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Wenn ich dich gefunden habe

Wenn ich dich gefunden habe

Titel: Wenn ich dich gefunden habe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ciara Geraghty
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trägt!«
    »Als Radfahrer sollte man im Straßenverkehr reflektierende Kleidung tragen. Das ist gesetzlich vorgeschrieben, und außerdem sehr vernünftig, nicht?«
    »Und erst ihre Klamotten! Ich meine, diese ganzen Jogginganzüge und Kapuzenjacken und Turnschuhe … Es sind Nikes, ich weiß, aber trotzdem. Sie sieht immer aus, als wäre sie gerade auf dem Weg zum Gericht, um ihre Unschuld zu beteuern.«
    »In Paris hat sie ein Kleid getragen. Ein rotes Kleid.«
    »Na, ich hoffe mal, es war weit genug für ihren breiten Hintern.«
    »Daras Hintern ist kein bisschen breit.« Stanley registrierte kaum, dass er aufgestanden war.
    »Herrgott, Stanley, ich versuche doch bloß, dich etwas aufzumuntern.« Sissy war eingeschnappt. »Und hör auf, mit dem Sparschäler herumzufuchteln, du machst mich nervös.«
    Stanley setzte sich wieder hin. »Entschuldige.«
    »Ich bin verpflichtet, so etwas sagen. Das tun Freunde nun einmal, wenn einer von ihnen sitzengelassen wurde.«
    »Sie hat mich nicht sitzenlassen.«
    »Nenn es, wie du willst, aber ich habe die Pflicht, dich auf ihre Makel hinzuweisen. Ihren breiten Hintern, ihren grauenhaften Kleidungsstil, ihren abstoßenden Eigengeruch, die riesige Warze auf ihrer Nase …«
    »Sie hat keine riesige Warze auf der …«
    »ICH WEISS!«, donnerte Sissy. »Das sind doch nur Beispiele, verdammt nochmal! Damit du kapierst, worum es geht – nämlich darum, sie zu DISSEN! Gemeinsam. Das gehört zum Verarbeitungsprozess dazu.«
    »Oh. Okay. Verstehe. Mir war nicht klar, dass …«
    »Du bist ein hoffnungsloser Fall.« Sissy raufte sich die Haare und ließ sich auf einen Stuhl plumpsen.
    »Bin ich nicht. Ich hab’s kapiert. Ich schaffe das. Ich könnte ja … irgendetwas über ihre Haare sagen.«
    Das ließ Sissy aufhorchen. »Was ist denn mit ihren Haaren?«
    »Keine Ahnung. Ich könnte ja sagen, sie hat Spliss oder so.«
    »Hat sie denn Spliss?«
    »Nein.«
    »Es ist hoffnungslos«, sagte Sissy.
    »Nein, ist es nicht. Ich muss mich bloß erst daran gewöhnen. Ein bisschen üben.«
    »Hoffnungslos.«
    »Nun hör schon auf mit deinem hoffnungslos!«
    »Und warum rufst du sie nicht einfach zurück?«
    Dara hatte ihn einmal angerufen und eine Nachricht hinterlassen, gleich nach dem Vorfall in St. Anne’s Park. Sie musste auf dem Nachhauseweg gewesen sein. Zu Fuß.
Er hatte sie zwischen den Sätzen an einer Zigarette ziehen hören können.
    »Hi, Stanley, hier ist Dara. Ich wollte nur … Ich wollte mit dir reden wegen dem, was … na ja, du weißt, was ich meine. Es tut mir echt leid, wie das alles gelaufen ist. Rufst du mich bitte zurück? Ich könnte es natürlich verstehen, wenn du es nicht tust, aber ich würde mich wirklich freuen, wenn du es tust. Tja, dann … bis bald. Hoffe ich. Falls du zurückrufst, meine ich. Entschuldige die konfuse Nachricht. Hier ist übrigens Dara. Dara Flood. Hab ich das schon erwähnt? Tut mir leid. Bye.«
    Stanley hörte die Nachricht viermal ab, ehe er sie löschte. »Warum sollte ich sie zurückrufen?«, fragte er.
    »Weil du es willst, deshalb. Ruf sie an oder fahr zu ihr. Gib ihr eine Möglichkeit, dir alles zu erklären.«
    »Da gibt es nichts zu erklären. Die Szene im Park war ziemlich selbsterklärend.«
    »Tja, dann guck dir wenigstens ihre Haare an. Sieh nach, ob sie Spliss hat.«
    Der Ansatz eines Lächelns huschte über Stanleys Gesicht. »Das glaube ich kaum. Ihre Mutter ist Friseurin und schneidet ihr regelmäßig die Haare.«
    »Tja, dann bleiben wohl doch nur ihr breiter Hintern und ihre Heilsarmee-Klamotten, hm?«
    »Ich schätze, es kann nicht schaden, wenn ich sie anrufe. Und sei es nur, um … wie nennst du das in deiner Kolumne immer? Die Sache zu Ende bringen oder so.«
    »Um Klarheit zu schaffen und einen Schlussstrich zu ziehen«, sagte Sissy mit einem gelangweilten Seufzer. »So, soll ich zu den Karotten nicht doch zwei Portionen vegetarische Lasagne in die Mikrowelle schmeißen? Ich sterbe gleich vor Hunger.«



62
    Das Telefon klingelte.
    Es war halb sechs Uhr morgens, und Dara Flood schlafwandelte gerade. Sie ging nie weit – meist stieg sie die Treppe hinunter, drehte eine kurze Runde durch das Erdgeschoss und begab sich wieder nach oben, wobei sie die zweite Stufe von oben mied, die knarrte, wenn man auf sie trat.
    Seltsamerweise sprang Mrs. Flood nicht wie sonst gleich aus dem Bett. Vielleicht, weil sie zu der Überzeugung gelangt war, dass der Anruf nie kommen würde.
    Angel war im Bett. Man hatte sie am

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