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Wenn ich dich gefunden habe

Wenn ich dich gefunden habe

Titel: Wenn ich dich gefunden habe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ciara Geraghty
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ginge. Er geht aber erst nächste Woche.«
    »Aber das muss Sie ein Vermögen gekostet haben«, wandte Dara ein. »Erste Klasse?«
    »Nur so lässt es sich reisen, meine Liebe«, sagte Miss Pettigrew, als würde sie ständig erster Klasse verreisen. Vielleicht hatte sie das ja auch getan, vor langer, langer Zeit. »Außerdem habe ich genug auf der hohen Kante und kaum Gelegenheiten, mein Geld auszugeben.« Sie sah sich in ihrem Wohnzimmer um, als würde sie zum ersten Mal bemerken, auf welch kleinem Raum sich ihr Leben abspielte.
    »Aber … Aber … Womöglich kann Stanley gar nicht mitkommen. Er … Er hat viel zu tun, und …«
    »Frag ihn einfach, Schätzchen. Ich bin sicher, er wird eine junge Lady wie dich liebend gern in die romantischste Stadt der Welt begleiten.«
    »Aber …«
    »Und ich habe zwei Zimmer im Louis XIV reserviert. Das ist ein sehr mondänes Hotel, oder jedenfalls war es das vor vierzig Jahren.« Miss Pettigrews Lächeln erstarb, und ihre Miene wurde düster. »Manus MacBride hat versprochen,
dass wir unsere Flitterwochen dort verbringen würden. Er hat gesagt, er würde mir ein rotes Kleid kaufen und Fotos von mir auf der Spitze des Eiffelturms machen. Er hat behauptet, ich würde schön aussehen in Rot. Die Mona Lisa würde dagegen richtig hässlich wirken, hat er gesagt.«
    »Miss Pettigrew, so leid es mir tut, aber …«
    »Du hast recht, Dara«. Miss Pettigrews Stimme war so fest wie eine grüne Tomate. »Es gibt da eine Bedingung.«
    Dara wartete ab. Sie hatte es geahnt. Die Sache hatte einen Haken.
    »Ich werde dir ein Kleid spendieren, und du musst mir versprechen, dass du es anziehst. Ich lasse nicht zu, dass du in einem deiner dunkelblauen Jogginganzüge bei diesem französischen Flittchen aufkreuzt. Das ließe uns in einem schlechten Licht erscheinen. Uns alle.«
    »Aber …«
    »Versprich es mir.«
    In diesem Moment fiel Dara etwas ein. »Also gut, versprochen«, sagte sie so artig, dass Miss Pettigrew gleich misstrauisch wurde.
    »Machst du dir keine Sorgen wegen dem Kleid, das ich dir spendieren werde?«, fragte sie.
    »Na ja, ich meine, das ist alles sehr nett von Ihnen, aber die Sache ist die … Mein Pass ist abgelaufen.« Und das war er schon seit fünf Jahren.
    »Kein Problem«, winkte Miss Pettigrew ab. »Es gibt da einen Expressdienst.«
    »Aber das dauert zehn Tage.« Dara besaß zwar keinen gültigen Pass, konnte sich aber durchaus erinnern, wie man an einen neuen kam.
    »Keine Sorge, meine Liebe. Ich habe Kontakte.«



37
    Irene Harte saß seit einer geschlagenen Stunde in Stanley Flinters Büro. Sie hatte tonnenweise Fotos mitgebracht.
    Stanley betrachtete gerade eines, das Mr. und Mrs. Harte auf der Hochzeitsreise auf den Malediven vor fünfzehn Jahren zeigte.
    »Er hat sich nicht groß verändert seither«, bemerkte Mrs. Harte. Sie strich mit dem Finger zärtlich über die Wange des Mannes auf dem Foto, und Stanley versuchte kurz, sich vorzustellen, wie es wohl sein musste, von einer Frau so geliebt zu werden. »Zugegeben, sein Haar ist etwas schütterer, und er hat ein paar Kilos zugenommen, und sein Waschbrettbauch ist auch nicht mehr das, was er einmal war. Aber abgesehen davon sieht er noch genauso aus wie früher.« Sie sah zu Stanley, und er tat, als würde er die Tränen, die in ihren Augenwinkeln glitzerten, nicht bemerken. »Ein attraktiver Mann, finden Sie nicht auch?« Die Frage war offenbar nicht rhetorisch gemeint.
    »Äh, ja … Er sieht … ganz gut aus.«
    »Ganz gut?«
    »Na ja, Sie wissen schon, gut erhalten, meine ich.«
    »So alt ist er gar nicht. Noch keine fünfzig. Auch wenn sein Geburtstag vor der Tür steht. Ich habe mir überlegt, ihm etwas Rotes zu schenken. Vielleicht einen roten Sportflitzer. Er sieht toll aus in Rot.«
    Stanley betrachtete ein aktuelleres Foto von Ian Harte.
Makellos manikürte rosa Nägel an kurzen, fleischigen Fingern, die den Griff eines Golfschlägers umklammerten. Grimmig nach vorn geschobenes Kinn, schlaffe Haut am Unterkiefer, schütteres Haar mit grauen Einsprengseln. Er trug ein eng anliegendes Poloshirt, das einem jüngeren Mann besser gestanden hätte und über dem Ansatz seines Bierbäuchleins spannte. Eitel. Das kam Stanley bei seinem Anblick gleich in den Sinn. Und groß natürlich.
    »Hat er nicht tolle lange Beine?«, fragte Mrs. Harte hartnäckig. Stanley konnte bloß nicken.
    Mrs. Harte sah genau so aus, wie Stanley sie sich vorgestellt hatte. Eine attraktive Endvierzigerin mit dem

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