessen galt seine Aufmerksamkeit, wie es sich für einen guten Führer gehörte, seinen Reitern und dem Zustand des vor ihnen liegenden Pfades. Allerdings saß er in steiferer Haltung als sonst im Sattel, und Lyndie fragte sich, ob die Weggabelung schmerzliche Erinnerungen geweckt hatte.
„Reitet noch irgendjemand dort hinauf?” fragte Lyndie Justin.
Justin schüttelte den Kopf. „Wenn der Boss übler Laune ist, reitet er hoch, aber nur dann.”
Lyndie konzentrierte sich wieder auf den Weg vor ihr, doch in Gedanken war sie weit weg.
Roger und Annette ritten vor ihr auf prächtigen Appaloosas. Zwei weitere Frauen -
Schwestern - waren aus Los Angeles auf die Ferienranch gekommen. Sie flirteten heftig mit ihrem Führer, dem stämmigen rothaarigen Justin, und Lyndie beneidete sie, weil sie so unbekümmert waren und sich amüsierten.
Bruce ritt mit seinem schwarzbraunen Quarter Horse Beastie Boy plötzlich zum Ende der Gruppe. Girlie wollte sich immer umdrehen und Beastie Boy beißen. Lyndie musste laut lachen, da die Pferde die Spannungen zwischen ihren Reitern widerspiegelten.
Von Bruce erntete sie dafür nur einen eisigen Blick.
Nach einer Weile hielten sie an einem Bach, wo der Proviantwagen mit dem Frühstück auf sie wartete.
Justin hielt Lyndies Pferd, während sie absaß. Sie hatte Justin auf den ersten Blick gemocht. Er war der typische nette junge Mann von nebenan. Sein Grinsen war ansteckend, und Lyndie konnte sehen, dass er eine Schwäche für Frauen hatte. Kim und Susan, die Frauen aus L.A., schnurrten förmlich, sobald er in ihrer Nähe war.
„Wie gefällt es Ihnen bis jetzt?” erkundigte sich Justin, als ihnen Eier und Speck vom Herd des Proviantwagens serviert wurden.
„Dummerweise habe ich die Lektion von gestern verpasst, aber ich glaube, ich kann aufholen”, antwortete Lyndie.
„Ich gebe Ihnen gern Nachhilfe, falls Sie welche brauchen.” Justin zwinkerte.
Lyndie musste grinsen. Justin hatte so etwas Natürliches an sich. Sie konnte Kims und Susans Begeisterung durchaus nachvollziehen. Er war, wie er war — natürlich und offen, im Gegensatz zu seinem Boss, aus dem Lyndie einfach nicht schlau wurde.
„Ich glaube, ich komme schon irgendwie zurecht. Trotzdem danke für das Angebot. Ich werde es im Hinterkopf behalten.” Lächelnd ging sie an Bruce vorbei, der sie nur finster ansah.
Mit Bestürzung registrierte sie, dass er sich neben sie an einen Baumstamm setzte.
„Gut geschlafen?” fragte er mutwillig, als wüsste er von ihren Träumen.
Sie setzte ein abschätziges Lächeln auf. „Wieso sollte ich nicht gut geschlafen haben?”
Er hob eine Braue.
Sie machte sich über ihr Essen her.
„Heute Abend findet das Rodeo statt. Bist du dabei?” erkundigte er sich und schob sich ein krosses Stück Speck in den Mund.
„Gehört das zum Programm?” Lyndie bestrich ein Brötchen mit Butter.
„Natürlich.”
„Dann werde ich wohl acht Sekunden erübrigen.”
Er lachte, wurde jedoch sofort wieder ernst. „Es sind lange acht Sekunden. Hast du jemals einen Bullen geritten?”
„Nein”, antwortete sie wahrheitsgemäß.
„Dann solltest du es mal versuchen.” Er widmete sich wieder seinem Frühstück.
Ein leichtes Prickeln lief von ihrem Rücken zu ihrem Bauch hinunter und breitete sich noch tiefer aus.
Lyndie betrachtete seinen schlanken Körper, dessen Muskeln sich unter dem Flanellhemd abzeichneten. Sie erinnerte sich an die Haare auf seiner Brust, die auf seinem Bauch zusammenliefen.
Die Vorstellung, sich an ihn zu schmiegen, den Kopf an seine Brust zu legen und die Hände über seine nackte Haut gleiten zu lassen, war elektrisierend und beängstigend zugleich.
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Diese erotische Fantasie ließ sie daraufhin den ganzen Tag nicht mehr los.
Selbst als sie an diesem Abend Girlie auf der Koppel zurückließ und wund vom Sattel zu ihrer Schlafbaracke humpelte, musste sie an Bruce denken.
5. KAPITEL
„Aber er ist so betont männlich, Hazel. Das ist doch antiquiert. Tut mir Leid, ich kann ihn nicht ernst nehmen, sagte Lyndie zu Hazel, die neben ihr saß und sich das Rodeo anschaute.
„Genau das ist es, was du nicht verstehst, Liebes. Du bist eine McCallum. Du musst ihn nicht ernst nehmen. Du musst dich nur entspannen und ein wenig amüsieren.” Hazel stand auf und bejubelte den letzten Acht-Sekunden-Sieger.
„Ich gebe ja zu, dass er einen gewissen männlichen Charme besitzt”, murmelte
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