Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wenn ich sterbe, stirbst auch du Kommissar Morry

Wenn ich sterbe, stirbst auch du Kommissar Morry

Titel: Wenn ich sterbe, stirbst auch du Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
Vom Netzwerk:
davon ab, in welchen Abständen er einkaufte. Manchmal verstrichen zwei Wochen, bevor er sich sehen ließ, und dann wieder kam er zweimal innerhalb einer Woche.“
    „Zahlte er seine Rechnungen pünktlich?“
    „Ja, Sir.“
    „Bar oder mit Scheck?“
    „Bar, Sir.“
    „Vielen Dank“, erwiderte Patrick und hing auf. Er blickte Jamie an.
    „Haben Sie gute Nerven?“
    „Ich fürchte, nein“, erwiderte sie, während sie ihn etwas ängstlich anschaute. „Nach dem, was vorhin geschehen ist, sind sie ein bißchen angeschlagen.“
    „Ich kann mich irren“, sagte Patrick, „aber wenn mich nicht alles täuscht, ist Ihr ehemaliger Stiefvater einem Mord zum Opfer gefallen. Er wurde vergiftet, um präzise zu sein.“
    „Um Gottes willen!“
    „Sie müssen uns einen Gefallen tun. Fahren Sie mit nach London und versuchen Sie, den Toten zu identifizieren!“
    Jamie zog die schmalen Schultern ein wenig hoch, als ob ihr kalt sei.
    „Muß das sein?“
    „Ich fürchte, es läßt sich nicht umgehen.“
    „Also gut“, seufzte sie.
    „Ich denke noch immer, Knight ist das Opfer einer verirrten Kugel geworden“, brummte Bowlers vor sich hin und legte den Paß beiseite. „Jagdunfälle hat es in unserer Grafschaft immer wieder gegeben. Warum soll es Mord sein? Jeder Mord hat ein Motiv, nicht wahr? Ich bin bloß ein einfacher Polizist, Sir, aber der gesunde Menschenverstand läßt mich fragen, weshalb dieser Fotograf ermordet worden sein soll. Ich sehe keinen Grund.“
    Patrick betrachtete sich die Nägel der linken Hand. Er legte dabei die Stirn in Falten, als sei er mit dem Ergebnis der Prüfung höchst unzufrieden. Dann ließ er seufzend die Hand fallen und blickte dem Sergeanten in die Augen.
    „Es ist natürlich viel zu früh, irgendwelche bindenden Schlüsse zu ziehen, aber ich will Ihnen verraten, was ich denke. Dieser Knight war ein gekauftes Subjekt, der der Polizei die Komödie Vorspielen sollte, der lebende Marlowe zu sein. Es gibt Leute, die Wert darauf legen, daß Scotland Yard an die Existenz eines lebenden Marlowe glaubt.“
    „Gibt es denn Beweise dafür, daß er tot ist?“
    „Keine Beweise; es ist eine Wahrscheinlichkeitsrechnung.“
    Bowler nickte, aber er hatte die fleischige Unterlippe weit und skeptisch nach vom geschoben, als ob er in der Erklärung nicht viel Sinn zu erkennen vermöge.
    „Ich vermute“, fuhr Patrick fort, „Knight kam als Beifahrer eines Mannes nach Brickford, den wir als den eigentlichen Auftraggeber betrachten müssen. Dieser Auftraggeber wußte sehr genau, daß sich die Polizei heute oder morgen dafür interessieren würde, ob Marlowe noch am Leben ist. Die improvisierte Komödie hätte ja auch ziemlich geklappt. Als etwas schiefging und Knight abgeführt werden sollte, schoß der Auftraggeber aus dem Hinterhalt auf ihn, weil er fürchtete, durch Knight verraten zu werden.“
    „Das klingt phantastisch.“
    „Es ist auch ein phantastischer Fall“, sagte Patrick und schaute auf die Uhr.
    Man hörte, wie draußen ein Wagen bremste. Kurz darauf betraten Kommissar Morry und Inspektor Flavius den Raum. Morry trug einen alten Trenchcoat; Flavius war mit einem blauen Wettermantel bekleidet.
    „Hallo, Patrick“, grüßte Morry und schlug seinem Mitarbeiter freundschaftlich auf die Schulter. „Konnten Sie mal wieder Ihrem Steckenpferd frönen?“ fragte er augenzwinkernd. Dann ließ er sich der jungen Dame vorstellen und schüttelte schließlich Sergeant Bowlers die Hand.
    „So, nun schießen Sie mal los, Patrick“, sagte er und öffnete den Trenchcoat.
    Patrick berichtete, was geschehen war. Morry unterbrach den knapp und sachlich geführten Vortrag kein einziges Mal. Am Schluß meinte er: „Sie begreifen hoffentlich, daß Sie den Fall nicht länger allein bewältigen können. Darum habe ich Inspektor Flavius mitgebracht. Sie werden mit ihm eine vernünftige Arbeitsteilung absprechen. Also, wenn ich Sie richtig verstanden habe, sind Sie zu der Überzeugung gelangt, daß der Tote, den wir in Mrs. Cumberlands Keller fanden, niemand anders als Mr. Marlowe ist?“
    „Davon bin ich überzeugt, jawohl.“
    „Hm“, machte Morry und blickte zum Fenster hin, wo sich die Menschen zusammen drängten und einen Blick ins Innere der Polizeistation zu erhaschen hofften.
    Dann wandte er sich wieder Patrick zu. „Fahren Sie zurück nach London“, bat er. „Ich möchte, daß Sie sich den Bankangestellten einmal vorknöpfen.“
    „In Ordnung.“
    „Er ist ein wichtiges Glied in der

Weitere Kostenlose Bücher