Wenn Liebe die Antwort ist, wie lautet die Frage? - Lilias Tagebuch
freiwillig und sage, dass ich die Plakate verfasst habe.«
»Das tust du nicht!« Tom wurde richtig laut, aber als er merkte, dass unsere Deutschlehrerin auf uns aufmerksam wurde, senkte er schnell die Stimme. »Was soll das bringen? Es geht UNS doch gar nicht darum, wer die Plakate geschrieben hat. Das ist ein Nebenschauplatz, auf dem der Maki sich da tummelt. Absichtlich tummelt! Er will nicht auf unser Anliegen eingehen, das sieht man an dieser Mail. Aber Fakt ist, dass ein großer Teil der Schüler den Spendenmarathon in dieser Form nicht will und nicht mitmachen wird. Und deswegen darf er so nicht stattfinden. Es wird höchste Zeit, dass an dieser Schule Gemeinschaftsaktionen auch wirklich was von allen für alle sind.«
»Okay«, gab Felix ihm recht. »Darum geht es uns. Aber das weiß Herr Makel ja nicht. Dass wir so viele sind, meine ich. Er denkt, dass da so eine Handvoll Chaoten aus der 10 b ihr eigenes Ding machen will und dass er das verhindern kann, wenn er Druck ausübt. Deswegen die Mail. Er will dich einschüchtern, er hält dich ja für den Kopf unserer kriminellen Vereinigung.«
»Stimmt«, sagte Tom. »Ich bin hier so was wie der Pate. Aber der Maki blufft. Das mit dem Bußgeld und den Sanktionen ist Quatsch.«
»Echt?« Für mich klang das ziemlich realistisch.
Tom lächelte mich aufmunternd an. »Ja. Ich habe mich heute früh im Internet schlaugemacht. An allem, was Herr Makel schreibt, ist schon ein Körnchen Wahrheit dran. Aber er hat das ziemlich aufgebauscht. Man muss auf politischen Druckschriften eine Kontaktadresse angeben. Aber ob dein Plakat jetzt wirklich eine politische Druckschrift ist, scheint mir fraglich. Und selbst wenn: Die Gefängnisse in diesem Land sind nicht gerade überfüllt mit Leuten, die Plakate ohne Adresse aufgehängt haben. Und zum Thema Schulpflicht: Klar, wir müssen in die Schule, so steht es im Gesetz. Aber wenn 300 Schüler ein einziges Mal wegen einer guten Sache unentschuldigt fehlen,kann der Maki daraus wohl kein großes Ding machen. Er kann ja nicht gut 300 Eltern vorladen oder 300 Leute vom Unterricht ausschließen. Damit ruiniert er sich seinen Ruf.«
»Also kann uns nichts passieren?« Maiken wirkte erleichtert und mir ging es genauso. Wir konnten gerade beide zu Hause nicht noch mehr Stress gebrauchen. Ich habe genug Ärger mit Paps, und sie mit ihren Eltern, die gerade ihre Scheidung aushandeln.
»Nee, ganz so ist es dann doch nicht.« Tom lehnte sich vor, nahm einen Zettel und malte darauf zwei große Fragezeichen. »Wir haben zwei Probleme. Passt auf: Herr Makel kann nichts gegen uns unternehmen, solange er uns keine miesen Motive unterstellen kann. Wenn wir uns für eine gute Sache einsetzen und er uns bestraft, käme das ja sehr unpädagogisch rüber. Aber jetzt kommen die beiden Probleme. Erstens: Die Sache wächst uns gerade ein bisschen über den Kopf. Wir haben zu viele Fans und wir können nicht für alle die Hand ins Feuer legen. Wenn einige davon einfach nur die Schule schwänzen statt zu jobben und zu spenden, dann schadet das der gesamten Aktion. Wenn das rauskommt, hat der Maki alle Sympathien auf seiner Seite und dann wird er uns, speziell mich, genussvoll stellvertretend für alle anderen bestrafen.«
»Wie denn? Klingt nach Folter.« Fabi sah Tom besorgt an.
»Das lässt sich schwer vorhersehen. Vielleicht müssen wir nachsitzen. Oder das ganze Schulhaus putzen. Oder er droht mir mit Schulausschluss für ein paar Tage, wobei ich nicht glaube, dass er das durchsetzen kann.«
»Also, das überleben wir«, urteilte Felix. »Und das zweite Problem?«
»Ist eher so ein moralisches«, erklärte Tom. »Wir verhalten uns schon jetzt nicht ganz fair. Wie du eben schon gesagt hast, weiß Herr Makel nicht, dass sehr viele Schüler gegen den Spendenlauf sind. Wenn ihm aber keiner sagt, was Sache ist, hat er ja gar nicht die Chance, auf uns einzugehen und das Konzept zu ändern.«
»Wir haben es ihm doch gesagt und er hat das Gespräch abgewürgt.« Maiken verschränkte empört die Arme vor der Brust.
»Das war zwischen Tür und Angel und er wusste nicht, dass wir damit die Meinung von vielen wiedergegeben haben.«
»Oha«, murmelte Fabi. »Wir sollen also noch mal mit ihm reden? Na, wenn er uns dann foltert, dann werden wir vielleicht doch noch heiliggesprochen.«
»Hmmm«, überlegte Dana. »Ich glaube zwar nicht, dass er einlenkt, aber wir sollten wohl wirklich Diskussionsbereitschaft signalisieren. Das kommt immer gut.«
»Wie
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