Wenn keiner dir glaubt: Thriller (German Edition)
Hirnfunktion hatte er nichts gesagt.
»Setzen Sie sich ein Weilchen zu ihm, ich gönne mir inzwischen eine Pause.« Er stand auf und ging an Anya vorbei. Sie tätschelte ihm zärtlich den Arm und setzte sich auf den Stuhl neben dem Bett.
Nach einer halben Stunde fingen Ethans Lider zu flattern an und blieben endlich lange genug offen, damit er Teile des Zimmers wahrnehmen konnte. Schließlich gelang es ihm sogar, sie mit seinem geschundenen, geschwollenen Gesicht anzulächeln.
»Welch Freude für meine armen Äuglein«, lallte er.
Er erkannte sie, noch ein gutes Zeichen. Sie drückte ihm die Hand, und er döste wieder weg. Sein Körper brauchte jetzt Zeit und seine ganze Kraft, um sich zu erholen.
Mit hängenden Schultern stand Buffet in der Tür und sah zu.
»Können wir reden?«
Anya nahm an, es ginge um Ethans Zustand.
Sie setzten sich auf die Couch im Wartesaal.
»Ich kann Ihnen das nicht schonender beibringen. Masterton und Kitty wünschen nicht, dass Catcher länger für die Bombers tätig ist.«
Anyas Blutdruck schnellte in die Höhe. »Er ist gefeuert?«
Buffet wirkte noch ausgelaugter als zuvor schon. »Es liegt mir fern, ihn vor die Tür setzen zu wollen, aber Masterton hat sehr deutlich gemacht, dass er keinen Wert darauf legt, dass Catcher – und Sie – noch irgendetwas mit den Angelegenheiten des Teams zu schaffen haben. Ich habe ihn noch nie so wütend erlebt.«
Anya konnte nicht fassen, was der alte Mann da sagte. »Wütend weshalb? Weil etliche seiner ach so wertvollen Spieler Vergewaltiger sind, oder weil er Angst hat, seine Kirche könne besudelt werden? Daran ändert er auch mit Ethans Rausschmiss nichts.«
Buffet ließ sich in die Rückenlehne sinken. »Masterton macht es nichts aus, wenn er den Überbringer der schlechten Nachricht erschießt. Und Kitty steht hinter ihm. Ich weiß nicht, ob ich noch die Energie habe, mich ihnen zu widersetzen.«
Anya war klar, dass Buffet am Ende seines Weges angekommen war. Seine Partner machten gemeinsam gegen ihn und seine Entscheidungen Front.
»Ihnen muss klar sein, dass etliche Leute sehr viel Geld mit Janson verdient haben und sein guter Ruf alles war. Trotz all seiner Fehler tut Masterton Gutes für die Allgemeinheit. Er hat Angst, dass seine wohltätigen Projekte unter einem Skandal wie mit dieser Byrne massiv leiden könnten. Mehrere dieser Unternehmungen finanziert er mit den Gewinnen aus dem Club, Schutzhäuser für Frauen und Kinder zum Beispiel. Er hilft unterprivilegierten Jugendlichen und gibt denen Arbeit, die sie am nötigsten brauchen.«
Um sich selbst machte Anya sich keine Sorgen, aber Ethan hatte so etwas nicht verdient. Er war infolge seines Einsatzes für das Team lebensgefährlich verletzt. Ohne die Anweisungen der Clubbesitzer wäre er Lance Alldridge nie gefolgt. Und dass er Garcias Unfähigkeit zu lesen aufgedeckt hatte, war Teil seines Auftrags – zu untersuchen, ob Kirsten Byrnes Anschuldigungen gerechtfertigt waren. Und nun wollten sie auf einmal nichts mehr mit ihm zu schaffen haben. Unwillkürlich musste sie an Cheree Jordan denken, die Kirsten auf die Straße gesetzt hatte.
»Masterton hilft niemandem außer sich selbst. Er verdient sich ungestraft an Spielern dumm und dämlich, die Frauen vergewaltigen, was aber angeblich nichts ausmacht, weil er zum Ausgleich ja ein paar Frauenhäuser finanziert. Er hält einfach kurz die andere Wange hin, wenn es ihm gerade in den Kram passt.«
»Der Sport verändert sich, und ich bin zu alt, um mich darauf einzulassen.« Buffets Gesicht fiel mehr und mehr in sich zusammen, und er starrte ins Leere. »Diese Kopfverletzung bei Janson. Ich habe ihm befohlen weiterzuspielen, wie so vielen anderen über die Jahre. Mit dieser Schuld muss ich leben.«
Er machte ihr Angst. »Was wollen Sie mir in Wirklichkeit sagen?«
Eine unbehagliche Stille trat ein, und Anya fragte sich, ob er sie überhaupt gehört hatte. Es dauerte noch eine Weile, dann antwortete er. »Ich trage mich mit dem Gedanken, meinen Anteil des Clubs noch vor Saisonbeginn zu verkaufen.«
Das war alles? Keine weitere Erklärung? Diesem Mann war der Sport sein Ein und Alles, und das wollte er einfach hinwerfen?
Anya versuchte zu verarbeiten, was soeben geschehen war. Ethan war wahrscheinlich seinen Job los, sie konnte den Heimweg antreten, und Buffet dürfte bei den Bombers nichts mehr zu sagen haben. Ethan wäre am Boden zerstört, wenn er das erführe.
Immer noch völlig benommen ließ sie Buffet auf der Couch
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