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Wenn ich dich gefunden habe

Wenn ich dich gefunden habe

Titel: Wenn ich dich gefunden habe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ciara Geraghty
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war anderer Meinung. »Aber was ist, wenn …«
    »Ich bin bloß müde«, unterbrach Angel sie mit leiser, aber fester Stimme. »Ich mache jetzt ein Nickerchen, und
dann sehen wir mal, wie ich mich fühle, wenn ich aufwache.«
    »Dann bringe ich mal dieses … Vieh raus«, sagte Mrs. Flood und näherte sich Lucky, worauf dieser die Nackenhaare sträubte, sodass er einem sehr großen Stachelschwein glich.
    Mrs. Flood war unterwegs gewesen, als Angel und Dara mit Lucky nach Hause kamen – ein Notfall bei Mrs. Butcher, die wider besseres Wissen im Dampfbad gewesen war.
    Deshalb fand ihre erste Begegnung mit Lucky erst am darauffolgenden Morgen hinten im Garten statt. Er stellte sich ihr vor, indem er ihren schönsten Rosenbusch ausbuddelte und in die Blumenampel kackte, die sie zum Gießen abgenommen hatte. Mrs. Floods Reaktion war weniger ungnädig ausgefallen als erwartet, vielleicht, weil Leonard Cohen endlich nicht mehr durchs Haus schallte. Sie hatte Lucky eingehend betrachtet und gesagt: »Was für eine Art von Tier ist das?«
    »Er wird keinen Ärger machen«, hatte Dara gelobt, während Lucky wie ein Irrer durchs Erdgeschoss gefegt war und schließlich vor der Haustür schlitternd zum Stehen kam, wobei er den Kleiderständer umwarf und sich dann auf Mrs. Floods guten Wintermantel stürzte, um Löcher in den Ärmel zu kauen. Dara kitzelte ihn unter dem Kinn, wie er es gern hatte, bis er bereit war, davon abzulassen, und hob ihn hoch. »Er hat viel mitgemacht in letzter Zeit.«
    »Haben wir das nicht alle?«, sagte Mrs. Flood und trat zu ihr, um an Luckys Ohren zu ziehen, als wüsste sie instinktiv, dass er das liebte. Dara spürte einen Funken Hoffnung in sich aufkeimen.
    »Kann er nicht hierbleiben?«, bat Angel nun mit einem
Blick zu Lucky, der noch immer am Fußende des Bettes thronte.
    »Er strotzt bestimmt vor Flöhen und weiß der Geier was noch alles«, wandte Mrs. Flood ein.
    »Tut er nicht«, entrüstete sich Dara an Luckys Stelle. »Ich habe ihn höchstpersönlich entwurmt und entfloht und ihm die Krallen gestutzt.«
    »Er riecht nach Makrelen.« Mrs. Flood hasste Fisch, insbesondere Makrelen.
    »Tut er nicht«, widersprach Dara gekränkt. »Ich hab ihn gebadet und sein Fell mit Apfelshampoo gewaschen. Er duftet wie eine Blumenwiese. Komm mal her und riech an ihm.«
    »Ich kann ihn bis hier rüber riechen, vielen Dank.«
    Diese trockene Entgegnung fanden sie aus unerfindlichen Gründen alle drei erheiternd, und sie fingen an zu lachen  – Dara und Mrs. Flood eher verhalten, mit geschlossenem Mund, Angel mit in den Nacken geworfenem Kopf und geschlossenen Augen. Dara beschloss, die Gunst der Stunde zu nutzen. »Eigentlich braucht er jetzt nur noch einen ordentlichen …«
    »Vergiss es, Dara.« Mrs. Flood schüttelte den Kopf.
    »Einen ordentlichen Haarschnitt«, fuhr Dara unbeeindruckt fort. »Und ich kenne da zufällig eine Friseurin, die ist genau die richtige für diesen Job.«
    »Ich denke ja gar nicht daran.« Mrs. Flood war schon an der Tür. »Bei diesen drahtigen Borsten ist meine Schere machtlos.«
    »Es würde ihn bestimmt um Jahre jünger aussehen lassen«, meldete sich Angel zu Wort, und Mrs. Flood seufzte und schüttelte den Kopf – ein sicheres Zeichen dafür, dass sie es tun würde.
     
    Später erklärte Angel, sie sei fit genug, um mit Lucky Gassi zu gehen. Dara bestand darauf, sie zu begleiten und versprach Mrs. Flood, nicht allzu weit zu gehen.
     
    »Wie lange werdet ihr weg sein?«, wollte ihre Mutter wie üblich wissen, die Stirn in tiefe Falten gelegt.
    »Höchstens eine halbe Stunde«, rief Dara ihr zu, ehe sie die Haustür hinter sich schloss und mit Lucky, der an der für ihn sichtlich ungewohnten Leine zerrte, davoneilte.
    Doch sie kamen schon viel früher zurück.
    »Tut mir leid, Dara«, keuchte Angel, obwohl sie in sehr gemütlichem Tempo unterwegs waren. »Ich bin total außer Puste. Aber sonst geht es mir gut. Ich schätze, ich muss mich erst wieder an die Welt da draußen gewöhnen. Macht es dir etwas aus, wenn wir umkehren?«
    Sie wartete ab, bis sich Mrs. Flood auf den Weg zur Arbeit machte, ehe sie wieder ins Bett ging. »Ich lege mich nur vierzig Minuten hin«, informierte sie Dara fröhlich und hopste die Stufen hinauf, um zu demonstrieren, wie fit sie war. Doch als Dara eine halbe Stunde später nach ihr sah, lag Angel komplett angezogen im Bett, zugedeckt bis zum Kinn, und schlief wie ein Murmeltier.
     
    Wenn es so still war wie jetzt, da Angel schlief

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