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Wenn ich dich gefunden habe

Wenn ich dich gefunden habe

Titel: Wenn ich dich gefunden habe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ciara Geraghty
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und streckte die Arme seitlich aus, um Dara den Weg abzuschneiden.
Als diese nun allerdings auf sie zugeschossen kam wie ein dunkelblauer Blitz (nur die Hand, die die Zigaretten umklammerte, war weiß vor Anspannung), fragte sich Anya flüchtig, ob sie Daras Verlangen nach einer Zigarette unterschätzt hatte. Würde sie sie einfach über den Haufen rennen?
    Sie hob die Arme und sagte beschwörend »Gaaanz ruhig«, als hätte sie ein scheuendes Pferd vor sich, worauf Dara abbremste und stehen blieb. Ihr Atem ging stoßweise, ihre Brust hob und senkte sich heftig. »So ist äs brav«, sagte Anya und trat vorsichtig einen Schritt nach vorn. »Gib mir Kippän, dann kommt niemand zu Schaden, okäy?« Dara warf einen gehetzten Blick über die Schulter. Tintin näherte sich von hinten. Der Hund schlief noch immer in seinen Armen. Kein Wunder, dass er auf den Namen Jack Nickerchen hörte.
    »Ich habe mit dem Aufhören aufgehört, müsst ihr wissen.« Dara blickte von Anya zu Tintin, die sie nur abwartend ansahen.
    »Also gut«, zeterte Dara, so aufsässig wie ein vierjähriges Kind. Sie warf die Zigarettenschachtel auf den Boden und stampfte mit ihren Doc Martens darauf herum, bis sie flach war wie eine Flunder. »So«, schnaufte sie. »Seid ihr jetzt zufrieden?«
    »Oh ja«, japste Tintin belustigt. »Sehr sogar.«
    »Ich bin bägeistert.« Anya nickte, hob die zertretene Packung hoch und steckte sie ein, nur für alle Fälle. Dara schloss die Augen und dachte an die Packung, die sie heute Früh in einem Seitenfach ihrer Tasche verstaut hatte.
    »Jetzt musst du mir nur noch die Packung aus deiner Tasche geben, und dann mache ich uns allen eine schöne Tasse Tee«, sagte Tintin. Dara öffnete den Mund, um zu
widersprechen, klappte ihn aber gleich wieder zu und verfluchte im Geiste ihre Freunde, die sie so gut kannten und nur das taten, worum sie sie vor sechs Wochen gebeten hatte. Damals hatte sie in einem Fass hinter dem Container eine kleine Feuerzeremonie abgehalten und alles verbrannt: Zigaretten, Feuerzeuge, Streichhölzer, Fotos, die sie mit einer Zigarette zeigten, und ein nikotingelbes T-Shirt mit der Aufschrift Nichtraucher sterben auch, das sie seit ihrem dreiundzwanzigsten Lebensjahr hatte. Selbst das schöne silberne Zigarettenetui, das ihr ein dankbarer Hundebesitzer geschenkt hatte, weil sie in ihrer Freizeit seinen Welpen  – einen ihrer ehemaligen Schützlinge – dressiert hatte.
    Sie kehrten zurück in den Container, eine ernste kleine Prozession, und Tintin setzte Teewasser auf, während Anya Dara mit Erdbeerbonbons fütterte. »Gut gägen Enttäuschung«, erklärte sie ihr.
    Tintin reichte Dara seine Tasse. Wenn sie ein paar seelische Streicheleinheiten benötigte, ließ er sie manchmal daraus trinken. Es war eine große, bunte Tasse, bedruckt mit spielenden Hundewelpen. »Danke«, sagte Dara.
    »Also?«, fragte Tintin.
    »Erzähl weiter«, befahl Anya, obwohl Dara noch gar nicht angefangen hatte. »Warum bist du rückfällig gäworden?«
    Dara seufzte. Vor diesem Duo gab es kein Entrinnen.
    »Es war am Montagabend …«, begann sie. Tintin riss entsetzt den Mund auf, und Anya schüttelte resigniert den Kopf, wie sie es immer tat. Als hätte sie nichts anderes erwartet.
    »Aber warum, Dara?«, fragte Tintin. »Ich meine, warum gerade am Montag? Lag es daran, dass die aktuelle Staffel von The Apprentice zu Ende war?«
    »Es muss ätwas Schlimmäs passiert sein«, folgerte Anya wie so oft.
    Dara sah sie an und nickte. Dann holte sie tief Luft und fing an zu erzählen – von der gefundenen und wieder verlorenen Niere, von der Rückfahrt aus dem Krankenhaus und von Mrs. Flood, die sich seither nicht einmal mehr die Haare gebürstet hatte, soweit Dara das beurteilen konnte.
    »Herrje«, flüsterte Tintin kopfschüttelnd.
    »Sie muss sich doch zumindäst gekämmt haben«, sagte Anya mit schriller Stimme. Sowohl sie als auch Tintin wussten, wie stolz Mrs. Flood auf ihr Haar war. Dara schüttelte den Kopf.
    »Aber das ist noch nicht das Schlimmste.« Sie schob sich zwei Bonbons in den Mund, sodass ihre Backen aufgeblasen waren wie bei einem Frosch. Tintin und Anya lehnten sich mit großen Augen nach vorn. »Das Schlimmste ist, dass Angel … Sie war am Boden zerstört.«
    »Natürlich. Ist ja auch kein Wunder, oder?« Tintin sah zu Anya, die ernst nickte.
    »Nein …« Dara wusste nicht, wie sie es erklären sollte. »Die Lage ist … ernst. Sie hat seither kaum etwas gesagt.«
    »Vielleicht braucht sie

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