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Wenn ich sterbe, stirbst auch du Kommissar Morry

Wenn ich sterbe, stirbst auch du Kommissar Morry

Titel: Wenn ich sterbe, stirbst auch du Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Zigarettenetui. Miß Turner bediente sich und nickte kurz, nachdem Coleman ihr Feuer gereicht hatte.
    Broderick ließ seinen Blick keine Sekunde von dem Mädchen, dessen Alter er auf etwa zwanzig Jahre schätzte. Er hatte ein ungutes Gefühl im Magen und nahm sich vor, auf der Hut zu sein. Gleichzeitig versuchte er zu ergründen, wo er das Mädchen schon einmal flüchtig gesehen hatte, aber es fiel ihm nicht ein.
    Das Mädchen blickte ihn jetzt an, ihr Blick war kühl und prüfend. Sie brauchte nur wenige Sekunden, um sich ein Urteil über ihn zu bilden. Merkwürdigerweise bedauerte er, dieses Urteil nicht erraten zu können.
    Coleman drehte sein Glas in den Händen. Ein selten reizloses Geschöpf, dachte er. Was, zum Teufel, will sie eigentlich?
    „Darf man jetzt Ihre Wünsche erfahren?“ fragte er.
    Das Mädchen sah ihn durch einen blaßgrauen Rauchschleier hindurch an, und Coleman merkte, daß ihre Augen eine ganz ähnliche Färbung besaßen.
    „Ich brauche zehntausend Pfund“, sagte sie.
    Coleman und Broderick starrten sie an, als hätten sie nicht richtig verstanden.
    Das Mädchen schien die schweigende Verblüffung der beiden Männer zu genießen. Sie lächelte dünn.
    „Oder“, berichtigte sie sich, „sagen wir fünfzehntausend.“
    „Fünfzehntausend Pfund?“ echote Coleman schwach. Er blickte Broderick an. „Tut mir leid, alter Junge, daß ich die Dame eingelassen habe. Ich konnte nicht wissen, daß sie einen geistigen Knacks hat.“
    „Warten Sie“, sagte das Mädchen mit ihrer klaren, ruhigen Stimme, in der nicht die geringste Erregung bebte, „fünfzehntausend sind für diese Beleidigung zu wenig. Ich erhöbe auf zwanzigtausend Pfund.“
    „Phantastisch!“ murmelte Broderick, der sich mit einer Hand ums Kinn fuhr, als müsse er den Stand seines Bartwuchses prüfen. „Wollen Sie sich nicht ein wenig näher erklären? Ich habe gerade hunderttausend Pfund Kleingeld in der Westentasche, aber ich möchte wissen, wozu Sie die erwähnte Kleinigkeit brauchen wollen —“ „Spotten Sie nur! Habe ich mich nicht klar und verständlich genug ausgedrückt?“ erwiderte das Mädchen. „Aber ich will gern wiederholen: Ich verlange von Ihnen zwanzigtausend Pfund. Sollte ich sie nicht bekommen, werden Sie sehr rasch nichts anderes als Objekt für den Henker sein.“
    Broderick erblaßte. Nur Goleman behielt die Fassung. Allerdings stieg langsam eine dunkle Welle in seine Wangen.
    „Sagen Sie das noch einmal“, forderte er mit rauer Stimme.
    „Warum? Ich. habe keine Lust, mich immer zu wiederholen.“
    Coleman stellte das Glas beiseite und ging leicht geduckt auf das Mädchen zu.
    „Jetzt weiß ich endlich, wer Sie sind“, knurrte er. „Sie sind Knights Nichte.“
    „Halt!“ rief das Mädchen so scharf und befehlend, daß er unwillkürlich stehenblieb. „Ja, ich bin Knights Nichte, wie Sie sagen. Ich weiß aber auch, wer Sie sind, und ich habe mich entsprechend darauf eingestellt. Wagen Sie nicht, mich zu berühren. Wenn ich von diesem Besuch nicht bis zu einem bestimmten Zeitpunkt unbelästigt zurückkehre, wird ein Notar einen bei ihm hinterlegten Brief augenblicklich zur Polizei bringen.“
    „Was ist das für ein Brief?“
    „Ach, nicht viel. Er enthält im wesentlichen nur den Hinweis, daß Sie der Mörder meines Onkels sind.“
    Coleman schluckte gleich zweimal. Er sagte: „Ich glaube, Sie haben den Verstand verloren.“
    Das Mädchen zeigte ein dünnes Lächeln. Sie erwiderte: „Finden Sie? Nun, mein Onkel wußte, in welche Gefahr er sich begab, als er Ihren Auftrag akzeptierte. Er sprach mit mir darüber. Daher weiß ich, wer ihn erschossen hat. Nun, Mister Coleman, haben Sie ein Alibi für den heutigen Vor- und Nachmittag?“
    „Natürlich!“
    „Sie versuchen zu bluffen, aber ich sehe es Ihnen an, daß Sie schwindeln. Geben Sie sich keine Mühe. Sie sind überführt.“
    Coleman griff zu seinem Glas. Als er es zum Mund führte, zitterte seine Hand ein wenig. „Ich verstehe“, sagte er, nachdem er einen Schluck genommen hatte. „Sie vermuten, daß ich Ihren Onkel getötet habe, und Sie wünschen nun, diese Kenntnisse finanziell auszuwerten. Sie verlangen ein Schweigegeld von Zwanzigtausend. Habe ich recht?“
    „Das haben Sie schön formuliert“, erwiderte Miß Turner und blickte ihm jetzt geradezu unschuldig in die Augen.
    Broderick knackte nervös mit den Fingergelenken. „Sie fordern Zwanzigtausend“, sagte er. „Morgen wollen Sie vielleicht schon das Doppelte. So wird

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