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Wenn ich dich gefunden habe

Wenn ich dich gefunden habe

Titel: Wenn ich dich gefunden habe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ciara Geraghty
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Angst wie sonst.«
    »Freut mich, wenn Sie sich sicher fühlen.«
    »Na ja, zumindest sicher er.«
    »Sicher er ist schon mal ein guter Anfang, nicht?« Stanley hielt an einer roten Ampel und sah zu Dara hinüber, die zustimmend nickte und dann ihr bedächtiges, zurückhaltendes Lächeln lächelte, das er unwillkürlich erwidern musste.
    Die Fahrt nach Bailieborough war, wie sich im Nachhinein herausstellen sollte, das Beste an der ganzen Unternehmung und hätte, wenn sie das von vornherein gewusst hätten, bestimmt etwas von ihrem Glanz eingebüßt. Die Wärme der Frühlingssonne ließ ein wenig von Daras angeborener Reserviertheit dahinschmelzen, und irgendwann stellte sie fest, dass sie sich nicht mehr auf die vor ihr liegende Straße konzentrierte, die so unendlich viele Gelegenheiten für Blutbäder bot, sondern auf die Musik (wer hätte gedacht, dass Stanley ein Fan von Florence and the Machine war?). Sie sang sogar bei ein paar Liedern mit, ganz leise, wobei Stanley sie ohnehin nicht gehört hätte, denn Clouseau entpuppte sich ebenfalls als großer Fan von Florence and the Machine und heulte begeistert mit.
    »Macht es Ihnen etwas aus, wenn wir eine kurze Pause einlegen?«, fragte Stanley nach etwa fünfzig Minuten Fahrt.
    »Nein, gar nicht.« Daras Nikotinpflaster begann zu jucken, wie immer, wenn sich eine Möglichkeit zu rauchen bot.
    »Ich glaube, Clouseau … muss mal«, erklärte Stanley mit gesenkter Stimme, als wollte er den Hund nicht blamieren. Vergeblich, wie es schien – Clouseau lag auf der Rückbank und bedeckte die Augen mit den Pfoten.
    »Woher wissen Sie das?«, fragte Dara interessiert.
    »Nun, er wird dann ganz ruhig, fast schon bedrückt, und er wirkt immer ein bisschen peinlich berührt.«
    Sie hielten vor einer kleinen Kirche auf einem Hügel mitten im Nirgendwo, was Clouseau offenbar sehr recht war. Er düste hinter einen Baum, um sein Geschäft zu erledigen, und dann bellte er Stanley an, bis dieser die großzügige Opfergabe mit einer Schaufel in einen großen Plastikbeutel befördert hatte.
    Dara nutzte die Gelegenheit, um nachzusehen, ob jemand angerufen hatte, doch selbst auf dem höchsten Punkt des Hügels hatte sie keinen Empfang. Sie schwenkte ihr Handy über dem Kopf und spähte auf das Display. Nichts.
    »Meines geht. Ich leihe es Ihnen, wenn Sie wollen«, sagte Stanley. Er kam auf sie zu, wobei er die Tüte mit Clouseaus Stinkbombe mit ausgestrecktem Arm vor sich hertrug.
    »Schon gut, danke. Ich wollte nur nachsehen, ob meine Mutter oder meine Schwester angerufen haben. Sie wissen schon – für den Fall, dass das Krankenhaus …«
    Stanley nickte, und Dara empfand tiefe Dankbarkeit gegenüber diesem Mann, der alles zu verstehen schien, ohne dass sie es erklären musste.
    »Ich warte, bis wir in Bailieborough sind.« Sie schob das Telefon in die Tasche, damit sie es spürte, falls sie eine Nachricht erhielt, auch wenn sie es nicht klingeln hörte.
    Sie setzte sich, zündete sich eine Zigarette an und stellte überrascht fest, dass der Frühling Einzug gehalten hatte. Das war ihr noch gar nicht aufgefallen. Dicke Blütenknospen
zierten die hellgrünen Narzissenpflänzchen, und die Sonnenstrahlen wärmten ihre Schultern schon recht kräftig. Am Fuße der Bäume sprossen Krokusse und demonstrierten einen unglaubwürdigen Optimismus in einer Welt, in der Angel neuerdings Tabletten benötigte, um wieder Lebensmut zu finden. Bis jetzt hatte Dara stets daran geglaubt, dass das Warten ein gutes Ende nehmen würde. Angel hatte ihr dieses Gefühl gegeben. Jetzt kam es ihr so vor, als säße sie im zugigen Wartezimmer eines Zahnarztes, in dem man die Angst förmlich riechen konnte und in dem nur ein paar alte Zeitschriften und die besorgten Gesichter der anderen Patienten Ablenkung boten.
    Dara hatte inzwischen die Hälfte ihrer Zigarette geraucht und rüstete sich für die unausbleiblichen Kommentare, auf die sie stets dasselbe antwortete. ( Ach, etwa zehn pro Tag. Seit ich zweiundzwanzig bin. Ja, ich habe versucht, es zu lassen, schon ein paarmal sogar. Ja, rauchen ist echt ganz schön teuer. Hypnose? Tatsächlich? Muss ich mal probieren. )
    Doch die Kommentare blieben aus.
    Stanley fragte nur, ob sie Lust auf Kaffee und Cornish Pasty hatte.
    »Ich habe noch nie Cornish Pasty gegessen«, gestand Dara und beäugte die goldbraune halbrunde Teigtasche, die er ihr reichte. Sie war so groß, dass sie beide Hände benötigte, um sie in Empfang zu nehmen.
    »Ich wusste nicht, ob Sie

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