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Wenn keiner dir glaubt: Thriller (German Edition)

Wenn keiner dir glaubt: Thriller (German Edition)

Titel: Wenn keiner dir glaubt: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Fox
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für die 18.«
    Roman schränkte ein. »Ich sage ja nicht, dass das richtig ist, aber es ist eben die gewalttätigste Sportart der Welt. Damit die Spieler immer wieder von Neuem antreten, werden sie von frühester Jugend an darauf getrimmt, sich von keinem Hemmnis aufhalten zu lassen, egal ob es ein gegnerischer Spieler ist, ein Wehwehchen oder ein Knochenbruch.
    Wenn wir unsere Zahlen hochrechnen, dürfen wir davon ausgehen, dass ein Lineman, wenn man Spiele und Übungseinheiten zusammennimmt, im Lauf einer Saison mehr als tausend Kollisionen wegstecken muss. Über die gesamte Karriere kann das zu schwersten Beeinträchtigungen führen. Bisher ging man davon aus, Depressionen und der Missbrauch von Alkohol und Drogen nach dem Karriereende hingen mit dem Verlust von Einkommen, Status und Prominenz zusammen. Diese Männer haben meist nichts anderes gelernt. Football ist alles, was sie von Kindesbeinen an kennen. Aber unsere Daten deuten darauf hin, dass der Sport selbst zu Depressionen, Affektstörungen und hochriskantem Verhalten führen kann, auch nach Ende der aktiven Laufbahn.«
    Das würde manches erklären. Die Überdosis, an der Robert Keller gestorben war, hatte womöglich tiefere Ursachen als eine Schmerzmittelabhängigkeit, selbst wenn eine Obduktion keinen Hinweis auf CTE ergeben sollte. Hätte er überlebt, er wäre womöglich schon in jungen Jahren schwer an Demenz erkrankt. Jahr für Jahr liefen in der Liga Tausende von Sportlern auf, das potenzielle Gesundheitsrisiko war also kaum zu überschätzen, ganz zu schweigen von den enormen Behandlungskosten und den Einbußen an Fähigkeiten und Lebensqualität. Sie dachte an Kellers Witwe mit dem kleinen Kind.
    Anya verstand, dass es sich um eine gewalttätige Sportart handelte, aber ihr fiel, vom Boxen abgesehen, kein anderer legaler Sport ein, bei dem die Ausübenden permanent ein derart hohes Risiko eingingen. Selbst Roman Bronstein redete vom Stadion wie von einem Schlachtfeld. Wenn man Tieren so etwas antäte, der öffentliche Aufschrei wäre ohrenbetäubend.
    Dieses Spiel wurde in der Schule gespielt, von Kindern, deren Gehirne noch nicht vollständig entwickelt waren. Stumm stand Anya da und verdaute die neuen Informationen.
    Eine Schädigung des Stirnlappens beeinträchtigte die Fähigkeit, überlegte Entscheidungen zu treffen, und führte zu einer Absenkung der allgemeinen Hemmschwelle. Vielleicht wäre Pete Janson abseits des Sportplatzes weniger gewalttätig gewesen, wenn er nicht ganz so viele Gehirnschäden erlitten hätte. Und womöglich wäre Kirsten Byrne großes Leid erspart geblieben. Robert Keller könnte noch am Leben und seinem Kind ein guter Vater sein.
    »Einem Dummy würde man so etwas nicht antun«, sagte Anya schließlich. »Es steht längst fest, zu welchen Schäden diese Kollisionen führen. In jedem anderen Forschungsfeld hätte ein ähnlich negatives Ergebnis sofort den Abbruch der gesamten Studie bewirkt.«
    Leske nahm die Harry-Potter-Brille ab und wischte die Gläser mit einem Taschentuch trocken. »Vor mehr als hundert Jahren gab es den Versuch, Football an den Eliteunis zu verbieten, weil es ein barbarischer Sport sei, der die Bildungseinrichtungen korrumpiert. Die Initiative hätte beinahe Erfolg gehabt.«
    »Und sehen Sie sich an, wo wir heute stehen«, sagte Roman. »Es ist eine riesige Industrie, für die es keine Rolle spielt, wie hoch die Arztkosten nach Verletzungen sind. Wenn wir das Massaker an unseren jungen Männern beenden wollen, müssen wir den Oberen des Sports verdammt eindrucksvolle Resultate vorlegen.«
    Leske notierte eine weitere Kollision. »Unsere Befunde werden Sprengstoff genug haben, wenn wir sie erst veröffentlichen. Die Ärzte, die die Spieler behandeln, sind bei den Clubs angestellt, es besteht also von Anfang an ein Interessenkonflikt.« Er sah auf den Sportplatz hinaus. »Sehr viele Menschen haben ein berechtigtes Interesse am Football und seinem fortdauernden Erfolg. Ich rechne nicht damit, dass ich es erleben werde, dass man uns für unsere Forschungen dankt. Wenn wir die Liga wirklich retten wollen, müssen wir die Sportler vor ihrem Sport beschützen.«

32
    Als Anya ins Hotel zurückkehrte, saß Ethan mit dem Laptop in der Lobby und knusperte ein Päckchen Cracker Jacks.
    »Schön, dass Sie wieder da sind, es gibt viel zu tun.«
    Sie fragte sich, was er wohl glaubte, dass sie den ganzen Tag getan hatte. Sie jedenfalls wollte sich erst einmal nur hinsetzen und einen Kaffee trinken. Ethan

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