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Wenn ich dich gefunden habe

Wenn ich dich gefunden habe

Titel: Wenn ich dich gefunden habe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ciara Geraghty
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klang schon etwas weniger besorgt.
    Stanley zog die Schreibtischschublade auf, in der der rosarote Umschlag mit dem roten Siegelwachs lag. »Es gibt da nur ein Problem …«
    »Keine Sorge, Stanley, ich habe vollstes Verständnis, wenn Sie es nicht einrichten können.«
    »Ähm, naja, ich muss am Samstagabend zu dieser … Dings.«
    »Dings?«
    »Zu einer Party. Einer Verlobungsparty – und nein, es ist nicht meine Verlobungsparty«, fügte er etwas lauter als geplant hinzu, »sondern die meines Bruders Cormac. Und von Cora, seiner Freundin. Oder seiner Verlobten, sollte ich wohl besser sagen.«
    »Äh, vermutlich, ja, wenn Ihr Bruder mit ihr verlobt ist …«
    »Ist er. Mit ihr verlobt, meine ich.«
    Stanley griff nach dem Buch, das ihm Sissy zum letzten Geburtstag geschenkt hatte ( Der Taschendetektiv ), und schlug sich damit auf die Stirn, ohne zu ahnen, dass Sissy später dort weitermachen würde, wo er aufgehört hatte, wenn auch mit zwei Kissen statt mit einem Buch. Er hielt dabei den Hörer von sich weg, damit Dara es nicht hören konnte.
    »Gut«, sagte Sissy, als er es später erwähnte. »Ich hoffe, es hat weh getan.«
    »Hat es«, bestätigte Stanley, und sie nickte zufrieden.
    Er hielt sich den Hörer wieder ans Ohr.
    »Der Rückflug aus Paris geht am Freitagabend, Sie sind also früh genug für die Party wieder da«, sagte Dara gerade.
»Ansonsten kann ich auch umbuchen auf Freitagvormittag oder auf Donnerstagabend. Ich weiß ohnehin nicht, wozu Miss Pettigrew einen so langen Aufenthalt eingeplant hat.«
    »Nein, nein, Freitagnachmittag ist völlig in Ordnung. Es ist nur … Ich muss unbedingt zu dieser Party, verstehen Sie?« Er erwähnte nicht, dass seine Abwesenheit – und die Abwesenheit der zwei Newbridge-Kerzenständer, für die er sich schließlich als Geschenk entschieden hatte – von seiner Familie als ominöse Entwicklung gedeutet werden würde.
    »Natürlich«, sagte Dara, obwohl er wusste, das war unmöglich. Wie sollte sie es auch verstehen?
    »Also gut.«
    »Was also gut?«
    »Ich komme mit nach Paris«, sagte er. »Ich bin allerdings nicht sicher, ob ich Ihnen mit meinen rudimentären Französischkenntnissen eine große Hilfe sein werde.«
    »Ich kann ein bisschen Französisch.« Dara hatte sich in der Schule sogar als »überraschendes Sprachentalent« entpuppt. Überraschend deshalb, weil sich die Lehrer nicht allzu viel von ihr erwartet hatten. Schriftlich hatte sie zwar so ihre Probleme, aber sie hatte »ein gutes Ohr für die Sprache«, hatte jedenfalls ihre Französischlehrerin gesagt, nachdem sie ihre anfängliche Verblüffung überwunden hatte.
    »Danke«, murmelte Dara leise. Es klang erleichtert, und Stanley schalt sich einen Esel, weil er sie mit seinem lächerlichen Herumgerede wegen der vermaledeiten Verlobungsparty unnötig auf die Folter gespannt hatte.
    »Waren Sie schon mal in Paris?«, fragte er sie.
    »Nein. Sie?«
    »Ein Mal.« Mit Cora. Zum ersten Jahrestag. Warum führten sämtliche Wege zurück zu ihr? Sie hatten damals
nur einen Teil des Jahres zusammen verbracht, weil Cora die Ausbildung zur Kosmetikerin in London absolviert hatte, aber sie waren die ganze Zeit über in Kontakt geblieben, waren einander treu gewesen. Nun, Stanley zumindest. Von Cora konnte man das wohl nicht behaupten. Nicht mehr.
    Sie hatten es nicht bis zur Spitze des Eiffelturms geschafft  – der Aufzug ging nicht bis ganz nach oben, und Cora hatte keine Lust auf Treppensteigen gehabt.
    »Mir tun die Füße weh. Wir laufen schon den ganzen Tag rum.« Es war noch nicht einmal Mittag gewesen.
    »Aber es ist nicht mehr weit. Willst du denn kein Foto von uns, ganz oben?«
    »Das können wir doch auch hier machen. Sind wir nicht schon hoch genug?«
    Daras besorgte Stimme schob sich in seine Erinnerungen. »Es gibt da noch etwas, das Sie wissen sollten.«
    »Nämlich?«
    »Miss Pettigrew ist manchmal etwas exzentrisch, und …«
    »Ich weiß. Sie wollte, dass ich ein Fan von ›Ronald Reagan Rockt‹ auf Facebook werde.«
    »Ja, sie liebt ihn heiß und innig. Sie nennt ihn Ronnie, und sie ist aus unerfindlichen Gründen überzeugt, dass er seinen Tod nur vorgetäuscht hat und glücklich und zufrieden auf einer Farm in Montana lebt. Egal. Jedenfalls hat sie ein Kleid für mich bestellt …«
    »Ein Kleid?«
    »Ganz recht. Ich weiß, es ist lächerlich, aber sie besteht darauf, dass ich es in Paris trage. Ich soll mich darin sogar auf dem Eiffelturm fotografieren lassen, zum Beweis dafür,

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