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Wenn ich sterbe, stirbst auch du Kommissar Morry

Wenn ich sterbe, stirbst auch du Kommissar Morry

Titel: Wenn ich sterbe, stirbst auch du Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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einen hochroten Kopf.
    Patrick lächelte. „Sie haben mich ganz gut verstanden, Miß Ipswich!“
    „Gewiß. Aber mir ist nicht ganz klar, was diese Frage soll!“
    „Sie wissen doch, was Ihnen der anonyme Anrufer zum Vorwurf macht?“
    „Das ist eine infame Verleumdung!“
    „Schon möglich, aber wir müssen auch diese Spur verfolgen.“
    „Ich bin schockiert, Sir. Ich glaubte, daß Sie den Anruf als das behandeln würden, was er ist: als eine schmutzige und gemeine Unterstellung!“
    „Miß Ipswich, es ist ganz unnötig, daß Sie sich aufregen. Es wäre einfacher, Sie würden sich auf die klare Beantwortung meiner Frage beschränken.“
    „Sie übersehen, daß diese Frage meine persönlichste und intimste Sphäre berührt.“
    „Du lieber Himmel, ich bin kein Heiliger, und ich werde keine Atembeschwerden bekommen, wenn Sie mir verraten, daß Sie einen oder sonst wieviele Freunde hatten!“
    „Mister Sullivan!“ japste Miß Ipswich empört.
    „Also?“
    „Ich..., ich war einmal so gut wie verlobt“, erwiderte sie flüsternd und senkte den Blick, als sehe sie sich gezwungen, eine höchst entwürdigende Tatsache preiszugeben.
    „Und?“
    Miß Rose hob den Blick. „Ich habe die Verlobung aufgelöst“, sagte sie. „Er war nichts wert. Er trank!“
    Patrick sagte: „Erlauben Sie die indiskrete Frage:
    Haben Sie den Entschluß jemals bereut?“ „Sie erlauben, daß ich diese Ihre Neugier nicht befriedige —“
    Patrick lächelte. „Sie steht ja hier auch nicht vor Gericht, Miß Ipswich.“
    „Keiner kann mich zwingen, diese Frage zu beantworten!“
    Sullivan nickte. „Ich verstehe schon, Miß Ipswich“, meinte er teilnahmsvoll. „Sie sind verbittert. Damals gab es einen Menschen, der Sie heiraten wollte, und Sie lehnten ihn ab, weil er zufällig ein Freund des Alkohols war. Alkohol hat ja auch schon unermeßlich viel Glück zerbrochen. Natürlich haben Sie Ihre damalige Entscheidung schon tausendmal bereut. Sie haben sich gesagt, daß Sie stolz und töricht waren, und daß es Ihnen am rechten menschlichen Verständnis gemangelt hatte. Sie schenkten damals — so meinten Sie — Ihr Leben und Ihre Zukunft weg, und das haben Sie eben nie verwinden können.“
    Miß Ipswich zitterte.
    „Was wissen Sie denn schon von den Gefühlen einer Frau?“ erwiderte sie leise und wie gehetzt. „Ja, ich habe es bereut. Nicht tausendmal, sondern unzählige Male. Lieber einen Mann, der trinkt, als gar keinen Menschen, zu dem gehört. Vielleicht wäre es mir gelungen, ihn von dieser unseligen Leidenschaft zu kurieren, vielleicht auch nicht, es spielt ja keine Rolle mehr.“
    Patrick lehnte sich mit dem Rücken an den Türrahmen. „Lassen Sie mich einmal annehmen, daß Sie diesen Mann nach vielen, vielen Jahren wiedertrafen...“
    Miß Ipswichs nadelspitze Pupillen schienen ihn durchbohren zu wollen. „Mir ist ganz klar, worauf Sie hinaus wollen“, erwiderte sie heftig. „Sie meinen, ich hätte ihn nach dem Wiedersehen dazu überredet, die gute Mrs. Cumberland zu töten und sich an ihre Stelle zu setzen. Sie glauben, aus dem Whisky, der sich in den Flakons befand, diesen Schluß ziehen zu können... und wohl auch deshalb, weil es so gut zu dem paßt, was der Schmutzfink am Telefon äußerte. Aber Sie irren sich, junger Mann, und dieser Irrtum kann die wahren Schuldigen nur freuen!“
    „Es gab also ein Wiedersehen?“
    „Ja!“
    „Wann?“
    „Vor zwei Jahren.“
    „Ein merkwürdiger Zufall, was?“
    „Aber nicht so, wie Sie denken.“
    „Und?“
    „Kein und! Ich erkannte ihn zuerst gar nicht wieder..., aber er sprach mich auf der Straße an, weil er hoffte, ich würde ihm ein paar Schillinge schenken. Da wußte ich plötzlich, wer mir gegenüberstand.“
    Patrick schwieg und beobachtete Miß Ipswich mit reger Anteilnahme.
    Rose holte tief Luft und fuhr fort: „Es ist schwer, zu wiederholen, was ich dabei empfand. Mitleid und Abscheu..., einen leisen Triumph darüber, daß ich recht behalten hatte, und daß er tatsächlich im Leben gescheitert war..., aber auch ein leises Schuldgefühl, weil ich mir sagte, daß ich vielleicht der einzige Mensch gewesen wäre, der ihn vor diesem Schicksal zu bewahren vermocht hätte.“
    „Sie gaben ihm etwas?“
    „Ja..., ich schenkte ihm alles, was ich an Bargeld bei mir hatte. Dann lief ich davon, wie von Furien gehetzt—“
    „Folgte er Ihnen?“
    „Woher soll ich das wissen?“ fragte sie erstaunt. „Ich blickte mich kein einziges Mal um.“
    „Wie heißt der

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