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Wenn ich dich umarme, hab keine Angst: Die wahre Geschichte von Franco und Andrea Antonello erzählt von Fulvio Ervas (German Edition)

Wenn ich dich umarme, hab keine Angst: Die wahre Geschichte von Franco und Andrea Antonello erzählt von Fulvio Ervas (German Edition)

Titel: Wenn ich dich umarme, hab keine Angst: Die wahre Geschichte von Franco und Andrea Antonello erzählt von Fulvio Ervas (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fulvio Ervas
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Fersen. Die beiden scheinen witzig zu sein. Sie tun so, als flatterten sie mit Flügeln, schnalzen mit den Fingern, blasen die Backen auf wie Kröten. Es sind Amerikaner, doch sie reden spanisch. Sie wollen nicht englisch miteinander sprechen, weil sie, behauptet der Mann jedenfalls, ehemalige CIA -Agenten sind. Ich lächle. Da haben wir es ja mit zwei verrückten Vögeln zu tun, denke ich und erwidere: »Andrea ist auch ein CIA -Agent.« – »Tatsächlich?«, ruft die Frau und starrt ihn durchdringend an. Sie laden uns ein, in einem Lokal etwas mit ihnen zu trinken. Missionen im Nahen Osten? Klar doch: »Andrea wird zu den Jugendlichen im Iran geschickt, damit er ihnen einen auf Farben basierenden Geheimcode beibringt.« Erstaunlich, wie manche Geschichten aufgenommen werden: Die beiden fragen ganz aufgeregt: »Einen Farbcode, um die Repression der Ayatollahs zu besiegen?«
    »Genau.«
    Andrea sitzt am Kopfende des Tisches, umfasst mit der linken Hand seinen Hals und macht ein leicht misstrauisches Gesicht, wie es sich für einen siebzehnjährigen Geheimagenten eben gehört.
    »Hm«, sagt der Mann, »aber könnte man vielleicht mal ein Beispiel für diesen Farbcode bekommen?«
    »Andre, der Herr möchte deinen Geheimcode wissen.« Andrea schweigt. »Ich weiß nicht, ob er dazu bereit ist«, sage ich. Dann finde ich ein Blatt Papier, schiebe es Andrea hin, und er zerreißt es in winzig kleine Stückchen. Mit einem Filzstift, den uns der Besitzer des Lokals ausleiht, malt er anschließend eine Unmenge Pünktchen von unterschiedlicher Farbintensität.
    »Die verstreuen wir in ganz Teheran«, sage ich. »Jedes Papierstückchen enthält eine genaue Anzahl von hellen und dunklen Pünktchen. Das ist der Code. Sieht aus wie Abfall, dabei enthalten sie eine Freiheitsbotschaft.«
    Die zwei Amerikaner sind ratlos, sie versuchen, die Punkte zu zählen, kneifen den Mund zusammen. Wir sind alle Weltenbummler. Alle auf der Jagd nach Geschichten.
    Draußen ist es jetzt stockfinster, und es regnet immer noch.
    Auf dem Rückweg lassen wir uns von Klanginsel zu Klanginsel treiben. Andrea hüpft gut gelaunt vorneweg. Er ist so gut drauf, dass er vor einem Lokal einen jungen Mann umarmt und ihm auf den Bauch drückt. Unerwartet und schnell. Der Junge fühlt sich angegriffen und reagiert, als wäre er in Lebensgefahr: Mit aller Kraft stößt er Andrea weg und schleudert ihn auf die Kühlerhaube eines Autos. Andrea gibt keinen Laut von sich. Wenn sich jemand entschieden wehrt, zieht er sich immer in sich selbst zurück. Mehrere junge Männer eilen dem anderen zu Hilfe und sehen sich Andreas untröstlicher Miene und seinem blassen Lächeln gegenüber.
    »Es un chico con autismo!«, brülle ich, so laut ich kann.
    Sie tuscheln, schubsen sich, blicken stumm auf den verschreckten Jungen vor ihnen. Dann entschuldigen sie sich, wissen nicht, was sie jetzt tun sollen.
    Wir gehen weiter. Andrea bewegt sich hektisch, reibt sich wie wild die Hände. Ich nehme ihn fest in den Arm und beruhige ihn. »Als Kind«, erzähle ich ihm, »habe ich mich oft mit anderen gerauft, du kannst dir nicht vorstellen, wie viel Schläge ich einstecken musste, und dann wird man größer und lernt, keinen sinnlosen Streit vom Zaun zu brechen, doch wenn es sein muss, zeigt man Rückgrat. Nur ein Dummkopf prügelt sich ohne einen Grund.« Ich hake mich bei ihm ein. »Andrea, jetzt verpass ich dir eine«, sage ich zum Spaß.
    »Probier’s, Papa.« Er rennt los. Ich laufe hinterher, stelle ihm von hinten ein Bein, das wäre ein Foul mit Platzverweis. Doch er springt gleich wieder auf. Wir rennen, bis uns die Luft ausgeht.
    Im Hotel würde ich ihn gern dazu bringen, dass er mir etwas erzählt.
    Andrea bleibt lange im Bad, ich höre, wie er x-mal den Wasserhahn auf- und zudreht.
    Schließlich schaue ich mir seine Texte an und finde einen, den er im Dezember des Vorjahres geschrieben hat. Ich stelle mich an sein Bett und lese ihn laut vor.
Ciao Andrea, wie war dein Tag heute?
unruhig
Warum bist du unruhig?
hab es satt andrea nicht zu kontrollieren. krise außer kontrolle. bitte alle um entschuldigung andrea geht es schlecht unfähig zu kontrolle. ciao papa
Warte Andre. Wir müssen an der Kontrolle arbeiten, das weisst du. Versuch mir zu sagen, warum du allen auf den Bauch drückst.
ich muss den bauch fühlen um zu erkennen, wer bei mir ist. ich stelle mich vor indem ich die leute anfasse. dann bin ich beruhigt
Aber du weisst, dass es die Leute stört.
ist mir bewusst aber

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