Wenn keiner dir glaubt: Thriller (German Edition)
Überzeugung festhalten, dass hinreichende materielle Beweise vorlagen, die Kirsten Byrnes Aussagen stützten. In Anbetracht der Spielerbiografien ging sie nach ihrer bisherigen Einschätzung und Erfahrung davon aus, dass zumindest einige der Männer mit hoher Wahrscheinlichkeit auch in Zukunft Gewalt gegen Frauen ausüben würden.
»Ich muss auf meinem Zimmer noch arbeiten.«
Sie griff nach der Handtasche und ging zur Tür.
»Was ich Ihnen noch sagen wollte, Sie hatten recht.« Ethan wandte den Blick nicht vom Monitor. »Es gab an Jansons und Kellers Highschool tatsächlich mal einen Vorfall. Sie steckten beide mit drin. Ein ehemaliger Teamkamerad der beiden erinnert sich, dass da mal was vertuscht wurde, er wusste aber nicht was. Die Sache kam nie in die Zeitungen oder vor Gericht.«
Sie drehte sich um. »Sie glauben, die beiden Todesfälle waren kein Zufall?«
»Das wissen wir erst, wenn ich hinfahre und der Sache auf den Grund gehe.«
40
Auf ihrem Zimmer las Anya ihre E-Mails durch. Ihre Sekretärin hatte alles im Griff und drängte sie in ihrer gewohnt mütterlichen Art, auch wirklich so lange zu bleiben, wie die Umstände es erforderten oder sie Lust hatte. Es folgten mehrere Bitten um Gutachten, die aber allesamt warten konnten, bis sie zurück wäre. Sie antwortete jedes Mal, dass sie gerne bereit sei, ein Gutachten zu erstellen. Es brachte schließlich nichts, einen Auftrag abzulehnen, die freiberufliche Tätigkeit bedeutete zwangsläufig, dass man nie wusste, wann der nächste Auftrag kam.
Da die offiziellen Lehrgangsverpflichtungen beendet waren, brauchte sie nur noch den Bericht fertigzustellen.
Und was Janson anging, so würde ein Gerichtsverfahren wegen Tod durch Fremdverschulden neurologische, psychiatrische, genetische und ethische Expertenmeinungen jedes Sachverständigen im ganzen Land provozieren – war doch ein Suizid ebenso denkbar wie die Erkrankung an CTE . Sie hatte das Thema vor der Clubführung der Bombers zur Sprache gebracht, das reichte aus.
Ein paar kurze Tage noch, und sie wäre wieder zu Hause.
Nur die Videoaufzeichnung der Frau an Jansons Seite beschäftigte sie. Wer war sie, und wie hätte sie Janson töten können? Für eine Frau von ihrer Statur wäre es ein Ding der Unmöglichkeit, ihn im betäubten Zustand in den Schrank zu schaffen. Er musste willentlich an dem sexuellen Akt mitgewirkt haben. Es konnte gut sein, dass sie ihre Identität verborgen hatte, weil sie jemand war, den man hätte erkennen können. Die Frau oder Freundin eines anderen Spielers zum Beispiel.
Es wäre nicht der erste Bruch des Mannschaftskodex mit der Partnerin eines Mitspielers. Damit hätte ihr Mann ein Motiv, Janson zu töten – wenn er davon erfuhr.
Andererseits hatte Pete mit seinem Sexualverhalten etlichen Frauen Leid zugefügt, und er schien geübt darin, sich Feinde zu schaffen. Terri Janson hatte eine bravouröse schauspielerische Leistung hingelegt, Anya hielt sie jedoch für ebenso berechnend wie gleichgültig. Womöglich hatte sie sich das aber nur angewöhnt, weil sie Jansons private Eskapaden so lange aushalten musste.
Auch wenn es nicht zum Gerichtsverfahren mit Darla Pinkus gekommen war, hatte Terri doch erfahren müssen, dass ihr Ehemann Stammgast eines Stripclubs war und mit einer der Tänzerinnen dort Sex gehabt hatte, zudem hatte er in seinem Polizeiprotokoll den Geschlechtsverkehr mit Kirsten Byrne eingeräumt.
Terri hatte zwei Mädchen zu beschützen. Dass Janson verstorben war, ehe er wegen der Vergewaltigung Kirsten Byrnes angeklagt werden konnte, war in gewisser Hinsicht das Beste für die Familie.
Sie fragte sich, ob Terri Janson die Frau mit der Sonnenbrille und dem Kopftuch war. Ehefrauen waren auf den Hotelzimmern nicht geduldet, und es wäre dem Trainer im Zweifelsfall ein Leichtes gewesen, sich die Überwachungsvideos zu besorgen. Gut möglich, dass Dorafino sie für eine Dritte gehalten hatte, als er sie gehen hörte.
Auch die Verbindung zwischen Robert Keller und Janson gab ihr zu denken. Offenbar waren sie auf der Highschool in etwas verwickelt gewesen, was man unter den Teppich gekehrt hatte. Beide waren innerhalb kürzester Zeit in derselben Stadt gestorben, und Anya glaubte nicht an Zufälle.
Sie beschloss, die Berichte am nächsten Morgen abzufassen und danach mit Ethan über ihre Mutmaßungen zu sprechen.
Während sie sich bettfertig machte und auszog, wanderten ihre Gedanken zu dem Privatdetektiv, mit dem sie eine so lange, intensive Zeit
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