Wenn keiner dir glaubt: Thriller (German Edition)
hatte eindeutig andere Pläne.
Er klappte das Laptop zu, schob es in die Tasche und fegte sich beim Aufstehen die Krümel von der Hose. »Wir haben einen Termin in der Bar. Und das Tolle ist, es ist Happy Hour.«
»Ein Drink, und ich liege unter dem Tisch.«
»Das will ich sehen.«
Entweder der Privatdetektiv hatte einen geruhsamen Tag hinter sich, oder er hatte gefunden, wonach er suchte. Mit etwas Glück konnte sie bei dem bevorstehenden Termin einfach still danebensitzen. Danach hätte sie den Abend frei und würde sich ausgiebig in die Wanne legen und früh zu Bett gehen.
Sie marschierten in die Bar, die voller Geschäftsleute war. Sie ergatterten ein Plätzchen in einer Sofaecke mit einem niedrigen Tisch und quadratischen Lederhockern. Sie fragte sich, wie viele Personen zu dem Termin kämen. Ethan nahm vier Speisekarten vom Nebentisch.
Es gab praktisch nichts, bei dem ihr nicht das Wasser im Munde zusammengelaufen wäre. »Knish haben sie hier leider nicht, das musste ich neulich schon feststellen«, gab sie zu.
Er lächelte herzlich und knuffte ihr die Schulter. »Wir machen Sie noch zur echten New Yorkerin, bevor Sie fahren.«
Zwei Bombers-Spieler in Jeans und feinem Hemd schlenderten an den Tisch und nickten Ethan zu. Der eine war Vince Dorafino.
»Clark, Vince, ihr habt Dr. Crichton ja schon kennengelernt.« Im Hintergrund lief leise Musik, sodass man sich halbwegs entspannt verständigen konnte.
»Ja, sorry wegen der blöden Witze neulich«, sagte Dorafino.
Seine Einwürfe waren weder intelligent noch lustig gewesen, doch Anya sagte nichts, denn sie wollte vor allem erfahren, was Ethan herausbekommen hatte. Es war unangenehm genug, zwei Männern gegenüberzusitzen, die aller Wahrscheinlichkeit nach Kirsten Byrne vergewaltigt hatten, wenngleich sie versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. Als die Männer sich setzten, rückte Ethan ein Stück näher an Anya heran.
»Wie ihr wahrscheinlich wisst, haben wir von der Ligaleitung und euren Bossen den Auftrag, den Vorfall im Rainier Hotel zu untersuchen. Aber bevor wir anfangen, habt ihr Hunger? Ich lade euch ein.«
Die Männer nickten stumpf und saßen breitbeinig auf den quadratischen Lederhockern. Ethan gab jedem eine Speisekarte. Garcia suchte noch. Dorafino wusste, was er wollte.
»Für mich Nachos und ein Bier.«
»Klingt gut«, meinte Garcia. »Das nehme ich auch.«
Ethan winkte einer Bedienung, die die Bestellung aufnahm. Anya bestellte Pommes mit Knoblauchmayonnaise, dazu einen Bitter Lemon mit Limette, während Ethan sich mit einem Bier begnügte. Es war das erste Mal, dass er eine Gelegenheit zum Essen nicht nutzte.
»Jungs, was Pete passiert ist, tut uns aufrichtig leid, und wir wissen, wie schwer das ist, aber wir müssen eure Versionen der Geschehnisse in der fraglichen Nacht hören. Bis heute hat euch niemand die Gelegenheit gegeben, eure Seite der Geschichte zu erzählen.«
Sie sahen einander an, und keiner wollte freiwillig der Erste sein. Endlich sprach Garcia. »Wir haben bei der Polizei alles zu Protokoll gegeben.«
Dorafino richtete sich etwas auf. »Unsere Anwälte haben gesagt, wir sollen mit niemandem über diese Nacht reden. Wir haben der Polizei alles zu Protokoll gegeben.«
»Das wissen wir, aber die Protokolle sind so förmlich, und wir wollten eure Geschichte hören, in euren eigenen Worten. Damit wir Mr Buffet & Co guten Gewissens sagen können, dass wir unsere Arbeit getan haben.«
Der Name Buffet zeigte Wirkung. Garcia wischte sich die Hände an der Jeans ab. »Arg viel gibt es da nicht zu erzählen. In Jansons Zimmer war Party, und irgendwer sagte, eine Frau vögelt die halbe Mannschaft. Die Tür stand offen, also sind wir rein, da hat sie gerade McKenzie gebumst. Nachdem er gekommen ist, hat sie uns aufgefordert, mit ihr Sex zu haben.«
Der plötzliche Wechsel vom umgangssprachlichen ins förmlichere Register machte Anya stutzig.
»Ich fragte sie, ob sie ihr Einverständnis gebe, und sie bejahte. Sie schien den Akt sogar zu genießen und bat um mehr.«
Zu Garcias großer Erleichterung brachte die Bedienung jetzt die Getränke. Mit zwei Schlucken war das Glas halb leer.
»Ich habe deine Aussage gelesen, und genau so steht es da drin.« Ethan trank einen Schluck Bier. »Musstet ihr sie eigenhändig schreiben?«
Garcias Blick huschte von seinem Mannschaftskollegen zu Ethan.
»Sorry, blöde Frage. Natürlich habt ihr sie geschrieben. Sie sind von euch getippt und unterzeichnet. Was ich meinte, ist, hat
Weitere Kostenlose Bücher