Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wenn ich dich gefunden habe

Wenn ich dich gefunden habe

Titel: Wenn ich dich gefunden habe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ciara Geraghty
Vom Netzwerk:
ohrenbetäubendes Geheul anstimmte. Stanley wartete ab, bis ihr die Luft ausging.
    »Sie glauben, er hat eine Affäre?«, fragte er dann.
    Verblüfftes Schweigen.
    »Woher wissen Sie das?«
    »Ich hatte da so eine Vermutung«, sagte Stanley.
    »Moya hatte recht, auf Ihre Intuition ist Verlass.«
    »Moya?« Der Name sagte Stanley gar nichts.
    »Ja. Sie dachte, ihr Ehemann Gerald würde fremdgehen, aber dann hat sich herausgestellt, dass er bloß hin und wieder am Freitagabend in einen Transvestitenclub in Monaghan geht. Sie war unglaublich erleichtert.«
    Stanley erinnerte sich an den Fall, war aber ganz sicher, dass die Auftraggeberin Cassandra geheißen hatte.
    »Vermutlich kennen Sie sie unter dem Namen Cassandra. So nennt sie sich auch manchmal. Kommt darauf an«, fügte die Frau hinzu. Stanley beschloss, nicht nachzufragen, worauf genau es ankam.
    Er lenkte das Gespräch zurück auf das Wesentliche. »Was führt Sie denn zu der Annahme, dass Ihr Mann fremdgeht?«
    »Nun …« Es klang, als würde die Frau in einem Terminkalender blättern. »Es fing vorigen November an. Am sechsundzwanzigsten. Da wollte er zu Maniküre  …«
    »Maniküre ?«, wiederholte Stanley.
    »Ganz recht. Das ist ein Schönheitssalon für Männer …« Die Frau hätte zweifellos zu einer detaillierteren Erklärung ausgeholt, wenn ihr Stanley nicht mit einem »Fahren Sie fort« den Wind aus den Segeln genommen hätte.
    »Nun, als er zurückkam, wusste ich gleich, dass er definitiv nicht im Schönheitssalon gewesen war.«
    »Wie das?«
    »Na, seine Poren waren so verstopft wie bei einem Raucher die Arterien! Und die weißen Mitesser waren alle noch da. Davon hat er eine ganze Menge, müssen Sie wissen, vor allem auf der Nase. Dabei wirkt die Behandlung bei Celine normalerweise wahre Wunder. Sie weiß eben genau, was seine Haut braucht.«
    »Celine?«
    »Die leitende Kosmetikerin …«
    »… von Maniküre «, beendete Stanley ihren Satz und notierte sich den Namen des Salons. »Und womit hat er sonst noch Ihr … Misstrauen erregt?«
    »Reicht das denn nicht?«, fragte die Frau gekränkt. Sie tat Stanley leid, auch wenn das noch lange nicht reichte.
    »Vielleicht wurde er ja auf dem Weg zu, äh, Maniküre irgendwie abgelenkt und …«
    »Mein Mann würde nie einen Termin bei Celine vergessen. Er weiß, dass regelmäßige Gesichtsbehandlungen unerlässlich sind. Vor allem wegen der weißen Mitesser …«
    Stanley kritzelte »weiße Mitesser« und unterstrich es dreimal, obwohl er nicht so recht wusste, wieso. Er legte den Stift ab und wartete.
    »Es gibt noch weitere Verdachtsmomente, aber … die sind ziemlich … persönlich.«
    Stanley nahm den Stift wieder zur Hand. »Ich höre.«
    »Na ja, es ist so … Mein Mann ist … war … immer ein sehr aufmerksamer Liebhaber, wenn Sie wissen, was ich meine.«
    »Ja«, sagte Stanley, lauter als nötig, um zu signalisieren, dass er genau wusste, was sie meinte und dass jedes weitere Wort zu dem Thema überflüssig war. Vergeblich.
    »Er hat sich bisher stets … Sie wissen schon … um
meine Bedürfnisse gekümmert, bevor er … na ja, an sich selbst dachte. Verstehen Sie?«
    »Ja, ja«, antwortete Stanley gepresst. Die Frau klang, als wäre sie ungefähr im selben Alter wie seine Mutter, und er hatte nicht die geringste Lust …
    »Er hat mir jeden Wunsch von den Augen abgelesen«, fuhr die Frau fort, als hätte Stanley nichts gesagt. »Ich meine, ich will nicht indiskret werden, aber er hat wirklich keine Mühen gescheut, um sicherzugehen, dass ich …«
    »Und das hat sich geändert?«, unterbrach Stanley sie verzweifelt.
    »Ja. Er ist nicht mehr der leidenschaftliche, aufmerksame Liebhaber, der er einmal war. Kein Vergleich. Ich meine, wir haben uns vorher immer Die Dornenvögel angesehen, um …
    Sie wissen schon … um in romantische Stimmung zu kommen. Kennen Sie den Film?«
    »Äh, nein«, erwiderte Stanley matt.
    »Eine wundervolle Liebesgeschichte«, seufzte die Frau ehrfürchtig.
    Stanley versuchte, das Gespräch wieder in ein etwas sichereres Fahrwasser zu steuern. »Es ist also schon … eine Weile her, dass Sie …?«
    »Was?«
    »Sich Die Dornenvögel angeschaut haben.«
    Die Frau unterdrückte ein Schluchzen. »Ich kann mich gar nicht erinnern, wann wir ihn das letzte Mal gesehen haben!« Der Schluchzer, den sie zu unterdrücken versucht hatte, brach nun doch aus ihr hervor und hallte Stanley laut ins Ohr. Er hielt den Hörer etwas von sich weg und wartete

Weitere Kostenlose Bücher