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Wenn ich sterbe, stirbst auch du Kommissar Morry

Wenn ich sterbe, stirbst auch du Kommissar Morry

Titel: Wenn ich sterbe, stirbst auch du Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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es doch sein, nicht wahr?“
    „Schon möglich.“
    Coleman lächelte plötzlich. „Sie gefallen mir, Miß Turner“, meinte er. „Ich bewundere Ihren Mut. Sie kommen einfach sozusagen in die Höhle des Löwen und stellen Ihre Ansprüche. Sie haben sogar, scheint es, die Möglichkeit einkalkuliert, daß Sie in diesem Haus körperlichen Schaden erleiden könnten.“
    Miß Turner blickte ihn mit ausdruckslosen Zügen an; es war unmöglich zu erraten, was sie im Moment dachte.
    Coleman verstärkte sein Lächeln.
    „Ja, Sie gefallen mir“, wiederholte er. „Sie sind ein Mädchen von wirklichem Format und...“
    „Geben Sie sich keine Mühe“, unterbrach sie ihn. „Ich durchschaue Sie. Sie halten mich für das häßliche Entlein, dem Sie mit Ihrem fadenscheinigen Charme leicht beizukommen vermögen. Diese Masche zieht nicht bei mir. Zwanzigtausend ..., und zwar bis morgen früh um zehn Uhr!“
    Colemans Gesicht verzog sich zu einer wütenden, höhnischen Grimasse. Er zischte: „Sie werfen mir vor zu bluffen. Jetzt will ich Ihnen mal was verraten: Sie sind es, die blufft! Die Geschichte mit dem Brief, den Sie angeblich bei einem Notar hinterlegt haben, stimmt gar nicht. Sie wollen uns nur einschüchtern. Aber wir sind keine Leute, die auf derlei Tricks reinfallen!“
    Langsam ging er auf sie zu und blieb so dicht vor ihr stehen, daß seine Beine ihre Knie berührten.
    Grinsend schaute er auf sie herab. „Sie haben einen großen Einsatz gewagt. Aber Sie haben das Spiel verloren, noch ehe es richtig begann...“
    Mit einer jähen, heftigen Geste schüttete er den Inhalt seines Glases in ihr Gesicht.
    Es gab ein klatschendes Geräusch, als habe Miß Turner eine Ohrfeige empfangen.
    Das Mädchen schloß für den Bruchteil einer Sekunde die Augen. Dann hob sie die Lider. Ihre Blicke trafen sich. Sie unternahm nicht den geringsten Versuch, ihr naßglänzendes Gesicht abzuwischen. Coleman und Miß Turner schauten sich an; ihre Blicke verbissen sich förmlich ineinander. Während Colemans Augen kalten Hohn zeigten, drückten die des Mädchens einen Haß aus, der so intensiv war, daß er schon fast wieder wie Gleichgültigkeit wirkte.
    Coleman senkte zuerst den Blick. Er ließ plötzlich die Schultern hängen, als gebe er sich geschlagen. Langsam wandte er sich ab und lief zum Fenster. Doch noch ehe er es erreicht hatte, rief das Mädchen scharf: „Fünfzigtausend!“
    Coleman wirbelte auf dem Absatz herum, als müßte er einen tödlichen Angriff abwehren. „Sie sind übergeschnappt!“
    „Fünfzigtausend!“ wiederholte das Mädchen. Coleman atmete schwer bei seinen Worten: „Sie scheinen zu glauben, daß wir die Rockefeller-Stiftung verwalten. Ich bin Fotograf, und Larry ist Graphiker. Wir verdienen nicht schlecht, aber das Leben ist teuer, und darum besitzen wir weder zehn- noch fünfzigtausend Pfund. Es besteht auch nicht die geringste Aussicht, daß wir jemals soviel Geld unser eigen nennen können.“
    Broderick stand plötzlich auf. Er ging ins Bad. Eine halbe Minute später kam er mit einem Frottiertuch zurück. Mit einer kleinen Verbeugung überreichte er es dem Mädchen.
    „Sie sollten sich das Gesicht trocken reiben“, äußerte er höflich.
    Sie schenkte ihm einen ruhigen Blick und nahm das Tuch in die Hand, um seiner Aufforderung zu folgen. Dann legte sie es zur Seite und sagte zu ihm: „Es sieht so aus, als wären Sie der vernünftigere von Ihnen beiden. Warum machen Sie Ihrem Freund nicht klar, daß ein Verlust von fünfzigtausend Pfund noch immer besser ist als der Verlust des Lebens?“
    „Sie haben doch gehört, daß wir nicht annähernd so viel besitzen.“
    „Geschwätz. Ich glaube Ihnen nicht.“
    „Woher sollten wir das Geld haben?“
    „Das wissen Sie sehr genau. Sie erpreßten Mr. Marlowe.“
    Coleman wurde blaß. „Marlowe?“ fragte er unruhig.
    „Oder Mrs. Cumberland, wie Sie wollen“, meinte das Mädchen ungerührt.
    „Was wissen Sie von ihr?“
    „Was in den Zeitungen steht. Da sich hinter der angeblichen Mrs. Cumberland ein Mann verbarg, kann man vermuten, daß diese Tatsache den Mördern bekannt war. Ich neige zu der Ansicht, daß die Mörder, ehe sie zur Tat schritten, Mrs. Cumberland erbarmungslos erpreßten. Ich glaube, Mr. Coleman, daß Sie dieser Erpresser waren, und ich vermute, daß Mr. Broderick Ihr Helfer war.“
    „Sie stellen in der Tat phantastische Behauptungen auf!“ murmelte Coleman mit weit geöffneten Augen. „Wie brauen Sie sich diesen Blödsinn

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