Wenn ich dich gefunden habe
Spaziergang aufgebrochen waren – mit einem Geschöpf, bei dessen Anblick Edward fast die Augen aus dem Kopf gefallen waren.
Und sie wollte wissen, wie es in Paris gewesen war. Dara schrieb ihr, dass Angel endlich wieder besser drauf war und heute das erste Mal seit Tagen vor der Tür gewesen war. Das Fieber erwähnte sie nicht, um Miss Pettigrew nicht unnötig zu beunruhigen – vielleicht ging es ja zurück, bis Dara die alte Dame das nächste Mal besuchte.
Auch zum Thema Stanley Flinter hielt sie sich bedeckt, vor allem, was ihr Treffen heute Abend anging, das ein Date sein konnte oder auch nicht. Falls er noch rechtzeitig auf ihre SMS reagierte. Das Ausbleiben einer Antwort von Stanley Flinter würde ansonsten von Miss Pettigrew,
die sehr viel Zeit hatte und sich für eine Expertin in Sachen Beziehung hielt, zweifellos bis ins kleinste Detail erörtert werden. »Ich habe geliebt und verloren«, hatte sie Dara erklärt, als sich diese nach dem Quell ihrer Weisheit erkundigt hatte. »Aber zumindest habe ich mein Glück versucht, meine Liebe.«
Jede halbe Stunde unterbrach Dara ihren Sorgen- und SMS-Marathon, um nach oben zu schleichen und Angel eine Hand auf die Stirn zu legen. Sie fühlte sich heiß und feucht an, aber es war schwer festzustellen, ob es schlimmer wurde oder nicht. Dara hob das Federbett an. Unter einer zweiten, dünneren Decke zeichnete sich Angels langer, schmaler Körper ab. Dara öffnete das Fenster einen Spalt breit, um ein wenig zu lüften, aber nicht so weit, dass es zog. Erst nach fünf Uhr schlug Angel wieder die Augen auf, erklärte, es ginge ihr besser und aß ein Schüsselchen frisches Obst, das Dara für sie geschnippelt hatte. Als Dara meinte, sie könne ihre Verabredung für den Abend auch absagen, protestierte sie.
»Hat meine kleine Salonlöwin etwa schon vergessen, dass sie ihrem Liebhaber den Laufpass geben und einen potenziellen Verehrer zu einer Verlobungsparty begleiten muss?« Dem scherzhaften Tonfall zum Trotz war der ernste, unnachgiebige Unterton dieser Aussage nicht zu überhören. Dara bereute es bereits, dass sie ihre Schwester in ihre Pläne eingeweiht hatte. Dummerweise war Angel gerade in dem Augenblick erwacht, als Stanley endlich zurückgeschrieben hatte (Sorry, Clouseau hatte mein Handy im Garten vergraben; habe es erst jetzt wieder gefunden. Ja, heute Abend ist noch aktuell, freue mich schon! Sx), und sie hatte Dara praktisch gezwungen, ihr alles zu erzählen.
»Ich habe Nierenversagen im Endstadium«, hatte sie gesagt. »Du musst mir jeden Wunsch von den Augen ablesen.«
»Das ist aber nicht fair«, hatte Dara eingewendet.
»Das Leben ist nicht fair, Schwesterherz«, hatte Angel grinsend erwidert. »Es muss doch gewisse Vorteile haben, wenn man nur eine Niere hat und die auch noch im Arsch ist.«
»Ich habe Lucky für dich aus dem Hundeasyl entführt«, erinnerte Dara sie. »Reicht das nicht?«
»Nein.« Angel ließ sich auf der Couch nieder. »Das hast du für dich getan. Jetzt bin ich dran. Ich brauche ein bisschen Entertainment!«
Also erzählte ihr Dara alles. Okay, nicht gar alles. Sie verschwieg ihr, dass sie nackt vor Stanley im Hotelzimmer gestanden und er ihr gesagt hatte, sie sei wunderschön. Trotzdem kam es ihr so vor, als hätte sie zu viel verraten.
»Oh mein Gott!«, stieß Angel hervor und presste sich die Hände ans Gesicht, als Dara mit ihrem Bericht fertig war. »Du magst diesen Stanley! Und er mag dich auch! Ein Kuss am Ende einer SMS, das macht man nicht so ohne Weiteres, nicht?«
»Nun, ich …« Dara brach ab, klappte den Mund zu und nickte. Sie wirkte besorgt.
Auch die Nachricht, dass Dara mit Ian Schluss machen wollte, hatte Angel mit Begeisterung aufgenommen.
»Ich weiß … Es ist nur …« Dara biss sich auf die Lippe.
»Es hat doch nirgendwohin geführt«, erinnerte Angel sie.
»Ich werde es tun, aber … es muss ja nicht unbedingt heute sein.«
»Also, mir passt es heute ganz hervorragend«, beharrte Angel.
»Ich weiß aber nicht, was ich ihm sagen soll.«
»Dir fällt schon etwas ein«, sagte Angel fest. »Du kannst mich ja danach anrufen, bevor du dich mit Stanley triffst, und dich davon überzeugen, dass ich noch lebe.«
»Sag doch nicht so was!«
»Das nennt sich schwarzer Humor. Ich experimentiere damit.«
»Ich lasse dich trotzdem nicht gern allein.«
»Mam ist um sieben wieder da. Ich schaff das schon«, versicherte ihr Angel fröhlich.
»Aber …«
»Kein Aber. Es wird Zeit, Dara.«
Dara
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