Wenn keiner dir glaubt: Thriller (German Edition)
und konnte angesichts der vielen Männer und fehlenden Frauen, die ihn betraten, nur eine Schwulenbar sein. Endlich wurde ihr klar, was so lange an ihrem Unterbewusstsein genagt hatte.
Es war möglich, dass nur vier der fünf Männer im Zimmer mit Kirsten Byrne Sex hatten, obwohl alle fünf es eingestanden hatten. Dorafino und Clark hatten ausgesagt, Alldridge habe Kirsten für sich allein haben wollen und verhindert, dass weitere Männer ins Zimmer kamen. Denkbar, dass er sie beschützen wollte und nur vorgegeben hatte, mit ihr geschlafen zu haben, um vor den anderen nicht das Gesicht zu verlieren.
Seine Homosexualität würde erklären, weshalb er sie nicht vergewaltigt hatte, und er wollte offensichtlich nicht, dass irgendjemand davon erfuhr. Was aber überhaupt nicht einleuchtete, war, wieso er, auf die Gefahr hin, für etwas angeklagt zu werden, was er nie getan hatte, den Geschlechtsverkehr mit Kirsten zugeben sollte. Riskierte er damit doch eine Gefängnisstrafe und das endgültige Ende seiner Karriere.
Sobald Alldridge in der Bar verschwunden war, konzentrierte sie sich ganz auf Ethan. Ein groß gewachsener Mann stellte seinen Wagen ab, stieg aus und kam schnurgerade auf den Privatdetektiv zu. Ohne Vorwarnung boxte er Ethan an die Wand des nächsten Gebäudes. Sie wurden von den Schatten verschluckt, dann taumelte Ethan zurück ins Blickfeld und bekam einen Schlag an die Schläfe. Er kippte vornüber und ging mit dem nächsten Fausthieb zu Boden. Der Hüne versetzte ihm einen Tritt in die Niere, und er krümmte sich unter dem nächsten Schlag an die Schläfe.
Hektisch drehte Anya den Zündschlüssel, sie stieg aufs Gaspedal, und der Wagen schlitterte auf die beiden zu. Sie blendete die Scheinwerfer auf und hupte so laut es ging. Ehe der Angreifer flüchtete, hörte sie ihn brüllen. »Dreckiger Perversling, widerlicher Scheißbastard.«
Und dann sah sie die Wollmaske über seinem Gesicht.
Anya legte eine Vollbremsung hin, stieß die Tür auf und rannte auf Ethan zu. Er war ohne Bewusstsein, atmete aber.
Inzwischen waren etliche Männer aus dem Club gekommen und boten Hilfe an. Einer verständigte den Notruf, und Anya bemühte sich, Ethan zu untersuchen. Er blutete stark am Kopf. Sein Puls war schwach. Wahrscheinlich hatte er innere Blutungen.
»Es wird alles gut«, wisperte sie immer wieder in der Hoffnung, dass es wahr würde, wenn sie es nur oft genug wiederholte.
41
Anya saß im Wartezimmer und betete stumm, dass Ethan gesund würde. Der Chirurg hatte nach den Tritten gegen Kopf und Nieren des am Boden Liegenden eine Schädelfraktur und ein perirenales Hämatom festgestellt. Derzeit wurde er künstlich beatmet, um den Druck vom Schädelinneren zu nehmen und beurteilen zu können, ob die Niere entfernt werden musste.
Sein Zustand war unverändert kritisch.
Sie saß da und barg das Gesicht in den Händen, an denen sein Blut klebte, wo sie ihn nach der Prügelattacke an Gesicht und Schädel berührt hatte. Zwei Polizisten in Uniform trafen ein und sprachen leise mit der Krankenschwester. Sie kamen zu ihr, nahmen die Mützen ab und setzten sich. Einer hielt eine braune Tüte mit Ethans Armbanduhr, Geldbeutel und Schlüsselbund in der Hand.
»Verzeihung, Ma’am, wir hätten ein paar Fragen …«
Anya blickte auf. »Sein Name ist Ethan Rye.«
»Können Sie uns schildern, was geschehen ist?«
Sie holte tief Luft. »Er ist Privatermittler und folgte jemandem zu diesem Club.«
Die Polizisten sahen sich an. »Vlada?«
Anya nickte, als der Name ihr wieder einfiel. »Ihm blieb nicht einmal die Zeit hineinzugehen, als dieser Mann sich auf ihn stürzte.«
»Können Sie ihn beschreiben?«, fragte der, der sich Notizen machte.
Sie bemühte sich, sich auch das kleinste Detail ins Gedächtnis zu rufen, das hilfreich sein konnte. »Er sah nach einem Footballer aus, bullig. Er trug dunkle Kleidung, und ich glaube, er hatte eine Maske über dem Gesicht.«
»Wissen Sie, wer einen Grund haben könnte, Mr Rye etwas anzutun?«
Sie dachte an die Szene am früheren Abend. »Ethan wurde heute Abend im Hotel von einem entlassenen Spieler der Bombers bedroht, Clark Garcia. Er sagte, das werde Ethan teuer zu stehen kommen. Der Portier und zwei Wachleute waren Zeugen.«
»Ma’am, ist Ihr Bekannter homosexuell?«
Anya sah auf. »Was? Nein.«
»Sind Sie sicher? Er war auf dem Weg in eine Schwulenbar, und wir haben Anlass, von einer homophoben Tat auszugehen. Es gibt mehrere Zeugen, die hörten, wie der Angreifer
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