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Wenn ich dich gefunden habe

Wenn ich dich gefunden habe

Titel: Wenn ich dich gefunden habe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ciara Geraghty
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war Freitagvormittag, einer der arbeitsreichsten Tage im Hundeasyl.
    »Kimberley wollte vorhin nicht fressen«, sagte Dara. Sie nahm den Berg Klamotten, aus dem sie sich geschält hatte, und stopfte alles in den Schrank, den sie ihre Garderobe nannten.
    »Keine Sorge, sie ist bloß schon satt«, sagte Tintin.
    »Was hast du ihr gegeben?«
    »Nichts. Das Mistvieh hat Fleur dazu gebracht, mich mit einer ihrer Pilatesübungen abzulenken, und dann hat sie mir mein Frühstücksbrötchen mit Würstchen, Speck und Spiegelei aus der Jackentasche geklaut«, berichtete Tintin mit einer Mischung aus Empörung und widerstrebender Bewunderung.
    Fleur war vor ein paar Wochen von einem Franzosen abgegeben worden, dessen schwuler Lover sich wieder in
einen ganz konventionellen Hetero verwandelt und mit einer Frau eingelassen hatte, deren Vater nicht nur die halbe Grafschaft Munster besaß, sondern obendrein eine Firma, die Thermounterwäsche produzierte. »Wie kann isch da mit’alten?«, hatte er Dara damals gefragt, während seine Krokodilstränen in Fleurs zotteliger Dauerwelle versickert waren. »Die ’aben Geld wie ’eu.« Dara hatte nur nicken und ihm Fleurs Leine abnehmen können, ehe er in den nächsten Flieger nach Paris gestiegen war. Er hatte ihre Vorliebe für Pilates mit keinem Wort erwähnt, aber ihre seltsamen Verrenkungen waren ihnen schon bald aufgefallen. Den »Hund« – langgestreckte Vorderpfoten, durchgebogener Rücken, hochgerecktes Hinterteil – beherrschte sie besonders gut.
    »Ich dachte, du bist jetzt Vegetarier?« Dara riss eine Packung Chocolate Chip Cookies auf und warf Tintin einen Keks hin.
    »Hab’s mir anders überlegt«, winkte er nonchalant ab, dabei hatte er in der Vorwoche ein leidenschaftliches Plädoyer gegen die Grausamkeit der Fleischindustrie gehalten. »Zu viel Arbeit, dieses ganze Schälen und Schnippeln.«
    Nun, da sie wusste, dass Kimberley nichts fehlte, war Dara gleich leichter ums Herz. Tintin wechselte das Thema, weil er nicht weiter über seinen kurzen Ausflug in die Welt der Vegetarier reden wollte.
    »Übrigens, am Samstag hab ich Ian gesehen«, bemerkte er und kratzte dabei konzentriert mit einer Gabel in einer Dose Hundefutter herum. Am Samstag. Da hatte Angel noch Hoffnung gehabt. Und Zuversicht. Es schien so lange her zu sein, dass sich Dara kaum noch daran erinnern konnte.
    »Bei Marks & Spencer«, fuhr Tintin fort. Er öffnete den
Mund, als wollte er noch etwas sagen, gähnte dann jedoch stattdessen. Es war ein sehr theatralisches Gähnen.
    »Was wolltest du gerade sagen?«, fragte Dara.
    »Was meinst du?«
    »Das war ein gespieltes Gähnen. Du wolltest doch gerade noch etwas sagen.«
    »Es war kein gespieltes Gähnen«, widersprach Tintin. Seine Entrüstung klang einigermaßen glaubwürdig. »Ich bin total erledigt, jawohl. Ich hab die ganze Woche geschuftet wie ein Ackergaul, weil ein gewisses Fräulein Dara nämlich krankgeschrieben war.« Er tätschelte ihr den Kopf. »Und gestern hab ich praktisch durchgemacht, um mal wieder ausgiebig meinen Soap-Nachholbedarf zu decken.« Tintin guckte sämtliche Seifenopern. Er gähnte erneut, so lange, wie es seine Puste gestattete.
    »Also?«, hakte Dara nach, als er fertig war.
    Tintin wich ihrem Blick aus. »Ach, es ist nur …« Dara wartete ab. »Er war mit einer anderen Frau unterwegs«, gab er schließlich zu.
    »Das war bestimmt Irene, die Haushaltshilfe«, sagte Dara. »Sie geht oft am Samstagvormittag mit ihm einkaufen. Ian hasst Einkaufen, und Irene weiß, was seine Mutter gern isst.«
    Tintin wirkte erleichtert. Er war nicht besonders talentiert im Erfinden von Ausreden. »Wie eine typische Haushaltshilfe sah sie aber nicht gerade aus.«
    »Wie sollte denn eine typische Haushaltshilfe deiner Meinung nach aussehen?«, erkundigte sich Dara wider Willen gespannt. Was Stereotype anging, war Tintin unübertroffen.
    »Keine Ahnung. Unscheinbarer, würde ich sagen. Flache Schuhe und definitiv eine etwas dickere Taille.«
    »Sie ist also hübsch?«, fragte Dara.
    Tintin überlegte und rieb sich mit den Fingern das Kinn, wie immer, wenn er scharf nachdachte.
    »Ich würde sie gut erhalten nennen«, sagte er schließlich. »Sie sah ungefähr gleich alt aus wie er.«
    Dara drückte das Gesicht in den Pelz des Jack Russell, den sie Jack Nickerchen nannten. Er war vorhin hereingetrippelt und auf ihren Schoß geklettert, und dort schlummerte er nun selig. Dara schloss ebenfalls die Augen. Zum ersten Mal, seit es passiert war,

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