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Wenn ich sterbe, stirbst auch du Kommissar Morry

Wenn ich sterbe, stirbst auch du Kommissar Morry

Titel: Wenn ich sterbe, stirbst auch du Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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das?“
    „Mister Marlowe.“
    Patrick schaute sie überrascht an. „Mr. Marlowe ist verheiratet?“
    „Er war es“, korrigierte ihn Jamie. Sie rieb sich noch immer den schmerzenden Hals und hatte etwas Mühe mit dem Atemholen. „Vier Jahre. Dann ließ er sich scheiden.“
    „Wie alt ist Ihre Mutter?“
    „Sie stellen merkwürdige Fragen.“
    „Ich bin von Scotland Yard“, erklärte er. „Mein Besuch in Brickford galt Mr. Marlowe.“
    „Sie glauben also, daß er in Gefahr ist?“
    „Warum fragen Sie?“
    Sie zeigte ihm den Brief, den sie erhalten hatte. „Da, lesen Sie. Er teilte auch mir mit, daß er sich bedroht fühlt. Darum bin ich hier.“
    Patrick stopfte den Brief ungelesen in die Tasche, weil sich der Alte in diesem Moment schwerfällig erhob. Er atmete pfeifend und schaute Patrick haßerfüllt in die Augen.
    „Sie verdammter Schnüffler!“ keuchte er.
    „Sie wissen, was Ihnen jetzt blüht, nicht wahr?“ fragte Patrick. „Warum wollten Sie die Tochter Ihrer geschiedenen Frau erwürgen?“
    „Aber das ist doch gar nicht mein Stiefvater!“ rief Jamie erklärend.
    „Meine Zweifel bestanden also zu Recht“, sagte Patrick und schaute den Alten an.
    Der Alte schwieg.
    „Warum haben Sie sich als Mr. Marlowe ausgegeben?“ fragte Patrick.
    „Weil es mir Spaß macht“, höhnte der Alte. Dann packte ihn plötzlich der Zorn. „Ich wünschte, ich hätte einen Schießprügel bei mir!“ rief er. „Damit würde ich Ihnen schon Respekt beibringen!“
    „Kommen Sie mit zur Polizei“, erwiderte Patrick ungerührt. „Man wird Sie verhaften und nach London überführen. Ich wette, Sie werden uns einige interessante Details über den Mord an Mr. Marlowe erzählen.“
    „Mord?“ flüsterte Jamie entsetzt.
    „Sie sind verrückt!“ krächzte der Alte. „Ich habe niemand umgebracht!“
    „Aber Sie wissen, doch wohl, wer es getan hat?“
    „Ich weiß gar nichts!“
    „Wir werden Ihr schwaches Gedächtnis ein wenig auffrischen.“
    „Ich sage nichts!“
    „Sie wissen also doch etwas davon —“ „Mich legen Sie nicht rein, junger Mann, mich nicht!“
    „Wie alt sind Sie? Sechzig — siebzig?“
    „Das darf Sie nicht interessieren.“
    „Ich erwähne es nur, um festzustellen, daß die Anklage wegen versuchten Mordes an dieser jungen Dame ausreichen wird, Sie für das Ende Ihrer Tage ins Zuchthaus zu bringen. Wenn Sie überhaupt eine Chance haben wollen, Ihr trauriges Los zu verbessern, hilft Ihnen nur noch ein volles Geständnis!“
    „Was soll ich denn gestehen? Mich kriegen Sie nicht herum!“
    „Also los, gehen wir.“
    Der Alte versuchte plötzlich davonzulaufen, aber Patrick hatte ihn mit wenigen Schritten eingeholt. Er riß ihn am Handgelenk zurück. Der Alte brach stöhnend in die Knie.
    „Versuchen Sie diese Mätzchen nicht ein zweites Mal!“ drohte Patrick und riß den Alten in die Höhe. „Schluß jetzt mit diesen billigen Scherzen!“
    „Ich begleite Sie“, sagte das junge Mädchen.
    „Darum wollte ich Sie gerade bitten“, erwiderte Patrick. „Es ist wegen des Protokolls.“
    „Wenn ich nur wüßte, wo mein Stiefvater ist! Glauben Sie wirklich, man hat ihn... umgebracht?“
    Patrick wich der Frage aus. „Sie hingen sehr an ihm?“
    „Nein“, erwiderte das Mädchen zögernd. „Das wohl nicht. Er war nie ein guter Vater, und er hat Mama sitzenlassen. Trotzdem konnte ich ihn gut leiden. Er war ein zutiefst unglücklicher Mensch ohne innere Ruhe; er wußte das und litt schrecklich darunter. Ich versuchte ihn zu verstehen, das ist alles.“
    Vor ihnen ging der Alte. Er lief mit leicht gesenktem Kopf. Die Hände hatte er auf den Rücken gelegt.
    Plötzlich ertönte ein Schuß. Patrick glaubte zunächst, es sei ein Jäger, der ein Kaninchen zu erlegen hoffte, aber dann sah er plötzlich, wie der Alte in merkwürdig starrer Haltung stehenblieb, als versuche er, sich ein letztes Mal aufzurichten. Kurz darauf brach er in die Knie und fiel mit der Stirn vornüber auf den Boden. Patrick riß Jamie neben sich auf den Weg. Er holte die Pistole hervor und bemühte sich, das dichte, oberhalb des Steinbruchs wuchernde Gestrüpp mit den Blicken zu durchdringen. Wenn er richtig gehört hatte, war der Schuß von dort oben gekommen. Aber er konnte niemand sehen. Auf allen vieren kroch er zu dem Alten. In der Rückenpartie des Sportsakkos gähnte ein kleines, schwarzes Loch. Patrick griff nach der Hand des Alten, um den Puls zu prüfen. Der junge Kriminalbeamte erschrak. Der Puls des

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