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Wenn ich dich gefunden habe

Wenn ich dich gefunden habe

Titel: Wenn ich dich gefunden habe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ciara Geraghty
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vom Bildschirm abzuwenden.
    »Harry wollte diesen Saftsack umbringen. Stimmt’s, Jungs?«
    Die drei nickten erneut.
    »Nun gut, dann vielen Dank.« Stanley bückte sich nach seiner Tasche, doch inzwischen schien er das Interesse der Angestellten geweckt zu haben.
    »Warum suchn Se den Kerl denn überhaupt?«
    »Eigentlich sucht ihn seine Tochter.« Stanley ging zur Tür.
    »Und was will die von ihm?«
    »Eine seiner Nieren«, sagte er.
    »So, so. Is ja auch nur ’ne Kleinigkeit, was?«
    »Es ist eine lange Geschichte.«
    »Ist sie Ihre Freundin?«
    »Wer?«
    »Na, die Tochter von dem Kerl, den Sie suchen.« Sie steckte sich ihren Kaugummi wieder in den Mund und blies wieder eine Blase.
    »Äh, nein. Ich will ihr nur helfen, das ist alles.«
    »Bat könnte was wissen«, sagte eine tiefe, volle Stimme.
    Stanley fuhr herum, konnte aber nicht ausmachen, woher sie gekommen war.
    »Bat kennt nämlich jeden. Absolut jeden«, sagte die Stimme.
    Stanley senkte den Blick und erspähte einen Mann, der ihm kaum bis zum Ellbogen reichte. Es musste sich entweder um einen großen Zwerg oder um einen ausgesprochen kleinen Erwachsenen handeln. War der Ausdruck Zwerg eigentlich politisch korrekt?
    Jedenfalls stellte sich der Betreffende als Wally vor, dann lächelte er zu Stanley hoch und entblößte dabei eine Reihe Goldzähne und eine Menge rosa Zahnfleisch. »Bat hat diesen Laden schon frequentiert, da hat Molly Malone noch aller Welt ihre Meeresfrüchtchen feilgeboten.«
    »Wissen Sie zufällig, wo ich diesen Bat finde?«
    »Er sitzt jeden Abend ab sechs bis zur Sperrstunde im O’Donoghue’s. Außer dienstags, da geht er zum Aqua Aerobic Er verpasst nie eine Stunde.«
     
    Stanley sah auf die Uhr. Es war kurz nach sieben. »Ich muss los«, sagte er zu Sissy und stand auf.
    »Ich komme mit.«
    »Du weißt doch gar nicht, wohin ich will. Außerdem geht das nicht. Es ist ein beruflicher Termin.«
    »Du weißt, die Leute erzählen dir mehr, wenn ich mit von der Partie bin.« Sissy zwängte ihre Füße in ihre Keilsandalen, aus denen vorne die Zehen und hinten die Ferse herausragten, die ihr aber abgesehen davon wie angegossen passten. Fand jedenfalls Sissy. »Hab ich nicht recht?«, fragte sie, und Stanley nickte, denn es stimmte – bei Sissy wurden alle Leute sehr gesprächig. Vermutlich, weil sie Angst hatten, sie könnte ihnen sonst etwas antun. Egal. Wenn Bat etwas wusste, würde Sissy es ihm entlocken.
    Wallys Beschreibung von Bat traf den Nagel auf den Kopf – Bat wirkte tatsächlich zu groß für seinen Körper, und seine Haare waren verdächtig schwarz. Kohlrabenschwarz, hatte Wally gesagt.
    Er saß an der prophezeiten Stelle gleich neben der Tür, die Nase in einem Buch mit dem Titel Liebe auf Station sieben. »Bat liebt diese kitschigen Schnulzen von Mills & Boon«, hatte Wally gesagt. »Er steht auf Romantik, müssen Sie wissen.«
    Stanley trat zum Tisch und sagte: »Äh, Verzeihung … Bat?« Der Angesprochene ließ sein Buch sinken, doch seine Aufmerksamkeit galt sogleich Sissy. Er musterte sie von Kopf bis Fuß, was eine ganze Weile dauerte. Stanley hüstelte. »Entschuldigen Sie die Störung, Bat, aber ich war heute Nachmittag in einem Wettbüro namens Todsicherer Tipp drüben in der Capel Street, und dort hat mich Wally an Sie verwiesen.«
    Bat ließ Sissy nicht aus den Augen. Sie nutzte die Chance und setzte sich neben ihn. »Ist das die Story, in der der Arzt und die Krankenschwester einander am Anfang nicht
ausstehen können? Und dann verlieben sie sich doch ineinander, aber es gibt Probleme mit einer Patientin und die Beziehung geht beinahe den Bach runter, und dann …«
    »Verraten Sie mir nicht, wie es ausgeht!«, fiel ihr Bat lächelnd ins Wort. Er trug ein makelloses künstliches Gebiss und redete dröhnend laut wie eine Trommel und mit unüberhörbarem Kerry-Akzent, wie Wally es gesagt hatte.
    Sissy streckte ihm die Hand hin, und er ergriff sie, ohne sie zu schütteln. »Sissy Clarke«, verkündete sie.
    »Brendan O’Malley.« Bat beugte sich über ihre Hand und küsste sie. »Aber alle nennen mich Bat.«
    »Und das ist Stanley Flinter.« Sissy deutete auf ihren Mitbewohner, und Bat wandte widerwillig den Blick von ihrem Gesicht ab, um Stanley kurz zuzunicken.
    Stanley nahm Platz. »Ich belästige Sie nur ungern, Bat, aber Wally meinte, Sie könnten mir vielleicht helfen. Ich suche einen Mann namens Eugene Flood.«
    Jetzt hatte er Bats ungeteilte Aufmerksamkeit. »Eugene Flood«, sagte Bat und

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