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Wenn ich dich gefunden habe

Wenn ich dich gefunden habe

Titel: Wenn ich dich gefunden habe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ciara Geraghty
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bloß ein wenig Zeit, um es zu verarbeiten«, mutmaßte Tintin und tätschelte Dara den Arm. »Das wird schon wieder.« Er sah zwischen Dara und Anya hin und her. Anya betrachtete Dara mit der Miene eines Menschen, der damit rechnet, dass gleich etwas Schreckliches geschehen wird.
    Tintin startete einen neuen Versuch. »Ich meine, ich weiß, wir reden hier von Angel, aber selbst sie … Alle Menschen müssen mal eine Enttäuschung wegstecken, sogar Angel. Nicht?«
    Schweigen. Anyas Blick war immer noch starr auf Dara
gerichtet. Tintin sah erneut zwischen den beiden jungen Frauen hin und her.
    »Da ist noch ätwas«, stellte Anya fest und erhob sich. »Du hast uns noch nicht alläs erzählt, stimmt’s?«
    Tintin musterte Dara gespannt. In der nun folgenden Stille konnte Dara die Besorgnis und den Kummer der beiden fast körperlich spüren. Sie schüttelte den Kopf und rieb sich mit den Fingerspitzen die Augen.
    »Sie hat mit Joe Schluss gemacht.«
    »WAAAS?«, kreischten Anya und Tintin unisono, als hätten sie es geübt.
    Dara holte Luft und wiederholte es, etwas lauter diesmal.
    »Angel hat mit Joe Schluss gemacht.«
    »Oh Gott«, stieß Tintin hervor. Es klang gedämpft, er hatte sich die Hände vors Gesicht gepresst. Er sank auf einen Rollcontainer.
    »Niemand würde mit Joe Schluss machän«, stellte Anya grimmig fest, denn sogar sie teilte, was Joe anging, die allgemeine Meinung.
    Dara nickte. Sie musste Anya recht geben.
    »Das kann sie nicht ernst gemeint haben«, sagte Tintin. Auf die Tatsache, dass Joe nun wieder zu haben war, ging er mit keiner Silbe ein, was die Dramatik der Lage unterstrich.
    Dara schüttelte den Kopf. »Doch, sie hat es ernst gemeint.«
    Tintin erhob sich. »Nein. Das lasse ich nicht zu. Ich werde jetzt auf der Stelle zu ihr gehen und ihr klarmachen, dass man mit einem Feuerwehrmann nicht einfach Schluss macht. Ich meine, wer tut denn so etwas? Das ist … inakzeptabel.«
    Beim Anblick seines geröteten Gesichts und des dünnen T-Shirts, das über seiner Brust spannte, verspürte Dara einen Anflug von Hoffnung. Wenn es jemandem gelingen konnte, Angel aufzumuntern, dann Tintin. Dann fiel ihr wieder ein, was Angel zu Joe gesagt hatte. »Ich bin doch nur ein Klotz an deinem Bein. Ich liebe dich nicht.« Dara schüttelte den Kopf. »Sie geht nicht mal ans Telefon, wenn er anruft. Es ist, als wäre ihr einfach alles egal.«
    »Immerhin sie geht noch zur Dialysä«, erinnerte Anya sie, und Dara war ihr dankbar dafür. Sie wusste, wie schwer es Anya fiel, sich auf positive Details zu konzentrieren. Im Schwarzmalen war sie viel besser.
    »Schon, aber es ist, als würde sie nur noch pro forma hingehen, weil sie eben muss. Es kommt mir so vor, als hätte sie die Hoffnung aufgegeben, dass sich noch alles zum Guten wenden wird.«
    Sowohl Tintin als auch Anya wirkten wie vom Donner gerührt, und Dara konnte es ihnen nicht verdenken. Sie hatte fast eine Woche Zeit gehabt, sich an die neue Angel zu gewöhnen.
    »Es muss doch etwas geben, das wir tun können«, sagte Tintin energisch, und dann, etwas leiser: »Was können wir tun?« Er schien den Tränen nahe zu sein.
    Dara zuckte hilflos die Achseln. »Keine Ahnung.« Sie griff in ihre Jackentasche, dann fiel ihr wieder ein, dass Anya ihre – plattgestampften – Zigaretten beschlagnahmt hatte.
    Ein langer, hagerer Mann erklomm die Stufen zu ihrem Container und lugte zur Tür herein. In seinen Armen hielt er ein zitterndes, schwarzglänzendes Bündel, das sich als Labradorwelpe entpuppte. Etwa drei Monate alt, dachte Dara. Ein Weihnachtsgeschenk vermutlich, und inzwischen
nicht mehr erwünscht. Der Mann wirkte zerknirscht, wie alle, die hierherkamen. Er trat verlegen von einem Fuß auf den anderen. »Es ist wegen meiner Frau, müssen Sie wissen …« Er biss sich mit einem Verständnis heischenden Blick auf die Unterlippe. »Sie kommt einfach nicht mit Sherlock zurecht. Er hat den gesamten Garten umgegraben, vor und hinter dem Haus. Hat die Tulpen und die Narzissen gefressen, ein Loch in den Zaun gebissen und das Trampolin ruiniert. Und er hat überall Hundesch… Häufchen hinterlassen.« Es klang, als hätte er noch nie zuvor das Wort »Häufchen« in den Mund genommen. »Und die Siedlergemeinschaft hat sich beschwert, weil er Tag und Nacht bellt.« Der Mann redete hauptsächlich mit Dara, wie alle, die ihre Hunde zu ihnen brachten. Dara machte es ihnen einfacher, mit reinem Gewissen zu gehen.
    »Warum tust du das?«, fragte Tintin oft.
    »Sie

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