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Wenn ich dich gefunden habe

Wenn ich dich gefunden habe

Titel: Wenn ich dich gefunden habe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ciara Geraghty
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überraschten Blick einer Frau, die mit dem Skalpell des örtlichen Schönheitschirurgen wohl vertraut war. Gut geschnittene, geschmackvolle Kleidung. Eine Frau, die regelmäßig einen Schönheitssalon frequentierte und tanzen konnte, es aber seit Jahren nicht getan hatte.
    »Also«, sagte Stanley und legte das Fotoalbum mit den Bildern der Karibikkreuzfahrt im vergangenen Herbst weg. »Sie sind immer noch überzeugt, dass Ihr Mann … ähm …«
    »Fremdgeht?« Mrs. Harte holte ein Leinentaschentuch aus ihrer Handtasche aus Leopardenfell. Stanley hoffte, dass es sich um keinen echten Pelz handelte, befürchtete aber das Gegenteil. »Ja«, sagte sie nachdrücklich. »Kein Zweifel. Erst letzte Woche habe ich neue Beweise gefunden.«
    »Nämlich?« Hoffentlich waren die etwas schlagkräftiger als ein paar verstopfte Poren nach einem angeblichen Besuch im Schönheitssalon. Wie sich herausstellte, waren sie diesmal tatsächlich etwas handfester.
    »Neulich war er geschäftlich in Zürich …« Kunstpause.
Stanley rutschte gespannt auf seinem Hocker hin und her. »Und er hat behauptet, sein Rückflug würde um elf Uhr abends landen, weshalb er erst kurz vor Mitternacht nach Hause kommen würde. ABER …« Wieder eine Kunstpause. »Sein Flugzeug ist nicht erst um elf gelandet, sondern schon um sieben. Ich habe einen Ausdruck seines Flugreiseplans im Innenfach seiner Aktentasche gefunden. Ian glaubt, ich wüsste nichts von diesem Fach.«
    Mrs. Harte lehnte sich in dem Ohrensessel zurück, den Stanley von seiner Mutter als Einweihungsgeschenk erhalten hatte. Als ihr Taschentuch zu nass war, um weitere Tränen aufzunehmen, reichte Stanley ihr ein Papiertuch aus der Schachtel, die auf seinem Schreibtisch stand.
    »Was glauben Sie, hat er in dieser Zeit gemacht?«
    »Na, er hat sich natürlich mit ihr getroffen.« Irene schnäuzte sich geräuschvoll.
    Stanley wartete ab, bis sie fertig war, dann fragte er: »Haben Sie eine Ahnung, wer diese Frau ist?«
    »Eine, die jünger ist als ich!«, heulte sie auf. »Und hübscher und dünner. Eine ohne Schönheitsfehler. Ian hasst alles, was Schönheitsfehler hat. Ich könnte genauso gut …« Sie suchte nach einem passenden Vergleich. »Eine Säge ohne Zähne sein. Das ist doch ein gravierender Schönheitsfehler, finden Sie nicht?«
    Stanley nickte bloß. »Also … Irene … Was soll ich nun tun?«
    Irene schnäuzte sich noch einmal, wischte sich die Tränen aus den Augen und setzte sich kerzengerade hin.
    »In den vergangenen drei Monaten war er jeden Samstagabend unterwegs«, sagte sie, nun in sachlichem Tonfall. »Um mit seinen Golfkumpels Poker zu spielen«, fügte sie hinzu, wobei sie mit den Fingern Gänsefüßchen in die Luft
malte. »Dabei hat er keine Ahnung, aus wie vielen Karten ein Deck besteht!« Sie beugte sich nach vorn. »Ich möchte, dass Sie ihm folgen, Stanley. Nächsten Samstagabend.«
    »Nächsten Samstagabend? Da kann ich nicht«, sagte Stanley.
    »Sie müssen! Koste es, was es wolle! Ich ertrage diese Ungewissheit nicht noch eine Woche!
    »Na ja, ich …«
    »Verlangen Sie, was Sie wollen. Meinetwegen das Dreifache des üblichen Honorars. Es ist mir egal.«
    »Darum geht es nicht. Ich muss zu einer Verlobungsparty.«
    »Meine Güte, Sie lassen aber auch nichts anbrennen, hm? Als wir neulich telefoniert haben, klang es noch, als würden Sie an einem gebrochenen Herzen sterben.«
    »Nein, nein, es ist nicht meine Verlobungsparty.«
    »Ach, Gottchen, es ist ihre Verlobungsparty, nicht? Die von diesem Flittchen und Ihrem Bruder, diesem Schuft, richtig?«
    »Äh …«
    »Sie Ärmster.« Mrs. Harte beugte sich über den Tisch und tätschelte Stanley die Schulter. »Wie kommen Sie damit zurecht?«
    »Na ja, es geht eigentlich.«
    »Sie nehmen es gelassen? Das ist gut.«
    »Nun ja, ehrlich gesagt …«
    »Keine Sorge. Ian wird das Haus am Samstag um halb sieben verlassen, es sollte also kein Problem sein …« Sie senkte die Stimme. »… ihn zu beschatten und trotzdem rechtzeitig auf der Party zu erscheinen. Wann fängt sie denn an?«
    »Um acht.«
    »Bis dahin sind Sie mit Ian längst fertig. Und ich vermutlich auch …« Sie ließ den Kopf hängen, als wäre er plötzlich zu schwer für ihren schlanken Hals.
    »Nicht unbedingt«, widersprach Stanley, doch er sah förmlich vor sich, wie ihr Gesicht in sich zusammenfallen würde, wenn er ihren Verdacht bestätigte. Er freute sich nicht darauf.
    Sie schüttelte den Kopf und versuchte zu lächeln.
    »Sind Sie

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