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Wenn ich dich gefunden habe

Wenn ich dich gefunden habe

Titel: Wenn ich dich gefunden habe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ciara Geraghty
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widmete sich wieder seinen Unterlagen.
    Die vergangenen zwei Tage war er viel unterwegs gewesen. Slither Smith hatte erwähnt, Eugene Flood sei »ein Fan von Frauen, Gerstensaft und Pferderennen« gewesen, also hatte Stanley beschlossen, sämtliche Wettbüros in und um Dublin abzuklappern, angefangen in Raheny. Und heute war er in einem Wettbüro in der Capel Street endlich auf eine Spur gestoßen.
    Optisch hatte es sich nicht groß von den anderen Etablissements dieser Sorte unterschieden – an den Wänden eine lange Theke, übersät mit Zeitungen, zusammengeknüllten Wettscheinen, stumpfen Bleistiftstummeln und leeren Zigarettenschachteln, dazwischen die obligatorische leere Dose Red Bull. Es roch auch wie in allen Wettbüros – ein schwerer, abgestandener Mief nach Schweiß und Körpern, erhitzt von einer Hoffnung, die sich nie erfüllt. Als Stanley eintrat, lief der Fernseher, und eine Meute Pferde donnerte mit dicken Atemwolken vor den Nüstern über eine Rennbahn. Die Blicke der drei Männer, die sich in dem Wettbüro befanden, schwenkten flüchtig zu Stanley und kehrten dann zum Bildschirm zurück. Niemand sagte etwas, niemand schrie, jubelte oder feuerte die Pferde an, wie Stanleys Vater und seine Brüder es taten, wenn sie beim Grand National mal auf ein Pferd setzten. Wahrscheinlich unterschied das die Amateure von den Profis.
    Stanley trat zu dem Schalter aus dicken Panzerglasscheiben. Die Angestellte dahinter bearbeitete mit Zähnen und Zunge ihren Kaugummi und schien zu ahnen, dass er nur über laienhafte Wetterfahrung verfügte, denn sie beachtete ihn nicht.
    »Äh, Verzeihung«, sagte Stanley.
    Sie hob den Kopf, und er blinzelte, weil er das Gefühl hatte, auf die Farbpalette eines Malers zu blicken. Was das Make-up anging, schien sie eine Anhängerin derselben Schule wie Sissy zu sein – je mehr, desto besser.
    »Jaaa …?«
    »Hallo, ich würde gern mit …« Stanley warf einen Blick auf die Seite, die er am Vormittag ausgedruckt hatte. »… Harold Quinn sprechen.«
    »Mit weeem?«
    »Harold Quinn«, wiederholte Stanley. »Der Inhaber?«
    »Ach so, Harry«, erwiderte die junge Frau gelangweilt. Sie blies eine riesige Blase, hinter der fast ihr gesamtes Gesicht verschwand, ließ sie in sich zusammenfallen und saugte sie wieder ein. Dann schüttelte sie den Kopf.
    Stanley wartete schweigend ab. Er hatte das Gefühl, dass sie noch mehr sagen würde, erst aber ihren Kaugummi so in ihrem Mund positionieren musste, damit sie zu einer Unterhaltung in der Lage war.
    »Der is nicht da.« Ihre Wange war ausgebeult.
    »Wissen Sie, wann er kommt?«, fragte Stanley.
    »Nö.« Die junge Frau schien nur zwei Einstellungen zu kennen – einsilbig oder schweigend.
    Stanley warf einen kurzen Blick zum Fernseher. Das Rennen erreichte soeben seinen Höhepunkt, er erkannte es am aufgeregten Timbre des Kommentators und daran, wie die drei Männer ihre Bleistifte umklammerten. Er wandte sich wieder zu der jungen Frau um, die ihren Kaugummi aus dem Mund genommen und auf eine gelbe Haftnotiz geklebt hatte.
    »Was wolln Se denn von ihm?«, fragte sie.
    »Ich möchte ihn etwas fragen.«
    »Was denn?«
    »Ich suche jemanden.«
    »Was glaub’n Se denn, wo Sie hier sind? In ’nem dämlichen Fundbüro?« Sie hatte die Stimme erhoben, und Stanley spürte die Blicke der drei Männer hinter ihm auf sich ruhen.
    »Suchen Sie ’ne Frau?« Sie legte grinsend den Kopf schief.
    »Nein, einen Mann.« Stanley holte das Foto von Mr. Flood aus der Tasche, das Dara ihm gegeben hatte, und
schob es durch die Öffnung in der Glasscheibe. »Das ist er. Aber Sie werden ihn nicht kennen – falls er je hier war, ist es schon lange her. Ich dachte, vielleicht kann sich Harold an ihn erinnern.«
    Sie betrachtete das Foto eingehend. »Sieht nich übel aus.«
    Stanley warf ebenfalls einen Blick darauf. Alles an Mr. Flood erinnerte ihn an Dara – das dichte, dunkle Haar, das blasse Gesicht, die dunkelblauen Augen, die eher lang als groß waren, die kleine Nase, der weiche Mund.
    Er verstaute das Foto wieder in seiner Tasche.
    »Harry ist drin«, verkündete das Mädchen.
    »Im Büro?«, fragte Stanley und deutete auf eine Tür, die leicht im Luftzug hin und her schwang.
    »Nö, im Gefängnis. Wegen Betrug und schwerer Körperverletzung.«
    »Oh.«
    »Und wegen Brandstiftung und Erpressung.«
    »Verstehe.«
    »Und wegen fahrlässiger Tötung, aber da hat sich der Richter geirrt, stimmt’s, Jungs?«
    Die drei Kunden nickten, ohne den Blick

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