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Wenn ich sterbe, stirbst auch du Kommissar Morry

Wenn ich sterbe, stirbst auch du Kommissar Morry

Titel: Wenn ich sterbe, stirbst auch du Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Mann?“
    „Sie wollen ihn doch nicht etwa in den Fall hineinziehen?“
    „Ich will mich nur überzeugen, ob er noch lebt.“
    „Ich habe keine Ahnung, wo er wohnt. Vermutlich irgendwo in Limehouse. Er heißt Donald Clayton.“
    „Alter?“
    „Fünfundsechzig. Er ist gelernter Tischler, aber ich glaube nicht, daß er seinem Beruf in den letzten Jahren nachgegangen ist.“
    „Vielen Dank. Sie können weiterpacken. Ich sehe mich jetzt ein wenig im Haus um.“
    Miß Ipswich nickte, blieb aber mit hängenden Schultern völlig gedankenverloren sitzen. Patrick verließ den Salon. Er stieg zur ersten Etage hinauf und beugte sich aus dem offenen Korridorfenster. Der Wind hatte sich gedreht, und man konnte den säuerlichen Gerbgeruch der nahen Lederfabrik wahrnehmen. An dem alten Mauerwerk waren keine Spuren zu sehen. Der weiche Gartenboden unterhalb des Fensters wies keine Fußabdrücke auf. Patrick schloß das Fenster und ging in die Küche. Auch hier fand er keine Anhaltspunkte dafür, daß das Haus in der Nacht von einem Unbekannten besucht worden war. Patrick steckte den Kopf in den Salon. Rose saß noch immer so auf dem Sofa, wie er sie verlassen hatte.
    „Ich gehe jetzt, Miß Ipswich. Vergessen Sie bitte nicht, uns Ihre neue Adresse zu übermitteln!“
    Rose nickte. Eine Minute später stand Patrick auf der Straße. Er ging bis zur nächsten Telefonzelle und rief von dort das Büro an.
    „Gut, daß Sie sich melden“, sagte Kommissar Morry. „Sie erinnern sich an den Ring, den der Tote am Finger trug?“
    „Natürlich.“
    „Er ist falsch, Patrick... eine ganz billige Imitation!“
     
    *
     
    Patrick fand das Häuschen am Rande von Brickford in einem großen, verwilderten Grundstück, das sich an einem verlassenen Steinbruch anschloß. Das kleine Holzhaus lag ein wenig höher als der sanft abfallende Garten, der es umgab, und sein Besitzer konnte durch einen Landeinschnitt das etwa vier Kilometer entfernte Meer sehen.
    An der unverschlossenen Gartentür hing ein Schild, auf dem ,O. Marlowe“ gemalt war. Das Schild war verwittert, und das O des Vornamens war ausgelaufen, als müsse es aus irgendeinem Grund Tränen vergießen.
    Er öffnete das knarrende Holzportal und ging auf das weißgestrichene Häuschen zu. Er erkannte, daß keines der Gartenbeete in letzter Zeit gepflegt worden war. Überall, sogar auf dem Weg, wucherte üppig das Unkraut. Er klopfte gegen die hölzerne Tür des Häuschens und bemerkte dabei, daß sich in dem blechernen Briefkasten keine Post befand. Niemand antwortete. Plötzlich hörte er ein Geräusch. Um das Haus herum kam ein alter Mann, der einen verbeulten, mottenzerfressenen Hut auf dem Kopf trug. Der Mann war mit einem abgeschabten Sportsakko und grauen Flanellhosen bekleidet. Um den Hals hatte er einen karierten Wollschal geschlungen.
    „Was wünschen Sie?“ fragte der alte Mann mit rauer, feindselig klingender Stimme. Er besaß stechende Augen und einen schmallippigen Mund von seltsam zartem Rosa. Das Gesicht war blaß.
    „Mein Name ist Sullivan“, stellte Patrick sich vor und zeigte seinen Ausweis. „Habe ich das Vergnügen, mit Mister Marlowe zu sprechen?“
    „Das bin ich.“
    Der Alte roch ein wenig nach Alkohol.
    „Wann haben Sie das letzte Mal von Ihrer Schwester gehört?“ erkundigte sich Patrick.
    „Erinnern Sie mich nicht an meine Schwester. Für mich ist sie tot.“
    „Tot?“
    „Ich will sie weder sehen noch etwas von ihr hören.“
    „Wann haben Sie Mrs. Cumberland das letzte Mal gesprochen?“ wiederholte Patrick geduldig.
    „Das liegt Jahrzehnte zurück.“
    „Sie standen nie mit ihr in Briefwechsel?“
    „Gott behüte.“
    „Wovon leben Sie eigentlich, Mister Marlowe?“
    „Ich glaube, das geht Sie einen feuchten Schmutz an. Was sollen diese dummen Fragen?“
    Patrick schaute sich in dem verwilderten Grundstück um. Dann blickte er dem alten Mann wieder in die Augen. „Es gehört zu meinem Beruf, auch dumm wirkende Fragen zu stellen. Im Haus Ihrer Schwester wurde eine männliche Leiche gefunden..., sie trug die Kleider von Mrs. Cumberland.“
    Ungerührt und lässig erwiderte der Mann: „Tatsächlich?“
    „Haben Sie eine Erklärung dafür?“
    „Nein, und ich bemühe mich auch gar nicht erst eine zu finden. Für mich ist meine Schwester tot..., sie war mir stets eine Fremde. Mehr kann ich Ihnen nicht sagen.
    „Vielen Dank“, sagte Patrick. „Ich glaube, das genügt.“
    Er wandte sich zum Gehen und marschierte ohne besondere Eile auf

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