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Wenn ich dich gefunden habe

Wenn ich dich gefunden habe

Titel: Wenn ich dich gefunden habe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ciara Geraghty
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schüttelte den Kopf. »Meine Güte, hab ich den Namen lange nicht gehört.«
    »Sie kennen ihn also?«, Stanley spürte, wie sich ein Gefühl in seinem Inneren breitmachte. Konnte es Hoffnung sein?
    »Ich kannte ihn so gut, wie man solche Leute eben kennt.«
    »Darf ich Sie auf einen Drink einladen, Bat? Ich … Ich meine, wir …« – Stanley deutete mit dem Kopf auf Sissy, seinen Köder – »wollen Sie auch nicht lange stören.«
    Bat nickte. »Das ist sehr großzügig von Ihnen. Ich werde inzwischen gut auf Ihre hübsche Freundin aufpassen.«
    Während Stanley den Weg zur Bar einschlug, hörte er, wie Sissy Bat darüber aufklärte, dass sie nicht seine Freundin
war. »Haben Sie nicht gesehen, was für ein Zwerg er ist? Wie soll man denn als Frau daneben zierlich wirken?« Bats Erwiderung hörte Stanley nicht mehr, aber als er zurückkam, waren die beiden in ein angeregtes Gespräch vertieft, als würden sie sich schon seit Jahren kennen. Zugegeben, Sissy bestritt den Großteil der Unterhaltung. Gerade erzählte sie Bat von dem Mistkerl, dessen Name nicht genannt werden durfte, alias Duncan.
    »Er ist es nicht wert, meine Liebe«, winkte Bat ab. »Ein Mann, der solche Versprechungen macht und sie nicht hält« – Sissy hatte ihm also bereits von der Uhr von Dolce und Gabbana berichtet – »dem sollte es eine Frau nicht einmal erlauben, ihre Schuhsohlen abzulecken.« Er spähte unter den Tisch. »Sagen Sie, sind die von Stella McCartney?«
    »Ganz recht.« Sissy nickte. »Hab ich im Ausverkauf ergattert, fast zum halben Preis.«
    »Und selbst dann sind die Dinger noch sündhaft teuer, nicht?«
    »Schon, aber ich trage sie Tag und Nacht, auf diese Weise zahlt sich die Investition wenigstens aus, verstehen Sie?«
    Bat nickte weise, als wüsste er genau, was sie meinte.
    Stanley setzte sich und verteilte die Gläser, dann musterte er Sissy mit seinem »Privatdetektivblick«, wie sie es nannte. Ein Blick wie ein bedeutungsvolles Räuspern. Sie betrachtete ein letztes Mal bewundernd ihre Keilsandalen, dann sagte sie: »Also, Bat, was können Sie uns über Eugene Flood sagen?«
    Bat schloss die Augen und hob das Glas an die Lippen. Als er die Augen wieder öffnete, war es halbleer. »Sie sind nicht der Erste, der sich nach Eugene Flood erkundigt«, sagte er, zu Stanley gewandt, »und Sie werden sicher nicht der Letzte sein.«
    Stanley wollte Details hören. »Er war ein Spieler, oder? Haben Sie sich so kennengelernt? Im Wettbüro?«
    Bat lehnte sich lächelnd zurück. »Ich frequentiere das Wettbüro drüben in der Capel Street schon seit ich ein kleiner Junge war. Eigentlich noch länger – meine Mutter, Gott hab sie selig, war auch eine leidenschaftliche Spielernatur, und sie hatte ein gutes Händchen dafür. Ehe sie gestorben ist, gehörte ihr nicht nur ein Haus, sondern auch ein halber Greyhound-Bus. Das können nicht viele von sich sagen, oder?« Stanley und Sissy schüttelten den Kopf. »Na ja, meine Mutter und ich, wir waren eben professionelle Spieler.« Er setzte sich aufrecht hin und schob das Kinn nach vorn. »Jemandem wie euch« – er sah zu Stanley, als er das sagte  – »ist das vielleicht nicht klar, aber es besteht ein himmelweiter Unterschied zwischen Leuten wie mir und meiner Mutter und Typen wie Eugene Flood. Wir wussten, wann Schluss sein musste. Diese Disziplin hatte Eugene Flood nicht. Er war süchtig, der Gute. Es genügte ihm nicht, sich seinen Lebensunterhalt damit zu verdienen, so wie ich. Ich hatte nie viel, aber es hat gereicht. Er war anders. Er wollte das große Geld machen. Ein fetter Gewinn, das war sein Ziel. Danach wollte er es lassen. Er war der Traum eines jeden Buchmachers, das könnt ihr mir glauben.«
    »Was ist aus ihm geworden?« Sissy beugte sich über den Tisch und streckte ihre »Mädels« heraus, sodass sie fast aus dem tief ausgeschnittenen Top purzelten. Zu Bats Ehre musste gesagt werden, dass er nur kurz den Faden verlor, ehe er weitererzählte.
    »Er hat jemandem Geld geschuldet. Eine ganze Menge. Hat einen Fehler gemacht, den damals viele gemacht haben  – er hat sich Geld von einem Kredithai geliehen, der aussah, als könnte er keiner Fliege was zuleide tun. Benny
Byrne, Gott hab ihn selig.« Bat senkte das Haupt und bekreuzigte sich.
    »Er ist tot?«, fragte Stanley.
    »Mausetot. Von seinem eigenen Schwert getötet.«
    »Selbstmord?«
    »Nein. Er ist unter die Räder gekommen – unter die des 46A. Mit diesem Bus ist er bis zu seinem Lebensende jeden

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