Wenn ich dich gefunden habe
seine Gratiszeitung und hörte es nicht.
»Oh … Das … Er ist nicht mein Freund«, antwortete Dara.
»Verstehe. Tut mir leid«, sagte die Stewardess mit einem Blick zu Stanley, als würde sie es aufrichtig bedauern, dass er nicht Daras Freund war. »Heißt das, Sie wollen keinen Champagner?«
»Ähm …« Dara überlegte.
Die Stewardess beugte sich zu ihr hinunter und flüsterte
verschwörerisch: »Er ist kostenlos.« Damit weckte sie nun auch Stanleys Aufmerksamkeit.
Sie bestellten beide Champagner. »Alles andere wäre ja eine Verschwendung«, sagte Dara und hustete, als ihr die Kohlensäure in die Nase stieg.
Stanley nahm einen großen Schluck. »Normalerweise trinke ich zum Frühstück keinen Alkohol, und Champagner schon gar nicht, aber das Zeug ist gar nicht übel.«
Ihr kleiner Champagnerschwips, das Essen und Stanley ließen Dara ihre Flugangst vergessen. Sie erzählte von Lucky, der überzeugt zu sein schien, dass sie sein Leben schon irgendwie in Ordnung bringen würde. Dass sie allen Widrigkeiten zum Trotz sein Zuhause finden würde. Sein Optimismus stand in krassem Gegensatz zu dem, was er bei seinen vorigen Besitzern erlebt haben musste, jedenfalls nach dem Zustand zu urteilen, in dem er bei ihnen gelandet war. Dara hatte Lucky für einen »Der Futternapf ist halbleer«-Hund gehalten, aber sie hatte sich getäuscht.
Dann erzählte Stanley von Sissy, die ihren Liebeskummer offiziell für beendet erklärt hatte, und von ihrem Date mit Raymond am Vorabend, das ein Desaster gewesen war, weil Raymond die Angewohnheit hatte, sich mit dem Haustürschlüssel das Schmalz aus den Ohren zu kratzen.
Als die Maschine zur Landung auf dem Flughafen Charles de Gaulle ansetzte, setzte sich Dara aufrecht hin und umklammerte die Armlehnen. »Was ist los?«, flüsterte sie.
»Wie, bitte?« Stanley wandte sich zu ihr um, und Dara fiel auf, dass er ihr nicht in die Augen sah, wie es die meisten Menschen tun, sondern auf den Mund. Sie presste die Lippen zusammen, um sie am Zittern zu hindern.
»Das Flugzeug … Es fühlt sich so komisch an.«
»Wir befinden uns im Sinkflug, das ist alles.«
»Jetzt schon?«
»Sehen Sie mal raus.« Er zeigte auf das Fenster, und Dara beugte sich zu ihm hinüber und spähte hinaus. Und da war es: Paris im Frühling. Die diversen Wahrzeichen waren deutlich zu erkennen, und der Anblick kam Dara seltsam vertraut vor. Aus dieser Höhe sah der Eiffelturm aus wie ein Souvenir aus einem der bunten Touristenläden. Die Seine schlängelte sich durch die Stadt, und irgendwo etwas weiter draußen, am südlichen Stadtrand, befand sich die Rue de Ste Jeanne d’Arc, in der eine Frau namens Isabelle Dupoint vielleicht gerade in ihrer Küche saß, ein Croissant in ihren Kaffee dippte und über den Tisch hinweg Eugene Flood anlächelte.
Ein lautes, gefährlich klingendes Knirschen riss Dara aus ihren Gedanken.
»Das ist bloß das Fahrwerk, das für die Landung ausgeklappt wird«, erklärte Stanley, ehe sie ihn danach fragen konnte.
Obwohl Daras letzter Flug schon eine Weile her war, erinnerte sie sich noch viel zu deutlich an die Landung, den schlimmsten Teil des Fluges: der unheimliche Neigungswinkel und das Gefühl, dass einem die Erde entgegenraste, der Aufprall der Räder auf dem harten Belag, das Kreischen der Bremsen, während die Maschine mit halsbrecherischer Geschwindigkeit auf das Flughafengebäude zusteuerte. Und dann die beruhigende Stille, wenn sie endlich langsamer wurde und, quasi als Entschädigung für die grauenhaften Momente der Angst davor, den Rest des Weges im Schritttempo zurücklegte. Erst jetzt bemerkte Dara, dass sie Stanleys Hand umklammerte, so fest, dass weiße Flecken auf seiner Hand zurückblieben, als sie losließ.
»Tut mir leid«, murmelte sie. »Ich leide unter Flugangst.«
»Kein Problem«, winkte Stanley ab. »Cora ging es genauso. Sie hat die Landungen gehasst.«
»Cora? Die Verlobte Ihres Bruders?«
»Äh … Genau.«
»Verstehe«, sagte Dara, obwohl sie gar nichts verstand.
»Ich … ähm … Das mag etwas seltsam anmuten, aber wir waren mal ein Paar, müssen Sie wissen.«
»Oh.«
»Ist schon eine Weile her. Seitdem ist viel passiert … Sie haben ja inzwischen ein Baby … Eine ganz süße Kleine übrigens. Und sie haben sich verlobt, hab ich das erwähnt?«
»Haben Sie. Die Party ist am Samstag, nicht?«
Dara stellte keine weiteren Fragen, obwohl ihr noch einige eingefallen wären. Plötzlich wollte sie mehr wissen über den Mann,
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