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Wenn ich einen Wunsch frei haette

Titel: Wenn ich einen Wunsch frei haette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Ellis
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durch Landraub kolonialisiere. So gab es viele Drohungen und nach einer Nadelstichtaktik Störmanöver an den Grenzen. Die meisten Israelis fühlten sich eingekesselt und bedroht. Das Trauma der Überlebenden der Shoa war deutlich: »Wir werden uns nie wieder einsperren und töten lassen. Wir brauchen eine Armee, die bei jeder Bedrohung Stärke zeigt.« Als Anfang Juni 1967 in mehreren Nachbarstaaten Truppen in Grenznähe aufmarschierten und vor allem Ägypten auf der Sinai-Halbinsel und im Gazastreifen militärische Übungen abhielt, entschloss sich die israelische Regierung zum Präventivschlag. Ob Ägypten tatsächlich angreifen wollte, war unklar, wie Ministerpräsident Begin später zugab.
    Israel bombardierte schon am ersten Tag die ägyptischen Militärflugzeuge und Landebahnen. In nur sechs Tagen hatte die israelische Armee alle Nachbarländer geschlagen und das zu Jordanien gehörende Westjordanland, die syrischen |151| Golanhöhen und die ägyptische Sinaihalbinsel sowie den Gazastreifen besetzt. Israels Armee galt nun im eigenen Land als unschlagbar.
    Im November 1967 forderten die Vereinten Nationen Israel in der Resolution 242 auf, sich aus den besetzten Gebieten zurückzuziehen. Doch das Gegenteil geschah: Israel begann mit dem Bau jüdischer Siedlungen in den besetzten Gebieten.
    Trotz oder wegen der hohen Verluste im
Sechs-Tage-Krieg
planten Ägypten und Syrien 1973 nun ihrerseits einen präventiven Blitzkrieg zur Rückeroberung ihrer besetzten Gebiete und griffen Israel am jüdischen
Jom-Kippur-Feiertag
an zwei Fronten an. Unter Vermittlung der US-Regierung gab es einen Waffenstillstand und Jahre später einen Friedensvertrag mit Ägypten und Jordanien.
    Nach dem Scheitern der Friedensverhandlungen in Oslo und Camp David spitzte sich ab dem Sommer 2000 die Lage im Nahen Osten erneut zu. Es gab verschiedene Selbstmordattentate auf Zivilisten in Israel, auch auf Treffpunkte von Jugendlichen wie Cafés oder Discos und einige Anschläge auf Soldaten an den Checkpoints. Die israelische Armee bombardierte die Häuser und Autos von Anführern der gewalttätigen palästinensischen Gruppen wie Hamas und Al-Aqsa-Brigaden. Dabei wurden zahlreiche zufällig in der Umgebung anwesende Zivilisten getötet, auch viele Kinder (Militärs und Politiker nennen das zynisch »Kollateralschäden«). Sowohl die
Selbstmordattentate
als auch die Bombardierungen sind völkerrechtswidrig und somit Terrorakte.
    |152| Die Auseinandersetzungen eskalierten, als sich im September 2000 der israelische Politiker Ariel Scharon unter dem Schutz von 1000 Polizisten Zugang zum Tempelberg verschaffte. Auf diesem Berg liegen heilige Stätten sowohl des Judentums als auch des Islam. Auf der Westseite steht die »Klagemauer« der Juden, die noch von der Zerstörung des (zweiten) Tempels im Jahr 70 n. Chr. stammt und der wichtigste Gebetsort von Juden in aller Welt ist. Auf dem Gipfel befindet sich die Al-Aqsa-Moschee, eines der bedeutendsten Heiligtümer des Islam. Mit Ausnahme der »Klagemauer« steht der Tempelberg unter palästinensischer Verwaltung. Radikale orthodoxe Juden beanspruchen den ganzen Berg und träumen davon, in einem Israel mit biblischen Ausmaßen dort den Dritten Tempel zu erbauen.
    Gegen die angekündigte Provokation Scharons protestierten viele Palästinenser, manche auch gewaltsam. Die israelische Armee schlug die Demonstrationen blutig nieder, was zum Aufstand in den palästinensischen Gebieten führte. Es kam zum Ausbruch der Zweiten Intifada.
     
    Ängste, Bedrohungen und Beeinträchtigungen im Alltag der Kinder
    W ie in anderen Kriegsgebieten ist der Alltag auf beiden Seiten meist durch Angst und Vorsichtsmaßnahmen
geprägt. Allerdings kann das Ausmaß der Bedrohungen und Einschränkungen sehr unterschiedlich sein.
    Einerseits ist der Alltag in Israel geprägt von der Angst vor Selbstmord-Attentätern. Die Menschen rechnen ständig |153| damit, dass sich jemand irgendwann und irgendwo in die Luft sprengen und dabei möglichst viele Menschen mit in den Tod reißen könnte. Deshalb stehen überall Wachmänner und Soldaten, sogar in den Schulen. Andererseits gibt es ein pulsierendes öffentliches Leben mit bunten Läden, dichtem Verkehr und vielen Menschen in den Straßen. So hören wir von Gili, dass sie oft reitet und sich amüsiert. Auch die anderen Kinder und Jugendlichen erzählen, wie sie sich mit Freunden treffen, feiern, ausgehen oder Sport treiben. Der Krieg sei zwar bedrohlich, doch über lange Phasen

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