Wenn Liebe die Antwort ist, wie lautet die Frage? - Lilias Tagebuch
sie. »Falls du da bist, geh mal dran, es ist wichtig.«
»Geh ruhig dran, Tommilein, wenn es sooo wichtig ist.« Ich lehnte mich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust.
»Es ist nicht wichtig«, sagte Tom und stand auf. »Ich will jetzt nur eins.«
Was das war, habe ich nicht mehr erfahren. Cassie winselte plötzlich, erhob sich, gab merkwürdig pumpende Geräusche von sich und erbrach sich mitten auf den Küchenboden. Gleichzeitig klingelte das Telefon im Flur und die Türklingel schrillte laut durchs Haus. Durch das Küchenfenster sahen wir Felix, er klopfte an die Scheibe.
23.30 Uhr Nein, wirklich, ich glaube, Tom und ich hatten heute keine einzige Chance, zu zweit allein zu sein. Wir haben diesen Plan dann auch aufgegeben, unsere Handys wieder eingeschaltet und uns den Problemen gestellt, die da auf uns einprasselten. Ich fang mal mit den kleinen an und arbeite mich langsam hoch bis zu den Katastrophen …
Problem 1, Felix: In zehn Tagen ist Abschlussball. Er möchte unbedingt mittanzen und würde gern Maiken fragen, ob sie seine Partnerin sein möchte. (Wow! Es scheint wirklich zwischen den beiden zu funken. Ich hätte fast gequiekt, als er das sagte, schaffte es aber gerade noch, ein neutrales Pokerface zu machen.) Felix hat aber ein Problem: Mit seiner schmerzenden Hüfte kann er höchstens die langsamen Tänze mitmachen. Walzer, Tango, Rumba, vielleicht einen Foxtrott. Einen Jive oder eine Samba packt er nicht. Und er denkt, es wäre ja doof,wenn Maiken bei diesen Tänzen aussetzen müsste. (Sie würde das bestimmt anders sehen!)
Mein überaus diplomatischer Lösungsvorschlag: Er soll Maiken einfach fragen. Und wenn sie ja sagt, soll er beim Ball die langsamen Tänze mit ihr tanzen. Bei den schnellen springt dann Tom für ihn ein. Ich muss nämlich bei den schnellen Tänzen auch aussetzen, mit meinem Fuß, der nach meiner Flucht vor der wütenden Auerochsenkuh immer noch nicht ganz geheilt ist, schaffe ich die auch nicht. (Und selbst wenn, dann würde ich das jetzt nicht mehr zugeben!)
»Ob Maiken das nicht zu kompliziert findet, erst ich, dann Tom, dann wieder ich?«, fragte Felix.
Natürlich nicht. Aber das konnte ich ihm natürlich nicht sagen. »Och, glaub ich nicht. Frag sie einfach«, habe ich ihm deswegen mit möglichst unergründlicher Miene geraten.
Problem 2, der Abschlussball: Ich brauche ein Ballkleid. Fast alle anderen haben schon eins. Aber wo soll ich das herzaubern? Mama ist ja nicht da und Paps ist dafür nicht so die ideale Begleitung. Ich könnte natürlich mit Dana oder Maiken losziehen. Aber ob Paps wohl gerade in der richtigen Stimmung ist, mir ein teures Kleid zu bezahlen? Eher nicht. Zumal er vermutlich nicht glaubt, dass so wenig Stoff so viel Geld kosten kann. Die Dinger sind aber ziemlich teuer. Und dann braucht man ja auch noch Schuhe. Schwierig. Noch keine Lösung in Sicht.
Problem 3, Vicky: Sie ruft Tom dauernd an und will sich allein mit ihm treffen. Er will mir nicht sagen, um was es geht, es ist ja bekanntlich »was Privates«, und er will sich tatsächlichmit ihr treffen, sobald er Zeit hat. Nicht, weil er das wirklich selbst will, sondern weil es wichtig für sie ist. Und ich soll ihm vertrauen, findet er, es sei alles in Ordnung, kein Grund für Misstrauen und Eifersucht.
Ich vertraue Tom. Wirklich. Trotzdem finde ich das obermegamerkwürdig und Vicky vertraue ich keinen Millimeter weit. Muss ich auch nicht, sagt Tom. Es reicht, wenn ich ihm traue. Typisch Mann! Es reicht eben nicht. Ich fühle mich ausgeschlossen, wie ein kleiner Hund, der leider draußen bleiben muss. Und ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, was da los ist. Ich glaube, Vicky will bloß wieder im Mittelpunkt stehen und mich ärgern. Und Tom ist einfach zu gutmütig, um das zu merken. Aber das ist seine Sache, DAS GEHT MICH NICHTS AN , er gehört mir ja nicht, er kann sich treffen, mit wem er will. Nur: Was mach ich mit meiner Wut? Ich möchte jemanden anfallen und beißen, wenn ich nur daran denke. Aber das tut man nicht. Grrr.
Problem 4, Dana. Sie braucht jemanden, der morgen Zeit für sie hat, und dieser jemand soll etwas zusammen mit ihr erledigen, was sie sich alleine nicht traut. Er soll keine Fragen stellen und einfach nur die Klappe halten und mitgehen. Und dieser jemand soll ich sein.
Ja, natürlich mach ich das für Dana. Trotz Hausarrest. Und obwohl ich echt auch mal gern mit Tom allein wäre. Natürlich werde ich die Klappe halten. Ich wüsste nur schon gern,
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