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Wenn ich dich gefunden habe

Wenn ich dich gefunden habe

Titel: Wenn ich dich gefunden habe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ciara Geraghty
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keine Ahnung, dass ich ein so gutes Händchen für Pferdewetten habe.«
    »Ich wollt mich ja schon eher melden, aber wie gesagt, wir waren hier mit Feiern beschäftigt.«
    »Kein Problem«, sagte Dara. »Sie hätten deswegen aber nicht anrufen müssen.« Sie rieb sich mit dem Handballen die Augen. Plötzlich war sie müde. »Wie sind Sie überhaupt an meine Nummer gekommen?«
    »Na, wie wohl? Ich hab sie natürlich gegoogelt«, sagte Slither mit jener Verächtlichkeit, mit denen er Menschen begegnete, die seine technologischen Fähigkeiten unterschätzten. »Und ich musste dich sehr wohl anrufen, weil ich dir nämlich etwas zu sagen hab.«
    Dara seufzte, ganz leise, sodass er es nicht hören konnte. »Was denn?«, erkundigte sie sich, um einen einigermaßen enthusiastischen Tonfall bemüht.
    »Immer mit der Ruhe, junge Frau. Erst muss ich dich noch etwas fragen.«
    »Nämlich?«, fragte Dara beunruhigt.
    Papierrascheln, als würde er in einer Zeitung blättern. »So«, sagte Slither schließlich. »Könntest du mir vielleicht einen Tipp für das Rennen geben, das in einer Woche um halb drei in Listowel über die Bühne geht? Vielleicht hast du ja grad eine Glückssträhne, und da sollte ich das Eisen doch schmieden, solange es heiß ist.«
    »Oh. Äh, ehrlich gesagt ist das Eisen glaube ich gar nicht so heiß wie Sie meinen. Ich fürchte, das mit Lord Lucan Returns war eher ein Zufall. Außerdem habe ich keine Ahnung, welche Pferde in Listowel starten. Ich weiß eigentlich überhaupt nichts über Pferderennen.«
    »Könntest du’s nicht googeln, Dara?«, sagte Slither mit mühsam im Zaum gehaltener Ungeduld. »Oder habt ihr da oben in Dublin etwa kein Internet?«
    »Doch, schon, aber ich …«
    »Na, dann sei so gut und informier dich, und schick mir später eine SMS, ja?«
    Dara erhob keine weiteren Einwände. Es hätte ohnehin nichts genützt. »Und was wollten Sie mir sagen?«, fragte sie.
    »Zuerst muss ich dir erklären, warum ich es dir erst jetzt erzähle.«
    Als Dara hörte, wie er ein Streichholz anriss, inhalierte und mit einem genüsslichen Seufzer ausatmete, lief ihr das Wasser im Mund zusammen.
    »Ich musste ihm nämlich versprechen, dass ich schweige wie ein Grab.«
    »Wem?«
    »Na, deinem Vater, wem denn sonst? Eugene Flood. Allerdings nennt er sich inzwischen nicht mehr so.«
    »Was? Warum nicht?« Dara dachte aus unerfindlichen Gründen kurz, ihr Vater hätte sich einer Geschlechtsumwandlung
unterzogen und einen Frauennamen angenommen.
    Emma oder Penelope oder so.
    »Nachdem er deine Mutter verlassen hat, war er viel auf Achse, hauptsächlich in Irland. Hat sich in irgendwelchen Nestern am Arsch der Welt rumgetrieben. Aber dann hat er beschlossen, nach Frankreich zu gehen, genauer gesagt Paris, jawoll. Hatte wohl auch was mit ’nem Mädel zu tun.«
    »Ja, ich weiß.«
    »Was?«
    »Ich sagte, ich … Egal. Erzählen Sie weiter.«
    »Er ist noch ’ne ganze Weile rumgezogen, aber in Belgien hat er dann quasi sein persönliches Waterloo erlebt.« Er kicherte über seinen kleinen Scherz. Dara wartete ab. »Er hat sich mit ’nem Kerl angelegt, mit dem man sich nur einmal im Leben anlegt, wenn du weißt, was ich meine. Seanie-the-Shylock Shanahan. Echt unguter Knabe, was man so hört.«
    »Er hat ihm Geld geschuldet?«
    »Du bist ganz schön helle, Dara Flood. Im Gegensatz zu deinem alten Herrn.«
    »Was ist passiert?«
    »Das Übliche. Er konnte das Geld nicht zurückzahlen. Aber Shylock hat seine Zeit nicht damit verschwendet, seinen Gläubigern mehr als einmal zu drohen.«
    »Und?«
    »Na ja, er hat Eugene die Tracht Prügel verpasst, die er ihm angedroht hatte, und dann hat er ihm eine Woche Zeit gegeben, um das Geld aufzutreiben. Er hat nicht gesagt, was nach dieser Woche passieren würde, aber Eugene konnte es sich auch so denken.«
    »Und dann hat er einen anderen Namen angenommen?« Dara widerstand der Versuchung, »Nun kommen
Sie endlich zur Sache!« ins Telefon zu brüllen. Slither war ein Geschichtenerzähler. Sie konnte nichts weiter tun, als zuzuhören und abzuwarten.
    »Er hat sich aus dem Staub gemacht. Eine Woche später haben wir uns getroffen. Shylock hatte ganze Arbeit geleistet. Eugene wär beinahe draufgegangen. Ich hab ihn kaum wiedererkannt – die Zähne ausgeschlagen, die Rippen zertrümmert, einen Arm eingegipst, und das Gesicht war dick angeschwollen und spiegelte sämtliche Farben.«
    Dara verzog das Gesicht.
    »Danach hat er sich ’nen neuen Namen zugelegt«, fuhr

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